Klimasünder Fleisch-/Milchindustrie? „Unreflektierte Berichte über fragliche Studie“

Große Milchkonzerne stehen wegen klimaschädlicher Treibhausgase unter Beschuss. Foto: agrarmotive - stock.adobe.com/ Nikolay N. Antonov - stock.adobe.com

Der Klima-Fußabdruck der großen europäischen Fleisch- und Molkereikonzerne sei vergleichbar mit dem der großen Mineralöl- und Gaskonzerne, kritisiert das Institut für Agrar- und Handelspolitik (IATP), eine gemeinnützige Forschungs- und Interessenvertretung für nachhaltige Lebensmittel-, Agrar- und Handelssysteme mit Sitz in den USA.
Das IATP hat die Klimabilanz von 35 der größten Rinder-, Schweine-, Geflügel- und Molkereiunternehmen mit Hauptsitz in der EU, Großbritannien und der Schweiz untersucht. Inklusive der Emissionen in ihren Lieferketten insbesondere in der Viehzucht waren diese Unternehmen demnach im Jahr 2018 für sieben Prozent der EU-Emissionen verantwortlich. Der Ausstoß der 20 größten Unternehmen übersteige den der Niederlande. Und deren Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase nehme weiter zu, etwa in Deutschland beim Großschlachtbetrieb Tönnies, beim irischen Schlachtereikonzern ABP oder den französischen Milchkonzernen Danone und Lactalis.
Dagegen wollen Österreichs Molkereien diese Kritik für die heimische Milchwirtschaft nicht gelten lassen. Deren Präsident Helmut Petschar verwies per Presseaussendung darauf, dass die österreichische Milch laut einer internationalen Vergleichsstudie die EU-weit besten Klimaschutzwerte hat. „Es besteht daher keine Veranlassung für eine Verunsicherung der heimischen Konsumenten durch unreflektierte Medienberichte aufgrund fragwürdiger Studien zu Entwicklungen in anderen Ländern mit schlechteren Standards.“
In Österreich verursacht die gesamte Landwirtschaft laut Petschar rund 10 Prozent der Treibhausgasemissionen, davon die Milchwirtschaft 5 Prozent. Rund 90 Prozent der gesamten Emissionen kommen also aus anderen Sektoren: Die Energiewirtschaft und Industrie verantworten zusammen 44 Prozent, der Verkehr circa 30 Prozent, private Haushalte 10 Prozent. Die Milchwirtschaft habe in den vergangenen Jahren ihre Emissionen um 15 Prozent reduziert. Auch werde durch die Rinderhaltung „ansonsten nicht verwertbarer Aufwuchs, vor allem Gras zu hochwertigen Lebensmitteln veredelt. Ohne Verwertung über den Rindermagen würde Gras nutzlos verrotten, wobei auch bei diesem Prozess Treibhausgase entstehen“, unterstreicht der VÖM-Präsident.
Auch das Landwirtschaftsministerium in Wien erklärte: „Die IATP-Studie zeigt ein undifferenziertes, verzerrtes Bild der Klimaauswirkungen durch die Landwirtschaft.“ Ministerin Elisabeth Köstinger: „Ich verwehre mich dagegen, dass unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft in Österreich einmal mehr in einen Topf mit Agrarkonzernen aus der ganzen Welt geworfen wird.“
Das IATP bemängelt, dass nur wenige Fleisch- und Milchindustriekonzerne Pläne vorgelegt hätten, um ihre Klimabilanz zu verbessern. Andere verlassen sich auf Buchhaltungstricks, Greenwashing oder Kompensationen, um von den grundlegenden Veränderungen abzulenken.“Stattdessen würden Kosten und Risiken „auf die Bauern abgewälzt“, monieren die Experten.

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AUTORRed. SN
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