In Leopoldsdorf wird weiter Zucker raffiniert

In der Zuckerfabrik im Marchfeld werden auch im Herbst und Winter 2021/22 Rüben verarbeitet. Das hat der Aufsichtsrat der Agrana einstimmig beschlossen, nachdem Tausende Landwirte dem börsennotierten Konzern vertraglich den Rübenanbau auf 38.200 Hektar Fläche zugesichert haben.

Ende gut, alles gut: Der Fabriksstandort der Agrana-Zuckerfabrik in Lepoldsdorf ist auch für die Kampagne im kommenden Jahr abgesichert. FOTO: AGRANA

Damit sei der weitere Betrieb von zwei Zuckerfabriken in Österreich wirtschaftlich sinnvoll, erklärte Agrana-Chef Johann Marihart nach der Aufsichtsratssitzung. In deren Vorfeld hatten Bund und Länder, allen voran Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark, Hilfszusagen abgegeben, sollten die Landwirte wie in den vergangenen Jahren ihre Rübenäcker etwa wegen Trockenheit oder Befall durch den Rübenderbrüssler umbrechen und neuerlich aussäen müssen.
250 Euro Prämie je Hektar stehen im nächsten Jahr dafür zur Verfügung. Agrana selbst stellt für den allfälligen Wiederanbau das Saatgut kostenlos zur Verfügung und garantiert die Rübenabnahme weiter mit Verträgen. Marhihart: „Es gibt nicht viele Feldfrüchte, wo es einen garantierten Preis, garantierte Abnahme und eine Ausfallsabsicherung gibt.“
2019 sind rund 10.000 Hektar an Rübenfeldern vom Rüsselkäfer vernichtet worden, der Rübenanbau war auf nur noch 26.000 Hektar zurückgefallen. In guten Jahren wurden einst doppelt so viele Rüben angebaut. In Nieder- und Oberösterreich wurden auch Saatgut-Beizmittel per Notfallszulassung erlaubt, um den Rübenbauern zu helfen, die Kultur zu führen. Im Burgenland und Wien wird den Landwirten diese Unterstützung indes verwehrt. Für 2021 sehe es nach einem relativ feuchten Herbst aber besser aus, die Schadfläche dürfte „durchaus überschaubar“ bleiben, erklärte Marihart.
Sowohl Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger als auch Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betonten: Was es an finanzieller Unterstützung für den Rübenanbau geben muss, werde es auch geben. Auch die erforderlichen Pflanzenschutzmittel. Gemessen an der Coronahilfe in Milliardenhöhe seien die Hilfen für die Rübenbauern ohnehin „nur eine Kommastelle“, so die Landeshauptfrau. Bei der nun gelungenen Werksrettung stand es jedenfalls „Spitz auf Knopf“.
In Leopoldsdorf freut man sich derweil über die 150 abgesicherten Arbeitsplätze in der Fabrik. Thomas Buder, oberster Betriebsrat im Werk und selbst Nebenerwerbsbauer, dankte speziell auch den Landwirten für ihren Schulterschluss mit dem Werk, von dessen Betrieb weitere 400 Firmenarbeitsplätze in der Region, etwa bei Zulieferern, profitieren würden. Sein Appell an die Konsumenten: „Auch bei Zucker nicht immer nur auf den Preis schauen.“
Erleichtert zeigte sich auch der Obmann des NÖ. Bauernbundes, Stephan Pernkopf: „Unsere Bauern retten damit den Wiener Zucker und die Arbeitsplätze in der Fabrik im Marchfeld. Rübenbauern-Präsident Ernst Karpfinger dagegen dankte „der Politik, die mit dem vereinbarten Pakt den Landwirten eine Garantie gibt, sie bei einem erforderlichen Wiederanbau nach Schädlingsbefall finanziell zu unterstützen und sich zum Pflanzenschutz bekennt“. Er zeigte sich auch betont „stolz auf unsere Mitglieder, denn sie haben durch ihre gesteigerte Anbaubereitschaft den genossenschaftlichen Zusammenhalt in schwierigen Zeiten bewiesen“.

Bernhard Weber

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