Der vergangene Herbst wurde für viele steirische Kastanienbauern zum Alptraum, denn ein Pilzbefall brachte sie um einen Großteil ihrer Ernte. Das Problem bei dieser Krankheit: Geschädigte Früchte werden faul, können von außen nicht erkannt und daher vor dem Verkauf nicht aussortiert werden. Die Folgen sind Kundenbeschwerden, weshalb im letzten Jahr einige Bauern komplett auf die Ernte ihrer Kastanien verzichteten. Heuer hält sich die Ausbreitung des Schadpilzes beim Kastanienanbau in Grenzen, wie Johannes Schantl, Leiter des Versuchsreferats des Landes Steiermark erklärt: „Bei ersten Plantagenbegehungen haben wir Auszählungen durchgeführt. Der Befall dürfte sich hochgerechnet auf unter zehn Prozent belaufen. Im letzten Jahr hatten wir teilweise Befallszahlen von über 50 Prozent.“
War im letzten Jahr noch wenig über diesen Schadpilz bekannt, weiß man heute zumindest schon, womit man es zu tun hat. Der Referatsleiter dazu: „Bei dem Pilz handelt es sich um Graufäule, hervorgerufen durch den Pilz Gnomoniopsis castaneae. Er wurde erstmals in Italien 2012 beschrieben und ist mittlerweile weltweit zu einem der größten Probleme im Kastanienanbau geworden.“
Kampfansage
In der Steiermark will man sich nicht kampflos mit dieser Tatsache abfinden. Am Betrieb von Markus Klug in St. Stefan ob Stainz wurde im Frühjahr gemeinsam mit dem Versuchsreferat die Wirkung von Kupfer-Präparaten getestet. Schantl erklärt: „Wir haben in einem ersten Versuch zwei verschiedene Mittel je einmal im Frühjahr angewendet. In beiden Fällen wurde im Herbst nur etwa die Hälfte an faulen Früchten im Vergleich zur unbehandelten Variante gezählt.“ Die Versuche sollen im kommenden Jahr mit weiteren Mitteln intensiviert werden. Auch beim Zeitpunkt der Anwendung gibt es laut Schantl noch Optimierungsbedarf.
International ist man um verstärkte Zusammenarbeit bemüht, um diesem globalen Problem Herr zu werden und den europäischen Kastanienanbau wieder auszuweiten. Der Anbau in China ist seit den 1990er Jahren kräftig angestiegen, bereits 90 Prozent der weltweiten Produktion ist in Asien angesiedelt. In Europa ist der Anbau seit den 1960er Jahren rückläufig. Das europäische Netzwerk „Eurocasta“ – ein Zusammenschluss von wichtigen Produzentenvereinigungen der großen Anbauländer Frankreich, Spanien, Italien und Portugal – möchte nun die europäische Produktion wieder ausweiten. Der in Stainz gegründete Verein „ARGE Zukunft Edelkastanie“ ist seit diesem Jahr ebenfalls Mitglied dieses Netzwerks. Johannes Schantl ist auch Obmann des steirischen Vereins und beschreibt die zukünftigen Vorhaben: „Wir möchten den heimischen Anbau durch verschiedene Maßnahmen unterstützen. Neben Versuchen zum Pflanzenschutz gegen die Graufäule arbeiten wir auch an der Auswertung lokaler Wetterdaten für die Erstellung von Prognosemodellen zum Pilzbefall. Besonders die Universität in Turin ist dabei ein wichtiger Partner. Auch im Bereich der Sortenzüchtung sind einige Aktionen geplant. Dabei geht es vor allem um die Suche nach toleranten Sorten für den steirischen Anbau.“
Kastanienfest
Am 20. Oktober findet das erste Steirische Kastanienfest im Naturparkzentrum Grottenhof in Kaindorf an der Sulm bei Leibnitz statt. Von 11 bis 17 Uhr können die Besucher bei freiem Eintritt alles zur Produktion dieser köstlichen Früchte erfahren und die kulinarische Vielfalt, die damit möglich ist, kennenlernen. Zur Nutzung des wertvollen Holzes gibt es ebenfalls zahlreiche Informationen.
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