Kein Tierwohl ohne Tiergesundheit

Der Tiergesundheitsdienst trägt auch zur Sicherung von Tierschutz, Konsumentenschutz und Lebensmittelqualität bei. Eine österreichweite Datenbank lässt Gesundheitsdaten zusammenfließen.

Gemeinsam für die Gesundheit der Tiere: Landwirt und Betreuungstierarzt arbeiten zusammen.

Wer über Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion spricht, der kommt um das Schlagwort „Tierwohl“ nicht mehr herum. Vor allem für die Gesellschaft spielt der Begriff eine tragende Rolle, wenngleich das Handeln als Konsumenten das nicht immer bestätigt.

Eine Voraussetzung für das vielzitierte Tierwohl ist die Tiergesundheit. Diese liegt dem Bauern am Herzen, und zwar nicht nur aus wirtschaftlichen Überlegungen. „Das wichtigste ist immer, dass es den Tieren gut geht. Mit dieser Einstellung bin ich aufgewachsen und auch selbst Tierhalterin“, sagt Rosemarie Ferstl, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer OÖ. Tierwohl sei gelebte Praxis auf den bäuerlichen Betrieben, wo man für das Thema Tiergesundheit einen wichtigen Partner zur Seite habe: den OÖ Tiergesundheitsdienst (TGD). Gegründet wurde dieser 2003 mit dem Ziel, durch Beratung der Tierhalter und Betreuung der Bestände die Gesundheit der Nutztiere zu fördern. Letztlich geht es auch darum, den Einsatz von Tierarzneimitteln zu minimieren.

Ferstl hat mit Dezember 2023 den Vorsitz in Oberösterreichs TGD-Vorstand übernommen. „Die Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Tierärzteschaft, Verarbeitung, den Verbänden und Behörden ist entscheidend, um machbare und weiterhin den modernen Anforderungen entsprechende Standards in Österreich zu haben. Diese sind wichtige Voraussetzungen für die hohe Qualität der heimischen Produkte“, betont die LK-Vizepräsidentin.

Teilnahme gilt auch als Qualitätsprogramm

Die Teilnahme am Tiergesundheitsdienst ist freiwillig, bei bestimmten Markenprogrammen oder Förderungen wird eine Teilnahme jedoch vorausgesetzt. Beispielsweise wird der TGD für das AMA-Gütesiegel, M-Rind von McDonald‘s oder Berglandmilch als Qualitätsprogramm anerkannt.

Aktuell gibt es in Oberösterreich 25.878 tierhaltende Betriebe, von denen  10.111 beim TGD dabei sind. Betreut werden sie von 191 Tierärzten. Laut Landwirtschaftskammer werden 98 Prozent der hierzulande gehaltenen Schweine, 93 Prozent der Rinder, 87 Prozent der Schafe und 95 Prozent der Ziegen im Tiergesundheitsdienst betreut, wenn man Betriebe mit höheren Tierzahlen betrachtet. Österreichweit gibt es 40.892 bäuerliche Betriebe, die beim TGD dabei sind.

Quelle: lk oö
Gottfried Schoder (l.), Rosemarie Ferstl und Michael Wöckinger (r.), Leiter der Abteilung Tierhaltung der Landwirtschaftskammer OÖ

Gottfried Schoder ist der Geschäftsführer des OÖ Tiergesundheitsdienstes. „Das Betreuungsmodell in der Tiermedizin hat sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv verändert“, berichtet der Tierarzt. Früher sei ein Tierarzt gekommen, wenn ein Tier krank war. Mittlerweile steht die laufende Betreuung und damit auch Prävention im Vordergrund. Es geht darum, die Tiere gesund zu halten. „Das Betreuungsmodell des Tiergesundheitsdienstes ist der richtige Schlüssel, um Fehler rechtzeitig erkennen zu können. Das umfangreiche Angebot im Bereich der Diagnostik, Gesundheitsprogramme und Weiterbildungen ergänzen dieses Modell“, so Schoder. 

Jährlich etwa 12.000 Betriebsbesuche in OÖ

Die vorgegebenen Betriebsbesuche, bei denen Tierhalter und Tierarzt gemeinsam Schwächen im System aufzeigen und Lösungsansätze erarbeiten, müssen dokumentiert und und zur Überprüfung weitergegeben werden. In Oberösterreich werden jährlich mehr als 12.000 solcher Besuche aufgezeichnet und zentral abgerechnet, was auch für eine einheitliche Honorierung sorgt.

Tierwohl, Tierschutz und Eingriffe bei Nutztieren sorgen für gesellschaftliche Diskussionen. Der Tiergesundheitsdienst will Hilfestellung geben. gottfried schoder

Ein wesentlicher Punkt ist laut Gottfried Schoder auch die Diagnostik. Neben der Zusammenarbeit mit der Tierkörperverwertung Regau betreibt der OÖ TGD in Ried im Innkreis auch ein Labor, in dem Proben verschiedener Nutztierarten untersucht werden. Im Jahr 2023 waren das mehr als 100.000 Proben. Die Zusammenarbeit mit dem Qualitätslabor Österreich und dem OÖ Landesverband für Leistungsprüfungen lässt Logistikmöglichkeiten gemeinsam nutzen  und dadurch wesentliche Transportkosten einsparen.

- Bildquellen -

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