Herr Landeshauptmann, die vergangenen Jahre waren sehr turbulent. Wie blicken Sie auf die Coronapandemie zurück?

Quelle: BLICKFANG
Landeshauptmann Günther Platter

PLATTER: Tirol ist bisher vergleichsweise gut durch die Coronapandemie gekommen. Und die gute Nachricht ist: Durch die Impfung haben wir nun das beste Mittel zur Hand, um unser Gesundheitssystem effektiv zu schützen. Doch wir müssen mit dem Impfangebot noch mehr Menschen ansprechen. Das aktuelle Impfniveau – in Tirol sind derzeit 69 Prozent der impfbaren Bevölkerung erstgeimpft und 65 Prozent vollimmunisiert – reicht für einen sicheren Herbst und Winter noch nicht aus. Wir haben daher bereits Impfaktionen in abgelegeneren Regionen mit einer unterdurchschnittlichen Impfquote angeboten. Es ist auch geplant, weitere niederschwellige Impfmöglichkeiten in stark frequentierten Einrichtungen anzubieten, um noch mehr Menschen zu erreichen. Denn nur so können wir uns und unsere Lieben vor dem Virus schützen.

Die Landwirtschaft erfuhr im Frühjahr 2020 großen Zuspruch, langsam nimmt das Bewusstsein für ihre Bedeutung aber wieder ab. Wie geht man politisch mit diesem Umstand um?

PLATTER: Gerade zu Beginn der Coronakrise wurde die Bedeutung der heimischen Landwirtschaft der Bevölkerung besonders deutlich bewusst. Die regionale Versorung mit Lebensmitteln ist vor allem in Krisenzeiten unverzichtbar. Doch auch im Alltagsleben müssen wir uns darauf besinnen, dass das Gute nah liegt. Nicht nur das Klima dankt es uns, wenn unsere Lebensmittel keinen langen Transportweg hinter sich haben, bevor sie in den Supermarktregalen landen – auch unsere Gesundheit profitiert von den heimischen, unter besten Bedingungen produzierten Nahrungsmitteln. Es ist von größter Bedeutung, den Bäuerinnen und Bauern in Tirol auch in Zukunft gute Rahmenbedingungen für ihr Wirtschaften zu bieten und damit die Regionalversorgung mit Lebensmitteln zu sichern.

Eine besonders große Rolle in der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion Tirols spielt ja die Almwirtschaft.

PLATTER: Der Wert der Almwirtschaft kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Tirols Almen sind ein unverzichtbares Kulturgut, das wir in seiner Vielfalt unbedingt erhalten müssen. Sie sind Ausflugs- und Erholungsziel für Einheimische und Gäste, Wirtschaftsraum für unsere Bäuerinnen und Bauern, Lebensraum für Weidetiere und wichtig für die Artenvielfalt im Alpenraum.

Die großen Beutegreifer Wolf und Bär werfen ihre Schatten auf die Zukunft der Almwirtschaft. Was wird auf politischer Landesebene dagegen unternommen?

PLATTER: Seit Ende August sind die neuen Bestimmungen im Tiroler Almschutz- und im Tiroler Jagdgesetz in Kraft, die eine raschere und EU-konforme Entnahme von Problemraubtieren in Gebieten, die keinen Herdenschutz zulassen, ermöglichen. Zudem wurde ein unabhängiges, weisungsfreies Fachkuratorium ins Leben gerufen, das das Management der großen Beutegreifer in die Hand nimmt. Diese Maßnahmen sind ein Meilenstein, denn österreichweit sind die Tiroler die ersten, die den Schutz der Almwirtschaft auf eine solch hohe Ebene stellen. Damit haben wir auf Landesebene politisch und rechtlich gesehen unsere Möglichkeiten ausgereizt. Um weiter voranzukommen, ist es unabdingbar, das Thema Wolf auf europäische Ebene zu heben, um eine Senkung des hohen Schutzstatus, den die großen Beutegreifer durch die FFH-Richtlinie genießen, zu erwirken.

Vielen Dank für das Gespräch!

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  • Cow 908796: Pixabay
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AUTORred. HP
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