Kommentar von Clemens Wieltsch,
Redakteur
Seit drei Wochen bereichert Rewe/Billa Österreichs Werbelandschaft mit einer Imagekampagne für seine Eigenmarke „Billa Bio“. Samt Ohrwurm, nämlich einem dreißigsekündigen Lied zweier Wiener Rapper: Yasmo und Mira Lu Kovacs beantworten darin Fragen nach Palmöl- und Zuckerfreiheit, vor allem aber nach Bio-Qualität, und stets mit dem überzeugten Refrain „Kann ich haben“. Die Kernbotschaft der Spots lautet „Bio, aber günstig“. Die Marketing-Agentur BBDO Wien als Mastermind der Kampagne sieht darin die „souveräne Antwort auf die Herausforderung, Genuss mit Gewissen und dem Budget zu vereinen“.
Gut fürs Gewissen scheint dabei aber wohl nicht gleichbedeutend mit klimaschonend oder regional zu sein. Denn nur eine Handvoll der 250 „Billa Bio“-Produkte kommt aus Österreich, etwa die keck mit „Danke für die Mühe, liebe Bio-Kühe“ beworbene Vollmilch. Die „Berg-Linsen“ aus dem fernen Kanada hingegen haben die Alpen wohl nur im Vorbeifahren gesehen. Bei Produkten aus Deutschland machte sich Rewe immerhin die Mühe, die Etiketten an den hiesigen Sprachgebrauch anzupassen. Die ernährungsbewusste, urbane Kundschaft greift wohl lieber zum Weckerl als zum Bio-Brötchen aus deutschen Landen.
Den auf der „Biofach“ in Nürnberg präsentierten Zahlen zum heimischen Bio-Absatz verpasst die Rewe-Kampagne jedenfalls einen bitteren Beigeschmack. Denn auch wenn Österreich weltweit den zweithöchsten Bio-Anteil am Gesamtmarkt hält, kehrten laut Bio Austria im Vorjahr 933 Betriebe dem Ökolandbau den Rücken. Deren Obfrau nannte gestiegene Kosten und zu geringe Erzeugerpreise als Gründe für die Ausstiegswelle. Bio-Produktion zu Ramschpreisen? Kann ich (offenbar) nicht haben!