Mais: Mit gezielter Sortenwahl zu besten Erträgen

Bei der Wahl der Maissorten bekommt die Trockenheitsverträglichkeit immer mehr Gewicht. Die regionalen Ergebnisse der Wertprüfung der Ages ermöglichen auch unter diesem Gesichtspunkt eine nach Standort und Ertragsziel ausgerichtete Sortenwahl.

Zahnmaise (r.) trocknen unter günstigen Bedingungen rascher ab als Hartmaise (l).

Hohe Erträge bei ausreichend Niederschlag im Westen, durchschnittliche Erträge im Süden und trockenheitsbedingte Mindererträge im Osten, so ist das Maisjahr 2022 zu charakterisieren.
Im österreichweiten Durchschnitt beziffert die Statistik Austria das Ertragsniveau bei Körnermais im Vorjahr mit 98,2 dt/ha, was deutlich unter der langjährigen statistischen Trendlinie liegt. Unter „durchschnittlichen“ Wachstumsbedingungen wären mittlere Erträge von etwas über 110 dt/ha zu erwarten. Verglichen mit den zurückliegenden zehn Jahren erreichten die Erträge 2022 im Burgenland und in Kärnten rund 80 % des regionalen Mittels, in Niederösterreich knapp 90 %, in der Steiermark 100 % und in Oberösterreich 110 %.

Im Osten war es zu trocken und zu warm

Im Gegensatz zu Oberösterreich, wo ausreichend Niederschlag fiel, war es im Osten über die gesamte Vegetationszeit deutlich zu trocken. Die regionalen Wasserdefizite nahmen Richtung Burgenland zu. Abgesehen vom April waren alle Wachstumsmonate zu warm. Die Kolbenblüte fiel in die erste Juliwoche und lag damit knapp eine Woche früher als üblich. Besonders ungünstig wirkte sich im Osten und Süden der deutlich zu warme und zugleich sehr trockene Hauptwachstumsmonat Juni (+3 °C) auf die Entwicklung aus. Gegen Mitte Oktober waren die meisten Sortenversuche bei eher niedrigen Feuchtigkeiten von 20 bis 25 % geerntet.
Neue Sorten
Von den etwa 100 für die Zulassung angemeldeten Maiszüchtungen wurden im Dezember nach zumindest zwei Prüfjahren 21 Neuzulassungen in die österreichische Sortenliste aufgenommen: • Aroldo (240), • Akazio (250), • LG31230 (250), • P7818 (260), • Aktoro (260), • DKC3402 (260), • Bandana (270), • DKC3722 (270), • Plutor (270), • King­stone (300), • P8436 (310), • DKC3719 (320), • P8902 (340), • Oyola (350), • DKC3922 (360), • DKC4320 (360), • DKC4416 (390), • RGT Alexx (420), • SY Solandri (420), • P9944 (430), • KWS Hypolito (440).
Des weiteren die beiden Wachsmaise • P8834WX (340) und • Alenaro WX (360). Typisch für die Wachsmaisvarianten ist eine vernetztere Stärke. Dadurch geben sie das Wasser langsamer ab.

Frühe Sorten

Die Reifegruppe der frühen Sorten ist geprägt durch robustere Hartmaise, die eine raschere Jugendentwicklung gewährleisten, kältetoleranter sind und verläßlicher abreifen.
Der 2021 registrierte Amarola (210) und der bereits zehn Jahre alte KWS Stabil (220) eignen sich als mittelhohe Sorten mit rascher Jugendentwicklung gut für kühlere Lagen. Der mit Wuchshöhe 3 als äußerst kompakt eingestufte LG30179 (210) ist neben Amarola der früheste in Österreich registrierte Hybrid. Mit seiner sehr raschen Jugendentwicklung (Note 9) und sehr frühen Kolbenblüte (Note 1) eignet er sich mehr als andere für Grenzlagen des Maisanbaus. Mit Reifezahl 230 kann man von DKC2990 (230, Abaldo) und ES Yakari (230) – beide 2018 registriert – hohe Erträge erwarten. Während Abaldo sehr hoch wächst und eine für die Reifezahl sehr späte Blüte aufweist, ist ES Yakari im Wuchs niedriger und sollte nicht an Standorten angebaut werden, an denen Befall mit H. turcicum (Note 7) auftritt. Im aktuellen Sortenkreuz der frühen Gruppe steht die 2021 zugelassene DKC3012 (250, DieSerena) ganz oben. Die großrahmige Hartmaissorte kennzeichnet eine vergleichsweise langsame Jugendentwicklung, eine gute Blattgesundheit und ein langes Grünbleiben der Blätter, das sich günstig auf das Erntefenster bei Silomaisnutzung auswirkt.
KWS Stabil, Primino (220) und die Zahnmaissorte P7404 (230) haben eine gute Toleranz gegenüber Kolbenverpilzung. Die wärmeliebenden Zahnmaise können in dieser Gruppe ein Risiko darstellen. Sie blühen vergleichsweise spät und geben nur unter günstigen Bedingungen das Wasser rasch ab. Die vergleichsweise höhere Reifezahl der Zahnmaise soll die Erntefeuchtigkeit unter eher gemäßigteren Abreifebedingungen wiedergeben.

