Kuenz als Obmann des Raiffeisenverbandes bestätigt

Der Verbandstag 2024 des Raiffeisenverbandes Tirol fand in der Messe Innsbruck statt. Neben den Geschäftsberichten und einem Vortrag zum Thema Künstliche Intelligenz wurden auch die Neuwahlen der Führungsriege abgehalten.

Raiffeisenverband Tirol/Franz Oss

Das „Treffen der Raiffeisen-Familie“, wie Raiffeisenverbands-obmann Hermann Kuenz den Verbandstag 2024 einleitete, zeigte ein Bild des Umbruchs auf. „In herausfordernden Zeiten sind Verantwortungsträger besonders gefordert“, blickte Kuenz auf die aktuell unstete Weltpolitik. „Das wechselhafte Umfeld macht es der Wirtschaft und der Gesellschaft 2023 nicht leicht. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um 0,8 Prozent, die Inflation stieg um 7,9 Prozent. Die Tiroler Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen, was vielleicht auch auf die Sektorenvielfalt zurückzuführen ist. Dennoch wird sich für die Wirtschaft die Wahl des Standortes in Zukunft als Kernfrage herausstellen. Dem Raiffeisenverband ist es ein Anliegen, Stabilität in der Krise zu geben. Als führende Kraft im österreichischen Finanzsektor sind Sicherheit und Regionalität schon seit jeher wichtige Pfeiler unserer Arbeit.“ 

Wahl des Vorstandes

Mit dem Verbandstag 2024 lief die vierjährige Funktionsperiode des Vorstandes des Raiffeisenverbandes Tirol aus. In der Neuwahl wurde Hermann Kuenz für eine weitere Periode als Obmann einstimmig bestätigt. Martin Lorenz bleibt weiterhin Obmann-Stellvertreter. Als weiterer Obmann-Stellvertreter neu gewählt wurde Othmar Schober.

Zu den Vorstandsmitgliedern gehören künftig Katrin Hainbuchner, Herbert Waldner, Manfred Scheiber, Wolfgang Moosbrugger, Markus Bischofer, Christian Angerer sowie die kooptierten Vorstandsmitglieder Reinhard Mayr und Lisa Spöck.

Als Branchenvertreter wurden Thomas Schweigl (Viehwirtschaft), Franz Klocker (Ware), René Ladstätter (Energie) und Walter Kreidl (Milch) wiedergewählt. 

Hermann Kuenz bedankte sich für die Wiederwahl und zählte Schwerpunkte für die Neuaufstellung mit der kommenden Periode 2024-2028 auf: Transparenz, Zusammenarbeit, Digitalisierung und KI sowie Diversität. Kuenz erwähnte vor allem die Einbindung von Frauen in Führungspositionen. Dem Ziel, bis 2025 25 Prozent Frauenanteil in der Funktionärsriege zu erreichen, sei man in den vergangenen zehn Jahren viel näher gekommen, erklärte Lisa Spöck vom Funktio-närinnen-Beirat. In Tirol liege man aktuell bei 17 Prozent, österreichweit bei 22 Prozent.

Geschäftsbericht

Die Geschäftsführer Alexander Büchel und Edwin Grubert präsentierten den Tätigkeitsbericht des Raiffeisenverbandes: Mit einer Bilanzsumme von 15,7 Milliarden Euro verzeichnete die Raiffeisen Bankengruppe Tirol (ohne RLB Tirol) ein Plus von 1,3 Prozent – im Vergleich kamen Banken in Österreich im Schnitt auf Minus 0,5 Prozent. Alexander Büchel zog Fazit: „Auch wenn wir im Jahr 2023 einen Verlust verzeichnen mussten und das natürlich nicht erfreulich ist, hat sich unsere finanzielle Situation gegenüber dem Jahresabschluss 2022 deutlich verbessert. Weitere Maßnahmen zur Erwirtschaftung eines ausreichenden Jahresüberschusses ab 2024 sind bereits in Umsetzung.“

