Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass immer alles rund läuft – Arbeit, Familie, Paarbeziehung, Zukunftsplanung. Auf einem Bauernhof sind die Verflechtungen zwischen beruflichen und privaten Angelegenheiten besonders eng. Häufig sind davon auch mehr Angehörige betroffen, denn in der Regel leben mehrere Generationen am Hof zusammen.
Sich Hilfe holen – auch abseits von fachlichen Problemen
Land und Landwirtschaftskammer Oberösterreich wollen mit der Erstberatungsstelle bäuerlichen Familien in konfliktreichen Lebenssituation eine Hilfestellung bieten. Angesiedelt ist die Stelle auf der LK OÖ – und damit in vertrauter Umgebung für die Angesprochenen. „Sich betriebswirtschaftlich Hilfe zu holen ist in der Landwirtschaft sehr etabliert“, sagt LK-Präsident Franz Waldenberger. Man solle aber auch keine Scheu haben, sich sich bei persönlichen Problemen Hilfe zu holen. Für ein erfolgreiches Wirtschaften am Hof sind viele Aspekte wichtig – auch die psychosoziale Gesundheit. „Eine starke Landwirtschaft kann nur dann erhalten bleiben, wenn die Jungen die Betriebe übernehmen wollen und für alle gute Lebensbedingungen auf den Höfen herrschen“, so Waldenberger.
„Bei den Beratungen bisher waren Generationenkonflikte Thema Nummer eins.“
jennifer schreiner
„Das Thema Nummer eins sind Generationenkonflikte“, bestätigt auch die neue Referentin für Lebensqualität am Bauernhof, Jennifer Schreiner. Sie ist Klinische- und Gesundheitspsychologin und seit Februar direkt in der LK OÖ in Linz tätig. Unter den bisherigen Beratungen ist auch das Thema Hofübergabe häufig, gefolgt von Problemen in der Partnerschaft sowie Überlastung und Überforderung durch die Arbeit am Hof. „Burnout ist in der Landwirtschaft ein großes Problem“, so Schreiner.
Vetrauliche Gespräche ohne Zeitdruck führen
Wer sich bei ihr meldet, bekommt ein vertrauliches und auf Wunsch auch anonymes Gespräch, für das sie sich viel Zeit nimmt. „Eine telefonische Beratung dauert im Schnitt eine Stunde“, erzählt Schreiner, jene in Präsenz etwas länger. Angeboten wird die Beratung in Linz. „Das geschieht bewusst auf neutralem Boden“, so Heidemarie Deubl-Krenmayr, die Leiterin des Projektes. Konflikt- und emotionsreiche Erstkontakte könnten so gut bewältigt werden. Für die neue Stelle seien etwa drei Beratungstermin angedacht. Für eine längerfristige Begleitung wird an die Berater von „Beziehungleben“ oder Mediatoren von „Hofkonflikt“ weitervermittelt. Mit diesen und den Partnern der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) und dem Maschinenring OÖ habe es schon bislang eine gute Kooperation gegeben, die es auch künftig brauchen werde.
„Der Blick von Außenstehenden kann sehr hilfreich sein. Der Griff zum Hörer ist oft der erste Schritt zur Veränderung, die aus einer schwierigen Lebens- und Arbeitssituation herausführt“, sagt Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Sie ist froh, dass es diese Anlaufstelle nun gibt. Bäuerinnen und Bauern seien es schließlich gewohnt, bei Problemen in der Landwirtschaftskammer anzurufen.
Die neue Beratungsstelle ist in die bereits seit einigen Jahren bestehende Initiative „Lebensqualität Bauernhof“ integriert. Dazu gehören auch Kurse und Seminare sowie das bäuerliche Sorgentelefon.
Kontakt
Die Erstberatungsstelle „Lebensqualität Bauernhof“ in der LK OÖ ist telefonisch unter 050/69 02-18 00, jeweils von Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 12 Uhr zu erreichen. Kontakt per E-Mail an lebensqualitaet@lk-ooe.at.
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- Bäuerin telefoniert: Adobestock/Bits and splits