„Ja“ zum Fortschritt, aber mit Planungssicherheit

Nationalratsabgeordneter und LK-Präsident Josef Hechenberger im Gespräch über das Tierarzneimittelgesetz, Tierschutz und den Einfluss der EU-Politik.

Herr LK-Präsident, seit Oktober 2022 sind Sie Tierschutzsprecher der ÖVP im Nationalrat. Welche Themen werden aktuell behandelt?

HECHENBERGER: Wir haben diesen Herbst ein für die Landwirtschaft sehr wichtiges Gesetz beschlossen. Die EU hat zwei Verordnungen erlassen, die unmittelbar national angewendet werden müssen. Aus dem bisher gültigen Teil des Arzneimittelgesetzes und des Tierarzneimittelkontrollgesetzes ist daher unter Berücksichtigung der Vorgaben aus Brüssel ein neues Tierarzneimittelgesetz entstanden. 

Was genau heißt das für die Betriebe?

HECHENBERGER: Jedes kranke Tier, das diese Medikamente benötigt, kann auch künftig sofort mit Antibiotika behandelt werden. Da Resistenzen allerdings auch im tierischen Bereich ein Thema sind, soll es außerdem ein Schwellenwert-System zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes geben. So können wir gewährleisten, dass die für die Tierhaltung so wichtigen Medikamente auch in Zukunft ihre Wirksamkeit behalten – ganz nach dem Motto: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. 

Besonders wichtig war mir in den Verhandlungen, dass alle eingebrachten Vorschläge dahingehend überarbeitet wurden, sodass sie am Ende auch praktikabel sind.  

Stichwort praktikabel: Bei Tierschutzthemen reden viele Interessensgruppen mit. Wie kann da ein Ausgleich gelingen? 

HECHENBERGER: Ich bin überzeugt, dass durch einen offenen Dialog und Einblick bzw. Inputs aus der landwirtschaftlichen Praxis viele Dinge so weiterentwickelt werden können, dass es für alle passt. Was in vielen Diskussionen oft zu wenig berücksichtigt wird, ist, dass Investitionen in der Landwirtschaft für Generationen getätigt werden. Da kann nicht alle zwei Jahre etwas komplett Neues umgesetzt werden. Die Landwirtschaft verschließt sich sicher nicht dem Fortschritt – ganz im Gegenteil. Aber letztendlich braucht es immer auch die Bereitschaft der Konsumentinnen und Konsumenten, für höhere Standards auch mehr Geld auszugeben und vor allem auch eine gewisse Planungssicherheit für die Betriebe. 

Wie schon angesprochen, kommen viele Inputs zur Zukunft der Landwirtschaft von EU-Seite. Wie stehen Sie diesen Vorschlägen und Ideen, wie zum Beispiel dem Green Deal, gegenüber?

HECHENBERGER: Wir haben in Europa hohe Standards. In Österreich gelten sogar oft noch strengere Richtlinien als in den restlichen EU-Staaten. Das ist gut und richtig so, es kann aber dann nicht sein, dass der eigenen Landwirtschaft immer mehr Vorgaben gemacht, ihr die Produktion erschwert und zugleich neue Handelsabkommen abgeschlossen werden und so der Marktdruck weiter erhöht wird. Daher ist es wichtiger denn je, dass engagierte bäuerliche Vertreterinnen und Vertreter in den verschiedenen Gremien mitarbeiten und Strategien gemeinsam erarbeitet werden. 

Wie für viele andere Bereiche gilt nämlich auch für die Landwirtschaft: Es ist besser mit ihr als über sie zu reden! 

Vielen Dank für das Gespräch!

- Bildquellen -

  • Hechenberger OeVP 1249: ÖVP
- Werbung -
Vorheriger ArtikelKundenwunsch nach Qualität und Regionalität
Nächster ArtikelBiolandbau halbiert die Treibhausgase