Köstinger hat recht

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Unmissverständlich und klar formulierte es Elisabeth Köstinger dieser Tage: „Fleisch müsste eigentlich um ein Drittel teuerer sein, nur so können die Bauern vernünftig wirtschaften.“ Und sie legte gleich noch ein Schäuferl nach: „Wir haben Griller um 800 Euro im Garten stehen und legen eine Bratwurst um 80 Cent drauf. Das ist pervers.“ Dafür gab es von den Vertretern der Oppositionsparteien und via Soziale Medien für die Landwirtschaftsministerin erwartungsgemäß Schelte.
Dabei hat Köstinger nur angesprochen, was eigentlich ohnehin längst bekannt ist und mittlerweile unbestritten sein sollte: Das Konsumverhalten vieler Menschen, vermutlich der Mehrheit, hält bei Weitem nicht Schritt mit deren Wünschen an die Agrar- und Lebensmittelproduktion, also allen voran viel Tierwohl, möglichst umweltfreundlich, nachhaltig. Der im Lockdown über Amazon gekaufte Super-Griller fällt unter lang gehegter und nun erfüllter „Lebenstraum“, beim frischen Grillfleisch wird aber geknausert (im Gegensatz zu exklusiven Gewürzmischungen, Saucen oder den reichhaltigen Getränken fürs BBQ). Der Kilopreis für die „Premium-Kohle“ übersteigt nicht selten jenen für Rind, Schwein oder Huhn.
Gekauft wird das Fleisch zu Schleuderpreisen in Supermärkten, die sich selbst mittels „Green-Washing“ wie jüngst am Tag der Bienen mit Gratis-Blumenwiesen-Sämereitütchen ein Öko-Prestige geben, das staunen lässt. Auch Autobahnbetreiber Asfinag gibt neuerdings „3 Millionen Bienen eine Heimat“. Die meisten Pollen finden emsige Honigbienen aber immer noch auf den Flächen der Bauern, Gärtner oder auch der Forstwirte…

bernhard.weber@bauernzeitung.at

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