Hofnachfolge bei 60 Prozent noch ungeklärt

Familienbetriebe sind nach wie vor von großer Bedeutung für die österreichische Landwirtschaft. Was braucht ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb heute, um erfolgreich zu sein? Welche Strategien muss er entwickeln, um auch in Zukunft bestehen zu können?

Entlastungen für die Landwirtschaft gefordert

Thomas Uher, Vorstandsvorsitzender der Erste Bank Österreich, Maximilian Hardegg, Agrarlandesrat Stephan Pernkopf und Studienleiter Professor Hermann Frank (v. l.). ©Erste Bank/Hinterramskogler
Thomas Uher, Vorstandsvorsitzender der Erste Bank Österreich, Maximilian Hardegg, Agrarlandesrat Stephan Pernkopf und Studienleiter Professor Hermann Frank (v. l.). ©Erste Bank/Hinterramskogler
Um diese Fragen zu beantworten, führte das Forschungsinstitut für Familienunternehmen der Wirtschaftsuniversität Wien unter der Leitung von Universitätsprofessor Hermann Frank eine Studie durch, an der knapp 1000 NÖ landwirtschaftliche Familienbetriebe teilnahmen.
Im Bereich der Nachfolge sind die Studienergebnisse durchaus beunruhigend: Rund 60 Prozent der Betriebe können die Nachfolgesituation in ihrem Betrieb noch nicht abschätzen. Sechs Prozent wissen bereits heute, dass ihr Betrieb definitiv nicht weitergeführt wird – das wären immerhin an die 700 Betriebe pro Jahr. Für die ungeklärte Nachfolgesituation werden mehrere Gründe genannt: 40,6 Prozent der befragten Landwirte geben an, dass die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit des Betriebes nicht gesichert ist. Ein weiterer Grund ist das fehlende Interesse der Kinder. Viele Landwirte nennen auch die generelle negative wirtschaftliche Entwicklung der Branche sowie die geringe Entlohnung bei hohem Arbeitseinsatz als Ursachen für diese Entwicklung. Auch die starke Abhängigkeit von Förderungen wirkt sich laut Studie negativ auf die Nachfolgesituation aus. “Der größer werdende bürokratische Aufwand senkt die Attraktivität des Berufes zunehmend. Landwirtschaftliche Unternehmer werden immer stärker eingeschränkt – dabei ist unternehmerische Freiheit eine der wichtigsten Voraussetzungen, um seinen Betrieb erfolgreich führen zu können”, interpretiert Maximilian Hardegg, Landwirt und Initiator der Studie, die Ergebnisse.
Eine weitere Herausforderung für die landwirtschaftlichen Familienbetriebe ist die finanzielle Ausstattung. Mehr als die Hälfte der befragten Betriebe hat permanent mit finanzielle Problemen zu tun. Für rund 48 Prozent ist es gerade noch möglich, den laufenden Betrieb zu erhalten, für rund elf Prozent ist selbst das kritisch. Unter diesen Bedingungen können notwendige Investitionen nicht getätigt werden. Das bremst Innovation. Studienleiter Frank: “Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es bei landwirtschaftlichen Familienbetrieben zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft kommt. Nur etwas mehr als 40 Prozent kann es sich leisten, ihren Betrieb weiterzuentwickeln – beim Rest bleibt für Zukunftsinvestitionen einfach nichts übrig.”
“Unsere Bäuerinnen und Bauern stehen Herausforderungen gegenüber, die sich im Lauf der Jahre ständig wandeln, mit unseren Förderprogrammen begleiten wir sie”, verwies Agrarlandesrat Stephan Pernkopf besonders auf die Jungübernehmer- und Investitionsförderungen. Erst vor wenigen Tagen habe eine aktuelle Eurostat-Studie belegt: Bewohner des ländlichen Raums sind in Österreich in wesentlich geringerem Ausmaß von Armut bedroht als in der Stadt, während dies in den meisten EU-Ländern umgekehrt ist.
“Das ist ein Erfolg für unsere Politik für den ländlichen Raum, über die Landwirtschaft hinaus”, betonte Pernkopf, der in der Aus- und Weiterbildung einen Schwerpunkt setzen möchte: “Mit drei Höheren Landwirtschaftlichen Schulen und 18 Landwirtschaftlichen Fachschulen sind wir sehr gut aufgestellt. Im Regierungsprogramm der Bundesregierung ist zudem auch eine Agrar-Fachhochschule verankert. Der Standort ist noch offen – er muss der Kompetenz folgen und nicht umgekehrt, die Agrar-FH sollte daher unbedingt nach NÖ kommen.”

- Werbung -
Vorheriger ArtikelLand NÖ kündigte Entlastungspaket an
Nächster ArtikelGesucht: die besten Gras- & Maissilagen