Massive Kritik an Edeka: „Unverschämte Geringschätzung von Lebensmitteln“

Provokantes Werbesujet von Edeka Fotos: Adobe.stock/ mitifoto, Screenshot Twitter

Der deutsche Handelskette Edeka wirbt neuerdings mit dem Slogan: “Essen hat einen Preis verdient: den niedrigsten.” Und erntet dafür massive Kritik. Auch aus Österreich.

Bauernbund-Direktor Norbert Totschnig erkennt in der aktuellen Edeka-Werbekampagne „Paradebeispiel für eine verfehlte Preispolitik wie im vergangenen Jahrhundert.“ Mit dieser Uralt-Mentalität verbaue man der Landwirtschaft die Zukunft. Totschnig: “Billige Lebensmittel sind teuer! Sie gehen auf Kosten der Bauern, Verarbeiter, des Klimas. Diese Preisstrategie zieht nur Verlierer nach sich.“

Wer heute noch die Produktion von Billigramsch unterstütze, habe den aktuellen Zeitgeist nicht verstanden und nehme die Auswirkungen des Klimawandels nicht ernst genug, so Totschnig. Vielmehr müssen Nahrungsmittel wieder einen angemessenen Preis bekommen.

Gleichzeitig sieht er auch den Lebensmitteleinzelhandel in Österreich auf dem Prüfstand: „Billige Lebensmittel sind ebenso out wie große Spritfresser. Genauso wenig passt die ständige Aktionitis beim Fleisch mit teuren Nachhaltigkeitskampagnen zusammen. Jetzt liegt es am Handel, endlich auch die Zeichen der Zeit zu erkennen und Lebensmitteln einen angemessenen Preis zu geben”, fordert der Bauernbund-Direktor ein Umdenken. “Lebensmittel haben einen Wert und der hat einen Preis. Es ist völlig absurd, wenn etwa Wasser teuer ist als Milch. Da stimmt die Relation nicht mehr.“

Mit der jüngsten Edeka-Werbekampagne wurde eine unverschämt provokante Geringschätzung von kostbaren Lebensmitteln sichtbar. “Einfach niveaulos und auf das Schärfste zu hinterfragen.“ Dass gerade Lebensmittel immer wieder für Lockangebote und für Dumpingpreise herhalten müssen, könne er „beim besten Willen nicht nachvollziehen”, sagt Totschnig.

Über die Preisgestaltung von Agrarprodukten und den Umgang der großen Handelsketten mit ihren Lieferanten aus der Landwirtschaft wird in Deutschland gerade besonders heftig debattiert. Wie in Österreich dominieren vier große Handelskonzerne den Markt: Edeka, Rewe, Aldi und Lidl. Ihnen wird vorgeworfen, ihre Marktmacht gegen Hersteller und Produzenten auszuspielen. Vor kurzem hat Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Bundestag den fragwürdigen Umgang des Handels mit den Landwirten angeprangert. Landwirte die sich beschweren, würden ausgelistet, so die Ministerin. Manche würden erst nach mehreren Monaten ihr Geld sehen, Lieferbedingungen einseitig auf deren Kosten geändert. Was Klöckner nun ändern will.

Sie hob den Zwist damit ins Kanzleramt. Für 3. Februar hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Top-Manager des genannten Supermärkte zu einem Gespräch gebeten, berichtet die „Lebensmittelzeitung.“ Aus den Konzernzentralen wurde das bereits bestätigt. Wobei es bei dem Treffen nicht um das kritisierte Preisdumping gehen soll, beteuert man bei Edeka und Aldi Nord. Wer’s glaubt?

 

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