Insekten, wie der der gelbe Mehlwurm, die Wanderheuschrecke, die Hausgrille und die Larve des Getreideschimmelkäfers sind in der Europäischen Union seit geraumer Zeit als Lebensmittel zugelassen. Eine dementsprechende Kennzeichnung ist allerdings verpflichtend. Es muss sowohl die lateinische Bezeichnung der Insekten als auch deren Name in der jeweiligen Landessprache auf der Produktverpackung angeführt sein. Das betrifft auch die Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor), die umgangssprachlich Mehlwürmer genannt werden. Ein neues Behandlungsverfahren mit ultraviolettem Licht steigert den Vitamin D-Gehalt der zu Pulver vermahlenen Insekten. Grund genug das Mehlwurmpulver auch in der EU zuzulassen, befand man in Brüssel. Nun darf es in Brot und Gebäck, Kuchen, Teigwaren, verarbeiteten Erdäpfelprodukten, Käse und Käseprodukten sowie Obst- und Gemüsekompotten verwendet werden. Das wurde in der dazugehörigen Durchführungsverordnung vom 20. Jänner verlautbart.

Allergische Reaktionen möglich

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gab im Vorfeld allerdings zu bedenken, dass der Verzehr des im gelben Mehlwurm enthaltenen Proteins bei Personen mit Allergien auf Hausstaubmilben und Krebstiere allergische Reaktionen hervorrufen kann. Die Symptome solcher Allergien reichen dabei von Hautausschlägen und Juckreiz hin zu Atembeschwerden und lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schocks. Auf Anraten der EFSA müssen die Lebensmittel, welche Mehlkäferlarven beinhalten, auf mögliche Kreuzreaktionen zu Allergien auf Krustentiere oder Hausstaubmilben hinweisen. Zudem besteht das Risiko, dass Allergene aus dem Futter der Insekten in das Endprodukt gelangen. Auf der Verpackung muss außerdem sichtbar gemacht werden, dass das Produkt durch UV-Behandlung erzeugtes Vitamin D enthält. Dieser Vitamin-D-Gehalt ist auch in der Nährwertdeklaration separat auszuweisen.

Nahrhafte Proteinquelle?

Insekten gelten in vielen Kulturkreisen als sehr nahrhaft und sollen eine gesunde Protein- und Fettquelle sein, zusätzlich beinhalten sie zahlreiche Vitamine und Mikronährstoffe. Dennoch zeigen sich Verbraucher eher skeptisch, zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Lebensmittel- und Tiernahrungsherstellers „Heristo“. Im Gesundheitsministerium bezeichnet man Insekten indes als eine alternative Proteinquelle, die „den Übergang zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung erleichtern“ sollen. „Aufgrund der steigenden Kosten für tierisches Eiweiß, der unsicheren Ernährungslage, der Umweltbelastungen, des Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Nachfrage nach Eiweiß in der Mittelschicht müssen alternative Lösungen zur konventionellen Tierhaltung gefunden werden“, wird dort konstatiert.

Etwas anders sieht das der ÖVP-Agrarsprecher im EU-Parlament, Alexander Bernhuber. Bis zuletzt hatte er sich im zuständigen Umweltausschuss für einen Einspruch stark gemacht. Im Hinblick auf die EFSA Ergebnisse sei „nicht nachvollziehbar“, dass das Pulver nun zugelassen sei.

Vorerst nur ein Anbieter

In Umlauf bringen darf das behandelte Mehlwurmpulver derzeit aber ohnehin nur das französische Unternehmen Nutri’Earth, das auch dessen Zulassung beantragt hatte. Die Gefahr versehentlich Produkte mit Insektenmehl zu konsumieren ist „sehr gering“, heißt es von der Arbeiterkammer. Die Herstellung ist nämlich äußerst aufwendig und teuer.

Die Durchführungsverordnung im Wortlaut ist hier nachzulesen.

Näheres zur Kennzeichnung von neuartigen Lebensmitteln lesen Sie hier.

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  • Mehlwürmer: MARIMA - stock.adobe.com
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AUTORKatharina Berger, Clemens Wieltsch
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