Kurswechsel in der Agrarpolitik

Kommentar von Martin Kugler,
Agrar- und Wissenschaftsjournalist

Coronakrise und Ukraine-Krieg haben praktisch alle Staaten der Welt dazu veranlasst, ihre Agrarpolitik zu verändern – Hilfszahlungen und Exportkontrollen wurden eingeführt, Umweltvorschriften wurden zwecks Produktionssteigerung abgeschafft. Wie umfassend dieser Kurswechsel ausgefallen ist, wird nun in der alljährlichen Auswertung der weltweiten Agrarsubventionen durch die OECD deutlich: Demnach sind die Förderungen 2020–22 auf den historischen Höchstwert von 851 Mrd. Dollar gestiegen. Mehr als ein Drittel davon entfällt auf China, die nächstgrößeren Subventionsgeber sind Indien, USA und EU. 

Im Vergleich zur Entwicklung der globalen Agrarpolitik in den vergangenen 20 Jahren, die auf eine stärkere Öffnung und auf Subventionsabbau ausgerichtet war, stellt das eine völlige Kehrtwende dar. Nachdenklich machen dabei folgende Fakten: Erstens wirkt deutlich mehr als die Hälfte der vergebenen Subventionen strukturkonservierend und marktverzerrend; zweitens machen Investitionen in die Zukunft, etwa für Innovationen, Nahrungsmittelsicherheit oder Infrastruktur, nur 12,5 Prozent der Fördermittel aus – vor den Krisen lag dieser Anteil bei 16 Prozent. Und drittens gibt es laut OECD viel zu geringe Anreize für Landwirte, ihre Produktionssysteme an den fortschreitenden Klimawandel anzupassen. Die Experten raten dringend zu einer Kurskorrektur, um die Resilienz
(Widerstandsfähigkeit) des globalen Agrar- und Nahrungsmittelsystems zu verbessern – damit die nächste Krise nicht wieder so hart zuschlägt.

martin.kugler@chello.at

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