Zahlen zur Mitgliederentwicklung seit 2020 präsentierte Kuenz: 22 Raiffeisenbanken fusionierten, damit gibt es aktuell in Tirol 42 Raiffeisenbanken. Eine neue Milchgenossenschaft wurde Teil von Raiffeisen, ebenso acht sonstige Genossenschaften. Besonders erfreut zeigte sich Verbandspräsident Kuenz über den Zugang von sechs Energiegenossenschaften, davon drei Erneuerbare-Energie-Genossenschaften: „Eine erfreuliche Entwicklung mit Zukunftspotenzial. Damit wird nicht nur die Nahversorgung mit Energie in den Regionen gesichert, sondern auch landwirtschaftliches Einkommen und ein Beitrag zum Umweltschutz geschaffen.“ Weitere drei Energiegenossenschaften befänden sich derzeit in der Gründung, weitere werden noch im heurigen Jahr erwartet. 

Geschäftsführer Edwin Grubert stellte den Teilnehmern die wirtschaftliche Entwicklung der Raiffeisen-Mitglieder dar: Die Warengenossenschaften, zu denen auch die Lagerhäuser gehören, erwirtschafteten 2023 einen Umsatz von 147 Millionen Euro. Die Milchgenossenschaften verarbeiteten 22,8 Millionen Kilogramm Milch und verzeichneten 27 Millionen Euro Umsatz. Die Energiegenossenschaften steigerten ihren Umsatz auf 20 Millionen Euro (2022: 14,7 Millionen Euro).

Ehrung von Geisler

Seit 5. Juni 1998 gehörte LH-Stv. Josef Geisler den Vorstandsmitgliedern des Raiffeisenverbandes Tirol an. Mit dem Verbandstag vergangene Woche schied er aus dieser Funktion aus. „Vielen Dank für dein Engagenement für die bäuerliche Welt, aber auch für das gute Miteinander“, verabschiedete Obmann Kuenz LH-Stv. Geisler und überreichte ihm das Verdienstzeichen des Raiffeisenverbandes in Gold. Geisler bedankte sich für die Ehrung: „Gerade in unruhigen Zeiten ist es wichtig, Orientierung zu geben und Beratung anzubieten. Als Nahversorger der Zukunft steht der Raiffeisenverband vor großen Herausforderungen. Dennoch bin ich auch als Vertreter des Landes Tirol überzeugt, dass wir durch gemeinsame Anstrengungen Tirol weiterentwickeln können.“

KI als Chance

Technologieberater Dr. Joseph Reger ist Experte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI). In seinem Vortrag ging er auf die Vorteile, aber auch die Nachteile von KI ein. Künstliche Intelligenz sei eine Schlüsseltechnologie, die direkte und indirekte Entwicklungen mit sich bringen werde. Indirekt, da auch andere Technologien sich künftig auf KI stützen werden. Eine Auseinandersetzung damit sei also unausweichlich. „Künstliche Intelligenz birgt nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen“, schloss der Experte. Diese gelte es zu nutzen. Die strenge Regulation von KI sieht Dr. Reger kritisch: „Alle haben Angst vor KI. Doch die technologische Entwicklung kann nicht aufgehalten werden.“ Die Zukunft fände statt – wenn nicht im streng regulierten Raum, dann eben in weniger regulierten Ländern.

- Bildquellen -

  • Raifver2024 156: V. l.: Herbert Von Leon (Verbandsobmann RV Südtirol), Erich Zauner (Obmann RV Salzburg), Christof Splechtna (Vorstandsmitglied RLB Tirol), Lisa Spöck (Vorstandsmitglied RV Tirol), Hermann Kuenz (Obmann RV Tirol), LH-Stv. Josef Geisler, Alexander Büchel und Edwin Grubert (RV Tirol Direktoren), Martin Lorenz (Obmann-Stellvertreter RV Tirol)
- Werbung -
AUTORHannah Pixner
Vorheriger ArtikelBäuerinnen gesucht: Namen nennen und mitstimmen
Nächster ArtikelWieviel Freiheit und Selbständigkeit kann ich meinem Kind zugestehen?