Moosbrugger: EU-Strategie – Nachhaltigkeit nur gemeinsam mit Landwirtschaft

Nicht nur in Sachen Tierwohl ist Österreichs Landwirtschaft vorne. FOTO: agrarfoto.com

“Die Europäische Kommission hat heute mit der ‘Farm-to-Fork’-Strategie und mit der Biodiversitätsstrategie zwei Säulen des Green Deal vorgestellt. Sie sollen Basis für sichere und qualitätsvolle Lebensmittel und eine intakte Umwelt sein. Wir begrüßen diese Initiativen und sind der Ansicht, dass sie wesentlich dazu beitragen können, die EU nach der Corona-Krise wieder voranzubringen. Jedoch müssen Ziele und Maßnahmen beider Strategien in sich widerspruchsfrei und mit anderen Bereichen, wie der Gemeinsamen Agrarpolitik, kompatibel sein. Die Eigenversorgung mit Lebensmitteln als Ziel ist zu begrüßen, die Reduktion von Eiweißimporten aus Übersee ebenso. Das steht aber im Widerspruch mit dem Plan, weitere landwirtschaftliche Nutzflächen aus der Produktion zu nehmen. Das Ziel, den Einsatz von Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln und Antibiotika zurückzuschrauben, scheint eher der veröffentlichten Meinung als einer wissenschaftlichen Basis entsprungen. In jedem Fall bedarf es alternativer Ansätze und moderner Züchtungsmethoden, da sonst die Ernährung der EU-Bevölkerung nicht gesichert werden kann. Grundsätzlich müssen im Sinne der Wettbewerbsgleichheit für importierte Lebensmittel dieselben Regeln gelten wie für die EU-Produzenten, sonst kann das nicht funktionieren”, stellte Landwirtschaftskammer (LK) Österreich-Präsident Josef Moosbrugger fest und ergänzte: “Mehr Nachhaltigkeit kann es nur gemeinsam mit der Landwirtschaft und in Partnerschaft mit den Konsumenten geben.”

Vorreiter belohnen, Bio am Markt orientieren

“Die heimischen Bäuerinnen und Bauern sind in Sachen Bio-Landwirtschaft und Tierwohl europaweit Vorreiter. Jene, die heute schon Lebensmittel nachhaltig produzieren, sollten daher nicht durch ein Regelwerk, das alle über einen Kamm schert, bestraft, sondern im Gegenteil, durch Anreize belohnt werden. Weiter ist es vernünftig, das Bio-Wachstum nicht per Dekret zu verordnen, sondern mit dem Markt zu entwickeln. Ein verordnetes Ansteigen der Bio-Landwirtschaft auf EU-weit 25% würde die Bio-Produktion verdreifachen. Daher spricht sich Österreich als Vorreiter in diesem Segment dafür aus, dass Bio mit dem Markt mitwachsen soll”, so Moosbrugger weiter.

Konsumenten wollen Herkunftskennzeichnung

“Ohne Konsumenten kann keines der Ziele dieser Strategien erreicht werden. Um aber bewusst zu regionalen Produkten zu greifen, muss deren Herkunft ausgezeichnet werden. Eine transparente Herkunftskennzeichnung ist auch ein wirksames Instrument der Handelspolitik, weil es dem Konsumenten signalisiert, dass er ein Produkt kauft, das nach höchsten Standards erzeugt worden ist. Daher darf eine praktikable EU-weite Umsetzung nicht weiter hinausgeschoben werden”, verlangte Moosbrugger.

Klimawandel Hauptverursacher von Biodiversitätsverlust

“Die Folgen des Klimawandels sind der Haupttreiber des Verlustes an Biodiversität. Dennoch ist die EU-Strategie ausschließlich auf die Landwirtschaft ausgerichtet. Die Landwirtschaft kann nicht alleine gutmachen, was andere Bereiche, wie der Verkehr, durch intensiven Einsatz von fossilen Rohstoffen an Schäden anrichten. Noch mehr Flächen aus der Produktion zu nehmen, ist keine Lösung. Dem Klima hilft es nur, wenn die Verwendung von Erdöl, Erdgas oder Kohle stark eingeschränkt wird. In diesem Bereich braucht die Biodiversitätsstrategie einen ganzheitlichen Ansatz, soll sie auch tatsächlich greifen”, schlug Moosbrugger vor.

EU-Landwirtschaft konkurrenzfähig halten

“Die Bäuerinnen und Bauern sorgen tagtäglich dafür, dass die Regale voll und die Tische gedeckt sind. Dazu benötigen sie jedoch genügend Produktionsgrundlagen, allen voran Ackerboden, der nicht Asphalt, Beton und falsch verstandenem Naturschutz zum Opfer fallen darf. Und sie brauchen moderne Produktionsmethoden, um alle Ressourcen auszuschöpfen. Die EU-Landwirtschaft produziert heute schon nach den weltweit höchsten Standards. Nur wenn sie international konkurrenzfähig bleibt, kann es gelingen, ausländische Billignahrungsmittel vom europäischen Markt fernzuhalten”, so Moosbrugger.

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