Schweinezucht: „Optimieren statt maximieren“

Seit zwei Jahren bündelt die Schweinezuchtgenossenschaft „Pig Austria“ Kompetenzen, um beste Genetik für die heimischen Betriebe sicherzustellen. Auch dem internationalen und gesellschaftlichen Druck kann so besser standgehalten werden.

Bei der Schweinezucht von heute spielt nicht mehr nur die Maximierung der Zuwachsleistung eine Rolle.

Pig: drei Ziffern, drei Bundesländer, ein Ziel: Top Genetik für eine wettbewerbsstarke heimische Schweinebranche. Seit zwei Jahren besteht nun die Kooperation der steirischen, nieder- und oberösterreichischen Züchter. Zweifel am Nutzen gibt es mittlerweile keine mehr. Pig ist „big im Business“, also gut im Geschäft.

Markt: Eine Belastungsprobe nach der anderen

„Der Schweinesektor ist permanent in einer schwierigen Situation“, spricht Agrarlandesrat Max Hiegelsberger aus, was sich viele in der Agrarszene denken und die Schweinebauern jeden Tag spüren. Vor allem die vergangenen zwei Jahre mit teils fehlendem Absatz in die Gastronomie (Stichwort Corona) und dem Auftreten der Afrikanischen Schweinepest haben den international ohnehin heißumkämpften Markt zusätzlich unter Druck gebracht. Auch wenn der Verlustersatz – bisher wurden 17,2 Millionen Euro an die österreichische Schweinebranche ausbezahlt – die schlimmsten Einkommens­ausfälle abgefedert hat. Zu allem Überfluss haben sich NGOs jüngst darauf eingeschossen, die heimische Schweinebranche als Tierquäler anzuprangern. Die Gesellschaft indes sendet widersprüchliche Signale – mehr Tierwohl wird gefordert, aber nur bis der Fuß die Türschwelle zum Supermarkt berührt.

Quelle: Land OÖ/Gerstmair
Knapp, Hiegelsberger und Gstöttenbauer haben schon früh den Nutzen einer österreichweiten
Zuchtarbeit erkannt.

Eine effiziente Zucht mit Schlagkraft wird vor diesem Hintergrund immer wichtiger. Mit Gründung der „Pig Austria“ wurde dafür bereits 2019 der Grundstein gelegt. „Damit ist es gelungen eine eigenständige Zucht in bäuerlichen Händen zu erhalten“, freut sich Hiegelsberger, ein Befürworter und Förderer der ersten Stunde.

Global zeichnet sich eine Konzentration auf wenige Zuchtunternehmen ab. Der Zusammenschluss der drei Landes-Zuchtverbände Steiermark, Nieder- und Oberösterreich (Hauptproduktionsländer) sei laut Hiegelsberger daher goldrichtig gewesen, denn der Wettbewerb werde nicht leichter.

Geänderte Zuchtziele und immer mehr Daten

Tierwohl, Verhalten und Nachhaltigkeit sind neben der Fleischqualität die neuen Schwerpunkte in der Schwei­nezucht. „Optimieren statt maximieren – unter diesem Schlagwort lässt sich unser Ziel zusammenfassen“, so Pig-Geschäftsführer Peter Knapp.
Dabei spiele auch die Digitalisierung eine große Rolle, da die eigentliche Zuchtarbeit immer stärker auf der Datenauswertung (betriebliche Leistungskontrollen, genomische Zuchtwertschätzung etc.) basiere.

„Mit den Informationen unserer Familienbetriebe arbeiten wir am Zuchtfortschritt“, führt Knapp aus. Hier hackt Pig-Obmann Georg Gstöttenbauer ein: „Durch den Zusammenschluss treten die Bundesländergrenzen stärker in den Hintergrund. Neben dem neuen Wir-Gefühl profitiert aber auch unsere eigentliche Arbeit. Zuchtarbeit ist Big Data. Je mehr Betriebe ihre Daten einspeisen, desto größer ist der Zuchtfortschritt für alle Beteiligten.“

Pig Austria GmbH
Im Jahr 2019 entstand durch die Zusammenführung der drei Schweinezuchtverbände Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark die Pig Austria GmbH. Sitz und Zentrale sind in Steinhaus bei Wels (OÖ). Neben der dortigen Besamungsstation gehören die Standorte in Hohenwarth (NÖ) und Gleisdorf (Stmk.) sowie ein Büro für die Zucht in Streitdorf (NÖ) zum Unternehmen.

Leistungsdaten:
■ 130 Züchter
■ 620 Eber
■ 800.000 Portionen
■ 32.000 Zuchttiere

- Bildquellen -

  • Knapp Hiegelsberger Gstöttenbauer C LandOÖ Gerstmair: Land OÖ/Gerstmair
  • Baby Pigs Feeding With Mother: Anatolii – Stock.adobe.com
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AUTORElisabeth Hasl
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