Reger Andrang herrschte vergangene Woche bei einer Veranstaltung des Freundeskreises des Tiroler Volkskunstmuseums. Besichtigt wurde die Jaufenthaler-Müller-Krippe, die sich erst seit kurzem in der Sammlung des Museums befindet. Die Führung übernahm Museumsleiter Dr. Karl C. Berger.
Wertschätzung für Tradition und Brauchtum
Jedes Jahr präsentiert das Tiroler Volkskunstmuseum im Rahmen der Krippenausstellung ein Highlight. Mit der orientalischen Jaufenthaler-Müller-Krippe wird heuer ein Unikum ausgestellt. Es ist eine von drei mechanischen Krippen, die der „Alleskönner“ Friedl Jaufenthaler erbaut hat. Seit seiner frühen Jugend experimentierte er mit verschiedenen Materialien und technischen Neuerungen. Seine beweglichen Krippen und Ostergräber sind Ausdruck seines traditionsverbundenen Lebens und seiner Verneigung vor dem religiösen Brauchtum in Tirol. Als Mitarbeiter einer Wertstoffsammelstelle wurden von Jau-
fenthaler alte Teile und Elektrik zusammengetragen und für den Bau der Krippe wiederverwendet. Der ursprüngliche Charakter wurde bei der Restauration aus musealer Sicht erhalten. Neu ist nur ein gesammelter Schaltpunkt für die Bewegung der Krippenfiguren, vorher war jeder Ablauf separat zu betätigen.
Der Doppelname würdigt den vorherigen Besitzer Bernhard Müller, ein Totengräber in Mariahilf, der mit Jau-
fenthaler befreundet war. Müller präsentierte die Krippe bis zu seinem Tod bei sich zu Hause, anschließend wurde sie seinem Wunsch entsprechend von Tochter und Enkelsohn als Leihgabe an das Volkskunstmuseum ausgehändigt.
Eine weitere Krippe im Tiroler Stil befindet sich im Besitz der Stadt Innsbruck und wird jedes Jahr am Marktplatz ausgestellt. Im Gegensatz zum Exemplar im Volkskunstmuseum wurde die Elektronik allerdings komplett überarbeitet.
Vielfalt aus dem 19. Jahrhundert
Im Zuge der Veranstaltung wurde auch die sogenannte Guflerkrippe aus dem Passeiertal, erbaut in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, besichtigt. Die Kastenkrippe zeigt die Weihnachtsgeschichte durch einen stufenweisen Aufbau, die Geburt Jesu ist dabei auf der ersten Ebene zu finden. Ungewöhnlich ist hier die große Rolle der Nebenszenen, denen ein erzählerisches Moment innewohnt. Unter den bunt zusammengewürfelten Figuren finden sich Südtiroler Trachten, Elefanten, türkische Musikkapellen und Holzfäller neben Mönchen, Nonnen und architektonischen Versatzstücken. Der Fokus liegt hier nicht auf der Stimmigkeit der Figuren, vielmehr ist es ein unbekümmertes Nebeneinander.
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