Eine Reihe von Gästen aus der Rinderzucht, von Bio-Austria, der Agrarpolitik, dem Lebensministerium, den Landwirtschaftskammern, der AMA-Marketing, des Lebensmittelhandels und der Fleischbranche folgten interessiert der Generalversammlung der Arge Rind. Als Dachorganisation koordiniert die Arge Rind die Tätigkeiten der sieben Rindererzeugergemeinschaften in den Bundesländern und ist gleichzeitig die Interessenvertretung für die Rindfleischproduzenten in Österreich. Dabei werden Rindfleischqualitätsprogramme mit Mehrerlösen für Landwirte entwickelt sowie Vermarktungs- und Preiskonditionen für die Bauern mit den Abnehmer abgestimmt.
Rinderbauern höheren Stellenwert zuerkennen
In seinen einleitenden Worten blickte Obmann Josef Fradler auf die qualitätsorientierte Entwicklung des Rindfleischmarktes in Österreich in den vergangenen Jahren zurück, obwohl sich die agrarpolitischen Rahmenbedingungen für die Rindfleischproduzenten zunehmend schwieriger gestalten. Obmann Fradler bekräftige dabei, dass „den Rinderbauern in der zukünftigen Ausrichtung der agrarpolitischen Rahmenbedingungen ein höherer Stellenwert beigemessen werden muss. Der Rinderbereich in Österreich braucht hier entsprechende Unterstützungen, um aufgrund struktureller Nachteile im europäischen Vergleich und der teilweise höheren gesetzlichen Standards nicht weiter an Produktion und landwirtschaftlicher Wertschöpfung zu verlieren.“
In Bezug auf die Qualitätsausrichtung der Rindfleischproduktion hielt Fradler fest, dass bei der Zweinutzungsrasse Fleckvieh der Fleischwert wieder mehr in den Vordergrund gerückt werden muss, um die Grundlage für eine langfristige Qualitätsrindfleisch-Produktion sicherzustellen.
Tätigkeitsbericht der Arge Rind
Im Tätigkeitsbericht der Arge Rind präsentierte Geschäftsführer Rudolf Rogl, dass die Vermarktungsmengen der Erzeugergemeinschaften der Arge Rind im Jahr 2016 wiederum um ca. ein Prozent auf über 284.000 Stück Schlacht- und Lebendrinder gewachsen sind. Trotz der Mengensteigerung war der Gesamtumsatz um rund 1,2 % rückläufig, dies ist auf die schwächeren Schlachtrinderpreise im Jahr 2016 zurückzuführen. Ausnahme waren die Biorindfleischpreise, die leicht steigende Tendenzen zeigen.
Besondern hob Geschäftsführer Rogl die Bedeutung der Vermarktung über Qualitätsprogramme hervor. Bereits 68 % der Schlachtrinder würden 2016 über Qualitätsprojekte wie Bio, AMA-Gütesiegel inkl. Regionalprogramme sowie M-Rind vermarktet, Tendenz weiter steigend! Erfreulich ist, dass die Qualitätszuschläge in den Programmen 2016 weiter angehoben werden konnten. So wurde in der Qualitätsprogramm-Vermarktung im Durchschnitt ein Mehrerlös von 135 Euro/Stück an den Landwirt ausbezahlt. Rogl bedankte sich in diesem Zusammenhang auch bei den Partnern in der Wertschöpfungskette (Fleischwirtschaft, Lebensmitteleinzelhandel und Gastro-Großhandel) für die Zusammenarbeit in den Qualitätsprojekten und auch bei der AMA-Marketing und dem Lebensministerium bei der Unterstützung bei Rindfleisch-Marketingaktivitäten.
Die Lebendrindervermittlung der Arge Rind verzeichnete 2016 eine differenzierte Entwicklung. Während die Einstellervermittlung aufgrund reduzierter Mutterkuhbestände um knapp 10 % rückläufig war, konnten die fehlenden Einstellrinder für Rindermäster über den Ausbau der Fresserproduktion kompensiert werden.
Für das Jahr 2017 berichtet Rogl über eine leicht verbesserte Marktsituation bei rückläufigen Schlachtzahlen im 1. Halbjahr.
Qplus Rind als wichtige Begleitmaßnahme
Abschließend bekräftigte Rogl, dass das Qplus-Programm (Qualitätsverbesserungsprogramm Rindermast und Mutterkuhhaltung), an der 2016 1700 Betriebe teilgenommen haben, eine wichtige Begleitmaßnahme für Landwirte zur Qualitätsorientierung ist. „Mit der Umsetzung des Programms gilt es, die Rindfleischqualität für die Abnehmer und Konsumenten weiter zu steigern und damit auch die Erlöse für die Rinderbauern zu verbessern“, so Rogl.
„Herausforderungen und Strategien für die Rinderwirtschaft in Österreich“
… so lautete das Hauptreferat von Josef Plank, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich. Plank unterstrich die „Einzigartigkeit“ der österreichischen Qualitätsrindfleisch-Produktion und -Vermarktung in der EU. „Durch Vielfalt und Markenprogramme im Rahmen des AMA-Gütesiegel und Bio-Siegels hat sich hier die österreichische Rindfleischproduktion bestens positioniert, andere Länder beneiden uns darum. Diesen kompromisslosen Qualitätsweg müssen wir konsequent fortzusetzen“, so Plank.
Der Generalsekretär unterstrich in diesem Zusammenhang auch die Notwendigkeit der Stärkung der Erzeuger- und Vermarktungsorganisationen. Diese nehmen oftmals zentrale Rollen in der Professionalisierung und Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe ein und schaffen somit flächendeckend zusätzliche Wertschöpfung.
Plank bekräftigte, dass zukünftig Wertschöpfungseffekte in den Vordergrund gerückt werden müssen und präzisiert: „Jeder Förder-Euro soll zumindest drei Euro an Wertschöpfung für den Betrieb bringen!“ Für den Rinderstandort Österreich sieht Plank auch die Mutterkuhhaltung als einen wichtigen Bestandteil der Produktion, die zukünftig im Rahmen der Qualitätsorientierung wieder verstärkt zu berücksichtigen ist.
Im Außer-Haus-Verzehr sieht Plank auch noch große Reserven für österreichische Qualitäts-(Rindfleisch-)Produkte. Neben der Herkunfts- und Qualitätsauslobung in der Gastronomie fordert er, dass bei öffentlichen Beschaffungen das gesetzlich verankerte Bestbieterprinzip angewendet wird, d.h. das Qualitätskriterien in den Preisofferten berücksichtigt werden.