Mittelfrühe Sorten

Diese Gruppe teilen sich Zahn- und Hartmaise in ähnlichem Umfang. Bei den wärmeliebenden Zahnmaisen ist mit der niedrigen Reifezahl 270 der vor drei Jahren registrierte P8754 (270) hervorzuheben. Diesen kennzeichnet mit Note 4 eine sehr niedrige Wuchshöhe, eine gute Standfestigkeit und Blattgesundheit. Die Fusariumanfälligkeit liegt etwas über dem Durchschnitt. Mit den Vorjahrsbedingungen kam die Sorte weniger gut zurecht. Ein ähnlich hohes Ertragsniveau bei späterer Reife erzielen LG31240 (300) und die seit Jahren bewährte DKC3623 (300, DieSantana) mit ihrer guten Kolbengesundheit. Bei LG31240 fällt die ausgesprochen rasche Jugendentwicklung und frühe Kolbenblüte auf. Die großrahmige Sorte kann Stängelbruch aufweisen. In weniger begünstigten Lagen und auf schwereren Böden sind Hartmaistypen wie der standfeste und kolbengesunde Atlantico (270), der mittelhohe blattgesunde KWS Robertino (270) sowie der hohe LG31272 (270) interessant. Atlantico eignet sich bei seinem sehr hohen Wuchs, seiner sehr raschen Jugendentwicklung und seinem vergleichsweise langen Grünbleiben der Restpflanze auch gut als Silomais mit einem breiten Erntefenster. Die besten Kolbenfäulenoten wurden bei P8271 (260), Atlantico und Dragonstone (290) vergeben. Plesant (300) erhielt die kritische Note 7. Bei Silomaisnutzung sind bei Sorten bis Reifezahl 270 von Atlantico, LG31272 und KWS Robertino die höchsten Trockenmasseerträge zu erwarten.

Mittelspäte Sorten

Von den in den Prospekten angeführten Zahnmaissorten übertrifft die neue P8902 (340) auf zweijähriger Beobachtungsbasis alle mittelfrühen Hybriden. Der eher hohe Wuchs geht einher mit ausgezeichneter Leistung in feuchten Lagen und guter Silomaiseignung. Seit sechs Jahren zählt der deutlich kompaktere, blatt- und kolbengesunde P8834 (330) zu den ertragsstärksten Sorten dieser Reifegruppe. Bei ähnlich niedrigem Wuchs reift Antaro (370) bei guter Eignung in feuchteren Lagen etwas später ab. Er bewährte sich im Vorjahr bei einer parallelen Prüfung ebenfalls in der vierten Reifegruppe. Nach einer langsamen Jugendentwicklung blüht er zeitgleich mit den anderen 370-igern und auch die Blattabreife verläuft ähnlich. Finegan (300) gehört zu den Hartmaisen. Der Dreiwegehybrid weist einen hohen Wuchs auf und erzielte unter den Bedingungen des Vorjahrs hohe Erträge in Trocken- und Feuchtgebiet. Eine besonders gute Eignung im Trockengebiet wurde bei KWS Smaragd (350) und RGT Inedixx (360) ermittelt, auch DKC3972 (340, DieSarah) und Alenaro (350) bewährten sich dort. Südlich der Alpen erzielen P8902, Antaro und ES Hattrick (310) ihre höchsten Leistungen. Mit der Kolbenfäuleeinstufung 4 zählen DKC3623 (300, DieSantana), P8834 und DKC3972 (340, DieSarah) zu den Gesündesten dieser Reifegruppe. Die höchsten Biomasseerträge wurden in der zweiten Silomaisgruppe mehrjährig bei SY Collosseum (290), P9610 (370) und P9127 (330) ermittelt und bei dem auch in dieser Reifegruppe parallel geprüften Atlantico, bei dem der Kolbenanteil erwähnenswert hoch ist.

