Arbeitszeit und Abschreibungen für Investitionen sind entscheidende Einflussfaktoren für den wirtschaftlichen Erfolg.

Nach zwei überdurchschnittlich guten Jahren waren die Einkommen der heimischen Landwirte 2023 wieder im Sinken begriffen. Wie vorläufige Ergebnisse der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung der Statistik Austria belegen, ging das landwirtschaftliche Faktoreinkommen je Jahresarbeitseinheit 2023 real um mehr als ein Fünftel zurück, der Nettounternehmensgewinn je nicht entlohnter Arbeitsstunde brach gar um 29,8 Prozent ein (nachdem er 2022 um fast ebenso viel gestiegen war). Auch in der Forstwirtschaft fiel der Nettounternehmensgewinn um nahezu 4 Prozent und belief sich für den gesamten Sektor auf rund 0,8 Mrd. Euro.

Prof. Kirner: „Dass die Einkommen zurückgehen werden, war absehbar.“

„Dass die Einkommen zurückgehen werden, war absehbar“, kommentiert Leopold Kirner, Leiter des Instituts für Unternehmensführung an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, die vorliegenden Zahlen. 2022 sei „relativ betrachtet ein extrem gutes Jahr“ gewesen und das über alle Betriebsformen hinweg. Während die Tierproduktion stagnierte, der Schweinebereich sogar Zugewinne verzeichnete, hätten im Ackerbau nun die stark gestiegenen Betriebsmittelpreise „voll durchgeschlagen“, die Kostenlast sei, verbunden mit sinkenden Erzeugerpreisen, entsprechend gestiegen. Auch der Wegfall der Covid- 19-Unterstützungen habe die Bilanzen gedrückt, so Kirner. „Wir müssen in der Landwirtschaft damit leben, dass es Pendelbewegungen nach oben und unten gibt“, teilt er außerdem noch mit.

Einkommensschere klafft auseinander

Umso spannender die Ergebnisse einer Studie, die Kirner in Zusammenarbeit mit der LBG Österreich, der LK Oberösterreich, der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen sowie dem Landwirtschaftsministerium durchführte. Im Juni wurde diese unter dem prägnanten Titel „Was wir von erfolgreichen Landwirtinnen und Landwirten lernen können“ der Öffentlichkeit präsentiert. Kirner nahm darin 1.475 Buchführungsbetriebe des Grünen Berichts unter die Lupe und analysierte, welche von ihnen in den Jahren 2017 bis 2021 eine besonders hohe Rentabilität aufwiesen.

Während nämlich in der medialen Berichterstattung der Fokus stets auf den Durchschnittswerten im alljährlich veröffentlichten Bericht des Ministeriums liegt, sei „die Streuung das eigentlich Interessante“. So wurde an der Hochschule für die rund 1.500 Betriebe der Rentabilitätskoeffizient als zentrale Maßzahl für die Wirtschaftlichkeit errechnet und diese im Anschluss in zehn Erfolgsgruppen (Dezilen) untergliedert. Mit dem Ergebnis, dass die besten Betriebe im fünfjährigen Schnitt mehr als doppelt so viel Einkommen pro Jahr erzielten als der Durchschnitt.

Ertrag nur bedingt aussagekräftig

Doch wer steht hinter diesen besonders erfolgreichen Höfen? „In der Gunstlage, auf Marktfrucht- und Veredelungsbetrieben ist man im Schnitt, insbesondere im Vergleich zum stark benachteiligten Gebiet, erfolgreicher“, holt der Professor aus. Besagte Betriebe seien auch mit mehr Fläche ausgestattet als jene ihrer Berufskollegen. Die Landwirte haben tendenziell eine höhere fachliche Ausbildung vorzuweisen, ihr Alter spiele jedoch genauso wie die Wirtschaftsweise keine Rolle für den ökonomischen Erfolg. Die Naturalerträge auf den Feldern und im Stall sind in absoluten Zahlen, den Ergebnissen zufolge, ebenso von untergeordneter Bedeutung. So wurden etwa die höchsten Körnermaiserträge in der vorvorletzten Erfolgsgruppe notiert, die beste Weizenernte hatte zweiterfolgreichste Dezile vorzuweisen. Anders bei der Milchleistung, wo der Herdendurchschnitt ab der zweiten Kategorie fast kontinuierlich abnahm.

