Misstraut gelegentlich euren Schulbüchern!”, hatte schon der Lehrer Erich Kästner in einer Ansprache zum Schulbeginn 1952 gesagt. Dieses Zitat könnte man sich auch heutzutage zu Herzen nehmen. Nämlich dann, wenn es um die Darstellung von Landwirtschaft in Schulbüchern geht. Was dort teilweise an Klischees und Nichtwissen verbreitet wird, kritisiert nun Nationalratsabgeordneter Manfred Hofinger: “Wenn Kinder in der Schule mit nicht mehr zeitgemäßen Informationen und Bildern gefüttert werden, entsteht Halbwissen, das sich festsetzt und unbewusst verbreitet.” Er fordert eine qualitätsvolle Aufarbeitung und Darstellung der realen Arbeits- und Produktionsbedingungen der bäuerlichen Familienbetriebe in Schulbüchern ebenso wie in der Lehrerausbildung. “Die bäuerliche Realität muss Einzug ins Klassenzimmer halten.”
Schulbücher auf Aktualität prüfen
Hofinger unterstützt damit eine Forderung des oberösterreichischen Bauernbundes. Dieser hat bereits in einem Antrag in der Landwirtschaftskammer-Vollversammlung auf dieses “Bildungsmanko” hingewiesen und das Bildungsministerium aufgerufen, neu aufzulegende Schulbücher auf Objektivität und Aktualität zu überprüfen. Begutachtet soll das von einer sozialpartnerschaftlich besetzten Fachkommission werden.
Von einer realistischen Darstellung der Landwirtschaft ist man in den Schulbüchern weit entfernt. Veraltete, falsche oder stark “tendenziöse” Berichte finden sich darin wieder. So wird etwa der Landwirtschaft “Überdüngung” vorgeworfen, was in weiterer Folge als “Nitrit für Säuglinge zum Problem wird”. Oder es wird ein Fressgitter mit Massentierhaltung gleichgesetzt. Oder aber die “Überweidung” als Ursache für Bodenerosion ange-geben (siehe Bild oben). “Schüler, die solche Texte und Bilder ohne weitere Erklärung durch fachkundige Lehrer vorgelegt bekommen, werden mit einem falschen Bild konfrontiert beziehungsweise manipuliert”, so Hofinger, “es ist Tatsache, dass die Landwirtschaft derart professionell durchgeführt und mit hohen Auflagen belegt ist, sodass eine zeitgemäße Darstellung auch in Schulbüchern verlangt werden kann.”
Hofinger sieht in der medialen Aufbereitung landwirtschaftlicher Produktionsvorgänge generell ein Problem: “Es wurde zu lange verabsäumt, den technischen Fortschritt in Form von realen Bildern zu kommunizieren. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Bilder gezeigt werden. Ansonsten bestimmen andere über unsere Köpfe hinweg das Bild unserer Landwirtschaft”.
Weiterbildung für Lehrer
Hofinger nimmt in puncto Schulbildung auch die Lehrer in die Pflicht: “Lehrer – vor allem im urbanen Raum – müssen besser informiert sein.” Denn immer mehr Kinder wachsen in urbanen Räumen auf und haben daher selten oder nie die Möglichkeit einen bäuerlichen Betrieb von innen kennen zu lernen. Weiterbildungsangebote müssten von den Lehrern aber auch genutzt werden, so Hofinger und verweist etwa auf das Angebot “Schule am Bauernhof”. Angesetzt werden solle bereits in der pädagogischen Ausbildung: “Nur, wer bereits hier agrarische Erkenntnisse gewonnen hat, wird sich auch später neue Informationen und Inputs holen.”