Späte Sorten

Der mittelhohe, langjährig geprüfte P9610 (370) übertrifft im Kornertrag viele spätere Sorten. Er weist eine besonders gute Eignung in feuchteren Lagen auf. Mit seinem sehr hohen Kolbenanteil und seinem langsamen Abreifen der Restpflanze bietet er sich auch als Silomais mit höchsten Trockenmasseerträgen (Note 9) bei hohem Kolbenanteil an. Bei ähnlicher Reife und ebenfalls einer sehr guten Eignung in niederschlagsreicheren Regionen ist der standfeste BRV2604D (370) in diesen Lagen eine gute Wahl. Die Blätter bleiben lange grün und auffallend gesund (Turcicum-Bestnote 3). Der neue standfeste P9944 (430) ist die zur Zeit ertragsstärkste Sorte. Es wurde eine der hohen Reifezahl entsprechend langsame Jugendentwicklung und sehr späte Kolbenblüte ermittelt. Die zweijährigen Daten weisen auf eine gute Eignung im Trockengebiet hin. Im Sortenkreuz liegen die beiden mittelhohen Sorten P9978 (440) und RGT Alexx (420) nahe beieinander. Bei beiden wurde eine gute Blattgesundheit und Standfestigkeit beobachtet. RGT Alexx kennzeichnet eine raschere Jugendentwicklung, frühere Blüte und niedrigere Erntefeuchtigkeiten. Während P9978 sich hervorragend für feuchtere Lagen eignet, sollte RGT Alexx wegen des Risikos erhöhter Toxingehalte im Korn (Kolbenfäulenote 7) nur im Trockengebiet angebaut werden. Der mittelhohe P9639 (400) kam im Vorjahr mit den trockenen Bedingungen wesentlich besser zurecht als P9978. In den östlichen Landesteilen zeigte der mittelhohe neue KWS Hypolito (440) seine besten Ertragsrelationen. Mehrjährige Versuche weisen auf eine gute Trockenheitstoleranz von DKC4598 (390, Alero), KWS Lusitano (410), Gloriett (420), DKC5141 (450, DieStefanie) und DKC5206 (460, Asspro) hin. Die mit Note 3 gesündesten Kolben kann man bei Texero (380) und DieStefanie erwarten. Mit Note 4 sind in dieser Gruppe Kerala (380), DKC5068 (420, DieSissy) und Gloriett ebenfalls gut bewertet.
Besonders ertragreiche Silomaise stellen P9978, wie bereits erwähnt P9610, DKC5141 und RGT Azalexx (400) dar.

Hinweis: Die Tabellen mit den Sorteneigenschaften sind in der Print-Ausgabe der BauernZeitung 04/2023 zu finden.
Die Sortenkreuze und auch die Ausprägungsstufen der Sorteneigenschaften stellen einen Auszug der Österreichischen Beschreibenden Sortenliste dar. Die Auswahl der in diesem Beitrag vorgestellten Sorten beruht auf aktuellen Ergebnissen und Vermarktungsinformationen (Prospekte) der Vertriebsfirmen. Das vollständige Sortiment, Körner- und Silomaisdiagramme, sowie Informationen zu den Mykotoxinergebnissen und weitere Informationen sind auf der AGES-Homepage zu finden zu finden.
Bei den DKC-Bezeichnungen handelt es sich um die offiziellen Sortenbezeichnungen. Wird die Sorte mehrfach genannt, wird in Folge die in der Praxis übliche Markenbezeichnung verwendet.
Um einen Vergleich zwischen den Sortenkreuzen der vier Reifegruppen zu ermöglichen, werden einige Sorten in jeweils zwei benachbarten Gruppen angebaut. Aus Kostengründen beginnt die Kolbenfäuleanalytik erst im zweiten Prüfjahr. Wegen der erforderlichen zweijährigen Datengrundlage erfolgt die Einstufung der neuen Sorten erst im darauffolgenden Jahr.

Autor: | Dipl.-Ing. Hans Felder ist Mitarbeiter des
Instituts für Nachhaltige
Pflanzenproduktion,
Ages Wien. |

 

- Bildquellen -

  • 2304 01 Hartmais Zahnmais: agrarfoto.com
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AUTORH.M.
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