Die weniger erfolgreichen Buchführungsbetriebe seien aber tendenziell stärker von öffentlichen Fördergeldern abhängig. Der Anteil am Gesamtertrag betrug im obersten Viertel der untersuchten Betriebe gut 14 Prozent, im untersten fast 23 Prozent. Auch der Verschuldungsgrad der Höfe nahm mit abnehmender Wirtschaftlichkeit leicht zu.

(K)eine Frage der Größe

Um abseits der Kennzahlen noch mehr über die Erfolgsrezepte der besonders gut geführten Betriebe zu erfahren, führte Kirner außerdem Interviews mit 26 Bauern der obersten Erfolgsgruppe durch. Vom Bergbauern über den Winzer bis zum Marktfruchtbetrieb habe man versucht, die gesamte Bandbreite der Branche abzudecken. Auch diese Betriebe waren tendenziell größer als der heimische Durchschnitt. Die Größe allein mache aber nicht den Unterschied, hätten die Bauern im Gespräch mit den Wissenschaftern beteuert. „Eine kontinuierliche Entwicklung mit viel Eigenkapital wurde häufig als Erfolgsrezept genannt“, berichtet Kirner. Diese sei mit weniger Risiko verbunden als das Wachstum auf Kredit. Auch der Faktor Arbeit sei nicht außer Acht zu lassen. „Dieser wird oft unterschätzt, weil am Hof kein Lohn ausbezahlt wird“, weiß der Agrarökonom und ergänzt: „Die Technik ist stets der erste Drehund Angelpunkt, um die Arbeitszeit zu reduzieren.“ Doch auch hier sei Vorsicht geboten. „Eine Investition darin ist aber nur dann gerechtfertigt, wenn man auch eine höhere monetäre Leistung über Ertrag und Erlös erzielt.“

Kosten im Blick

Darauf scheinen die erfolgreichsten Bauern im Land auch besonders Wert zu legen. „Es ist nicht entscheidend, ob ich es mir leisten kann, sondern ob es mir wirtschaftlich was bringt“, teilte einer von ihnen den Studienautoren mit. Laut Leopold Kirner ist die Kostenfrage insbesondere dort entscheidend, wo die Einnahmen aus der Urproduktion von sich aus geringer sind, etwa in der Mutterkuhhaltung und im benachteiligten Gebiet. „Jene Betriebe, die dort überproportional erfolgreich sind, haben meist eine Kombination aus mehreren Standbeinen, durch Diversifizierung oder Nebenerwerb“, erklärt er. „Gerade auf diesen Höfen sollte daher eine Investition stets mit der Überlegung einhergehen, was diese bewirken soll.“ So sei ein neuer Traktor, der keine höheren Geldeinnahmen bringt, mit einer zusätzlichen Abschreibung in erster Linie ein Kostenfaktor, weiß Kirner, der hier erneut die Bedeutung der Maschinengemeinschaften betont. „Sie bringen arbeitswirtschaftliche und Kostenvorteile für alle Beteiligten.“

„Eine Investition ist nur dann gerechtfertigt, wenn man damit einen höheren monetären Ertrag und Erlös erzielt.“

Überhaupt seien die Stichworte „Vernetzung“ und „Verantwortung“ in den Interviews häufig gefallen. Die Top-Betriebsleiter pflegen demnach einen regen Austausch mit Berufskollegen und Menschen außerhalb der Branche und nehmen sich überdies Zeit für ihre Entscheidungen und das Hinterfragen bestehender Abläufe. Auch konnten viele sich früh mit ihren Ideen einbringen und übernahmen in jungen Jahren den Betrieb. „Es sind die Menschen und ihre Entscheidungen, die den Unterschied ausmachen“, bringt der Fachmann seine Ergebnisse überspitzt auf den Punkt.

Hier die vorläufigen Ergebnisse der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Die Studie im Wortlaut ist hier nachzulesen.

- Bildquellen -

  • Landwirt am Feld: DIEDOVSTOCK - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORClemens Wieltsch
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