Hohe Standards dürfen auch etwas kosten

Umfragen der vergangenen Monate belegen es deutlich: Zwischen dem tatsächlichen Kaufverhalten und dem Wunsch der Konsumenten nach Lebensmitteln mit hohen Tierwohl- und Ökostandards gibt es Widersprüchlichkeiten. Der Lebensmittelhandel und die Konsumenten müssen sich zur österreichischen Landwirtschaft, zur österreichischen Qualität, bekennen.

Genau schauen und dann auch bewusst zu heimischer Ware greifen, fordert der OÖ Bauernbund.

Immer mehr Vorschriften sowie praxisfremde agrarpolitische Entscheidungen seitens der EU erschweren den bäuerlichen Familienbetrieben gerade auch in Österreich das Arbeiten auf ihren Höfen. Die Umsetzung ideologisch beflügelter Agrarpolitik auch aufgrund teils erheblichen Einflusses vieler NGOs auf die Politik bedrängt die Bäuerinnen und Bauern in ihrer wirtschaftlichen Situation zusehends. Das machte zuletzt auch die Aufhebung der Übergangsfrist bis zum Vollspalten-Verbot deutlich.

„Sicherheit und Planbarkeit sind aber für die Zukunft der Höfe ausschlaggebend. Umfragen haben gezeigt, dass sich Konsumenten etwa für die Erzeugung von Tierwohlprodukten aussprechen. Das spiegelt sich allerdings nicht im Kaufverhalten wider“, so Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner. Laut einer RollAMA-Motivanalyse vom vergangenen April achten 42 Prozent auf die Qualität für 58 Prozent ist beim Einkaufen eher der Preis beziehungsweise die jeweilige Aktion ausschlaggebend. 2021 achteten noch 60 Prozent auf die Qualität und 40 eher auf den Preis. Inzwischen wird jeder dritte Euro bei Aktionen ausgegeben. Dieser Umstand führt zu einem finanziellen Problem bei den bäuerlichen Familienbetrieben.

Handel soll nicht der Moralapostel der Konsumenten sein

Österreichische Lebensmittel finden sich im Regal neben Lebensmitteln aus anderen EU-Ländern und auch Drittstaaten, wo häufig zu niedrigeren Tierwohl- und Ökostandards produziert wird. Das sorgt für Wettbewerbsverzerrungen. In Nicht-EU-Ländern dürfen nach wie vor Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die in der EU schon lange verboten sind. Auch die Höhe der Wirkstoffmenge spielt wegen mangelnder staatlicher Kontrollen und Vorgaben kaum eine Rolle. Das bestätigt eine veröffentlichte Untersuchung des AK-Konsumentenschutzes OÖ aus dem Jahr 2023. Das Ergebnis: Rund drei Viertel der Proben (importiertes Obst und Gemüse aus Drittstaaten) wiesen Wirkstoffrückstände auf, die in der EU verboten sind.

„Die österreichischen Bauern können zu Recht stolz auf ihre Qualitäts-Lebensmittel sein. Viele wollen auch in Tierwohlstallungen investieren. Doch jede Firma gerät langfristig in finanzielle Schwierigkeiten oder gar in die Pleite, wenn Dinge erzeugt werden, die nicht gekauft oder gebraucht werden“, erklärt Wallner.

Sicherheit schafft das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel, das 90 Prozent der Bevölkerung kennen. Es ist ein verlässliches Zeichen für österreichische Herkunft, höhere Qualität und unabhängige Kontrollen. Alle 30 Minuten findet eine AMA-Gütesiegel-Kontrolle statt, 41.000 bäuerliche Familienbetriebe produzieren für das Siegel.

„Jede Firma gerät langfristig in finanzielle Schwierigkeiten, wenn Dinge erzeugt werden, die nicht gekauft werden.“ Wolfgang Wallner

Die enorme Marktonzentration, die Einkaufsmacht und die damit verbundene Möglichkeit der Produktvorauswahl für die Konsumenten ermöglichen den Handelskonzernen, Einfluss auf die Lebensmittelproduktion und damit die bäuerlichen Familienbetriebe zu nehmen. Ein Nichtaufnehmen in die Produktpalette oder gar eine Auslistung kann folgenschwer sein. Der Eigenmarkenanteil der Lebensmittelketten ist seit Jahren im Steigen begriffen. Wertmäßig ist der Anteil der Lebensmittel am gesamten Warenkorb bei mehr als 34 Prozent. „Der steigende Eigenmarkenanteil führt zu einem weiteren Druck gegenüber den Lebensmittelkonzernen und Bauern. Die Erzeuger haben dem nur wenig entgegenzusetzen. Ihnen bleibt kaum eine andere Möglichkeit, als den verlangten Konditionen zuzustimmen. Das ist kein fairer Wettbewerb auf Augenhöhe. Die Folge ist ein geringerer Produkterlös. Für den Konsumenten ist es doch von größerer Relevanz zu wissen, in welcher Molkerei die Milch verarbeitet wurde, als den Namen des Lebensmittelgeschäftes darauf zu lesen“, gibt Wallner zu bedenken.

Handel und Konsumenten müssen sich zur Landwirtschaft bekennen

In Österreich beherrschen die drei Lebensmittelketten (Spar, Rewe und Hofer) mit einem Marktanteil von ewa 90 Prozent den Lebensmittelhandel. Zweieinhalb Millionen Haushalte lassen ihr Geld bei nur drei verschiedenen Konzernen. Der Druck auf Erzeuger beziehungsweise Lieferanten ist teils enorm. Das zeigen auch die Berichte des seit März 2022 aktiven, weisungsfreien Fairnessbüros, angesiedelt im Landwirtschaftsministerium.

Der Lebensmittelhandel schmückt sich in seinen Werbeformaten mit Bildern, die mit der realen Landwirtschaft nur wenig zu tun haben. Da der Handel immer höhere Ansprüche und teils auch Vorgaben an die heimische Landwirtschaft stellt, könnte im Umkehrschluss auch die Auslistung ausländischer Waren, die nicht den heimischen Öko- und Tierwohlstandards entsprechen, gefordert werden. Rasch würden sich die Regale leeren und man würde etwa kein billiges Putenfleisch aus Italien mehr finden, das wie kürzlich aufgedeckt aus tierquälerischer Haltung (Stichwort „Toe Trimming“) stammt.

„Die Diskussionen über Umwelt- und Tierschutz bergen eine gewisse Scheinmoral in sich. Die dahintersteckende Ideologie gefährdet die Erzeugung heimischer Lebensmittel und die hohen österreichischen landwirtschaftlichen Produktionsstandards. Tierleid kann aktiv verhindert werden, indem sich der Konsument beim Einkauf für heimisches Fleisch entscheidet. Eine durchgehende verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln und in der Gastronomie würde für den Konsumenten Wahlfreiheit und mehr Transparenz heißen“, erläutert Wallner und appelliert an alle Konsumenten, nicht nur über heimische Qualität zu sprechen, sondern sie auch zu kaufen.

- Bildquellen -

  • Woman And Girl Making Shopping: Foto: Kalinovsky Dmitry - fotolia
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AUTORred GC
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