Die heimische Milchwirtschaft sieht sich nach wie vor mit den hohen Preissteigerungen bei Betriebsmitteln und Investitionen konfrontiert: „Die Teuerung trifft die Betriebe vor allem bei den Energie- und Futterkosten. Zudem sind auch die Preise für Service- und Melktechnik sowie Eutergesundheitsartikel stark angestiegen. Die hohen Baukosten führen dazu, dass derzeit nur wirklich notwendige Umbauten durchgeführt werden“, erklärte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger anlässlich des Pressegesprächs zum Weltmilchtag.
Völlig konträr zu den erfolgten Kostensteigerungen entwickle sich dagegen der Milchpreis. Lag dieser zu Jahresbeginn noch bei 56 Cent netto pro Liter, ist er seither um etwas mehr als zehn Prozent zurückgegangen und beträgt derzeit zwischen 48 und 50 Cent. Rückläufig sind auch die Zuschläge für Biomilch und Heumilch. „Die heimischen Milchbauern bekennen sich zum eingeschlagenen Qualitätsweg. Die Molkereien haben hohe Standards für die Produktion geschaffen, es werden die verschiedensten Milchsorten auch von entlegenen Orten gesammelt und sortenrein verarbeitet. Die Differenzierungen und das Einhalten von Auflagen brauchen aber unbedingt eine faire Honorierung über den Produktpreis“, betonte Waldenberger. Besonders verärgert ist er deshalb darüber, dass sich die Diskussionen über den Wert von Lebensmitteln momentan ausschließlich auf den Preis reduzieren:
Wenn wir den Mehraufwand für unsere Art der Produktion nicht erlösen können, dann wird der Strukturwandel gerade in der Milchwirtschaft weiter voranschreiten.
Strukturentwicklung hat sich zuletzt etwas eingebremst
Die Strukturentwicklung (siehe Grafik) hat sich zuletzt etwas eingebremst. „Mit Beginn jeder neuen GAP-Periode ist sie normalerweise ausgeprägter. Im Milchbereich wurde diese auch auf Grund der guten Preisentwicklung im Vorjahr etwas abgefedert“, erklärt Kammerdirektor Karl Dietachmair. Die Zahl der Milchviehbetriebe war aber auch im Jahr 2022 weiter rückläufig und verzeichnete im Vergleich zum Jahr 2021 eine vierprozentige Abnahme. Grund dafür sei laut Dietachmair unter anderem der hohe Arbeitseinsatz auf milchviehhaltenden Betrieben. Gleichzeitig hat die Zahl an Milchkühen mit etwas mehr als 171.000 Stück im Land ob der Enns aber einen mehrjährigen Höchststand erreicht. „Dadurch, dass der erwirtschaftbare Deckungsbeitrag der Kühe über die letzten Jahrzehnte gesehen kaum angestiegen ist, konnte die notwendige Anpassung des Einkommensniveaus an die Inflation nur durch eine Aufstockung des Milchviehbestandes erreicht werden“, so Dietachmair.
Mittlerweile gibt es in Oberösterreich bereits mehr als 700 Betriebe, die mehr als 50 Kühe im Stall halten. Die größere Betriebsstruktur wird insbesondere im Vergleich mit anderen Bundesländern sichtbar. Während im Land ob der Enns durchschnittlich 29,3 Milchkühe pro Betrieb gehalten werden, sind es österreichweit lediglich 23 Kühe pro Betrieb. Die größeren Strukturen zeigen sich auch darin, dass von bundesweit 1600 automatischen Melksystemen mit 740 Anlagen fast die Hälfte in Oberösterreich im Einsatz sind.
Vom Aus der dauernden Anbindehaltung im AMA-Gütesiegelbereich ab 2024 seien schätzungsweise circa zehn Prozent der aktuell 5840 oberösterreichischen Milchviehbetriebe betroffen: „Beim überwiegenden Teil der Fälle gibt es dafür aber Lösungen, wenn die Betriebe es wollen. Für manche kleinere kann dies aber der Grund sein, die Stalltür für immer zu schließen“, so Michael Wöckinger, Leiter der Abteilung Tierhaltung.
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- Dietachmair und Waldenberger: LK OÖ
- Melkroboter 52 ID72510: agrarfoto.com