Kommentar von Sabine Kronberger,
Chefredakteurin „Welt der Frauen“
Ich kenne eine Frau, die am Hof ihres Mannes arbeitet, jedoch nicht versichert ist. Außerdem eine, die seit 30 Jahren die Schweinehaltung vom Stall bis zur Buchhaltung im Griff hat, aber noch immer über kein eigenes Konto verfügt. Dann ist da noch eine, die die Altbauern und Schwiegereltern pflegt, ihren Namen aber bisher nicht ins Grundbuch eintragen durfte. Kennen Sie auch so eine? Ich kenne eine Bäuerin, die drei Kinder geboren, liebevoll aufgezogen und zu tollen JunglandwirtInnen gemacht hat, aber bei jedem Lebensmitteleinkauf ihrem Mann finanzielle Rechenschaft ablegen muss. Ich kenne eine Bäuerin, die mit einem sündhaft teuren, neuen Traktor des Mannes bei der Ernte fahren darf, alle Fahrzeugpapiere am Hof aber nur auf ihn laufen. Kennen Sie auch so eine? Ich kenne auch eine Frau, die den bäuerlichen Betrieb zu einem Vorzeigehof gemacht hat, während er sich daneben in seiner Berufstätigkeit verwirklichen konnte – er hat zwei, sie null eigenes Einkommen. Das alles sind reale Fälle aus Österreich, 2022. Im Falle einer Scheidung, des Ablebens des Partners oder dem eigenen Trennungswunsch ist die finanzielle Absicherung dieser Frauen nicht gegeben. Deshalb müssen wir die wirtschaftliche Gleichstellung von Bäuerinnen endlich zum Thema machen. Sie arbeiten, also sollten sie auch verdienen. Sie schuften, also sollten sie auch versichert sein. Wo wir damit anfangen? Bei den jungen Menschen, die am Hof bleiben oder dort einheiraten und bei jenen, die noch immer am Stammtisch dagegen sind, „das Dirndl anschreiben zu lassen.“