Während die Zahl von Coronavirus-Infektionen weltweit steigt, fielen Preise für Getreide und Ölsaaten wie auch für Schweinefleisch an den großen Agrarbörsen in den vergangenen Tagen deutlich wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr, auch weil immer mehr Erkrankungsfälle außerhalb Chinas verzeichnet werden. Wobei die Preispirale nach unten ausschließlich von Angst und negativer Stimmung getrieben werde und nicht von den fundamentalen Daten von Angebot und Nachfrage, wie Marktbeobachter meinen, die von panikartigen Aktionen an den Börsen berichten. Meldungen vom stockenden Container-Handel mit China dominieren die Befürchtungen ebenso wie die kaum zu stoppende Verbreitung der Krankheit mit anhaltenden Auswirkungen wie Lieferunterbrechungen und Absatzrückgängen.
Die Folgen einer möglichen Pandemie für den globalen Agrarhandel sind aktuell jedenfalls nicht abzuschätzen. Erste handfeste Einbußen gibt es längst auch in der Landwirtschaft, etwa im Bereich Milch, speziell in China. Laut Experten der holländischen Rabobank könnte der wegen Covid-19 geringere Milchkonsum auch weltweit bis zum Jahresende zu 5 Prozent weniger Milchabsatz und 25 Prozent weniger Milchimporten ins Reich der Mitte führen, verbunden mit massivem Preisverfall und steigender Milchpulverproduktion.
Indes schreien in Italien die großen Landwirteverbänden Feuer, weil von den Produzenten von Agrarprodukten nun aus Angst vor Virus-verseuchten Lebensmitteln zusätzliche Garantien und Zertifizierungen verlangt werden.
In Deutschlands betonten Agrarministerin Julia Klöckner sowie Wissenschaftler der Universität Greifswald, es sei nach aktuellem Wissensstand wegen der relativ geringen Umweltstabilität der Viren unwahrscheinlich, dass importiere Lebensmittel mit dem Coronavirus infiziert sein könnten. Es gebe keinen Nachweis, dass sich Menschen über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder auch durch importierte Gebrauchsgegenstände mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben.
Nichts desto trotz gilt es derzeit, im Alltag besonders die allgemeinen Regeln der Hygiene wie regelmäßiges Händewaschen zu beachten und größere Menschenansammlungen zu vermeiden. In der Schweiz wurde deshalb vorsorglich die AgriMesse in Thun geschlossen. Und in Brüssel sperrte das EU-Parlament für die kommenden drei Wochen seine Besuchergalerie.
Moosbrugger: Coronavirus zeigt Wichtigkeit regionaler Versorgung
“Die Coronavirus-Krise führte zu ausgeräumten Regalen in den Supermärkten. Das zeigte den Österreicherinnen und Österreichern drastisch, dass es bei Weitem nicht selbstverständlich ist, Lebensmittel überall und jederzeit zu bekommen, denn Ernährungssicherheit kann man nicht importieren. Wir müssen in unserem Land selbst die Voraussetzungen dafür schaffen, um die Bevölkerung im Ernstfall ernähren zu können. Wer bewusst zu heimischen Lebensmitteln greift, der sichert die Existenz unserer Bauernfamilien und garantiert sich selbst die beste Krisenvorsorge. Um das zu erleichtern, ist die auch im Regierungsprogramm enthaltene verpflichtende Herkunftskennzeichnung rasch umzusetzen”, stellte Landwirtschaftskammer Österreich-Präsident Josef Moosbrugger fest und ergänzte: “Versorgungsengpässe bei Handys oder Laptops können zwar ärgerlich sein, solche bei Lebensmitteln hingegen haben eine ganz andere Dimension. Daher ist eine sichere regionale Versorgung von so großer Bedeutung.”
“In manchen politischen Kreisen gibt es tatsächlich Menschen, die ernsthaft darüber diskutieren, die produzierende Landwirtschaft in Europa einzustellen und die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmittelimporten sicherzustellen. Nun zeigt sich, dass als eine der ersten Auswirkungen des Coronavirus weltweite Liefer- und Handelsketten gestört wurden oder gar zusammengebrochen sind. Wenn die gesamte EU nicht ein funktionierendes Netz von rund 10 Mio. bäuerlichen Betrieben hätte, müssten sich rund 500 Mio. Menschen tatsächlich um ihre Ernährung Sorgen machen. Solange jedoch Bäuerinnen und Bauern tagtäglich dafür sorgen, sind auch Krisen leichter zu bewältigen. Daher brauchen wir für unsere Betriebe auch Rahmenbedingungen, damit diese weiterhin ihre umfassenden Leistungen erbringen können”, so Moosbrugger.
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- MERS CoV Chinese Infection Corona Virus Masked Girl On The Background Of The City In Smog, The Concept Of The Epidemic Of The Virus In China: shintartanya – stock.adobe.com