Zwischen Niagarafällen, Bisons und Milchfarmen

Für die Teilnehmer war es eine sowohl landwirtschaftlich als auch kulturell lehrreiche Reise. ©BB
Für die Teilnehmer war es eine sowohl landwirtschaftlich als auch kulturell lehrreiche Reise. ©BB
Obwohl nur acht Prozent (%) der Staatsfläche landwirtschaftlich genutzt werden, ist Kanada einer der weltweit wichtigsten Exporteure landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Die kanadische Landwirtschaft teilt sich in fünf Hauptgruppen: Hauptsächlich für den Export bestimmt sind Getreide und Ölsaaten (34 % der Agrar­erträge) sowie Fleischprodukte und lebendes Vieh (27 %). Für den Heimmarkt bestimmt sind Milchwirtschaft (12 %), Obst und Gemüse (9 %) sowie Geflügel und Eier (8 %). Die Be­triebe sind in hohem Maße technisiert. Während die Farmen in den Prärien eine Fläche von über 300 Hektar errei­chen, umfassen die Betriebe in Ostka­nada weniger als 100 Hektar. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern müssen sich die kanadischen Landwir­te größtenteils ohne Subventionen der Regierung auf dem internationalen Markt behaupten. Lediglich Produkte, die für den Heimmarkt bestimmt sind, genießen einen Schutz durch Importzölle.

Übernehmer kaufen vom Übergeber

Beeindruckend: Die Niagarafälle ©BB
Beeindruckend: Die Niagarafälle ©BB
Begleitet wurde die zehntägige Reise von Bauernbund-Direktorin Maria Sauer sowie vor Ort von Margareta Hefti, die 1978 mit ihrem Mann aus der Schweiz nach Kanada auswanderte und dort eine Farm bewirtschaftet.

Mit den berühmten Niagarafällen begann die Reise, die die Teilnehmer genauso beeindruckte wie der Indian Summer, der sich als farbenprächtiges Naturschauspiel präsentierte. Neben Stadtbesichtigungen von Toronto, Montreal, Ottawa und Quebec, wurde viel Landwirtschaftliches besichtigt. Auch eine Viehauktion in Kitchener, einem wichtigen landwirtschaftlichen Handelszentrum, stand auf dem Programm. Die Milchbetriebe der Familien Kemmatten (eine Auswandererfamilie in zweiter Generation aus der Schweiz) und der Familie Lansi beeindruckten durch hohe Professionalität. Während Familie Kemmatten auf Melkstand setzt und 100 Kühe täglich melkt, haben sich die Lansis für Melk­roboter (fast 600 Kühe) entschieden. Beide Betriebe legen hohen Wert auf die Milchqualität und Inhaltsstoffe, da sich der Milchpreis mit hohem Fett- und Eiweißgehalt wesentlich erhöht. Aktuell liegen für diese Betriebe die Milchpreise bei 80 bzw. 73 Cent je Kilogramm. Der durchschnittliche Milchpreis in Kanada liegt bei 60 Cent. Kanada hat im Milchbereich keine ausreichende Eigenversorgung. Der Stalldurchschnitt liegt bei beiden Betrieben bei 11.000 Kilogramm. Die Übernehmer kaufen den Gesamtbetrieb zu Marktpreisen vom Übergeber. Vor allem die Kontingente sind zu Fixkosten abzunehmen. Diese Beträge sind sozusagen die “Pension” für die Landwirte, da es keine staatliche Pension gibt.

Kanadische Milchfarm mit 600 Kühen ©BB
Kanadische Milchfarm mit 600 Kühen ©BB
Besucht wurden auch ein Weinbaubetrieb, eine Käserei und eine Gemüse­farm auf der Ile d’Orleans. Fehlen durf­te auch nicht die Ahornsirup-Siederei. Besonders beeindruckend war der Besuch einer Bisonfarm in Saint Pros­père, wo 200 Bisons gehalten werden. Die robusten Tiere halten bis zu 50°C Minus leicht aus. Bisonfleisch liegt im Trend, da es sehr gesund ist. Da es aber keinerlei staatliche Unterstützung gibt, sind die Betriebe unter Druck, da Verarbeitung und Vermarktung sehr aufwändig sind.

Interessant war der Besuch einer Amish Farm. Die Mennoniten bewirtschaften ihre Betriebe noch großteils ohne Motorisierung. Die Zeit scheint vor 100 Jahren zum Stillstand gekommen zu sein. Gefahren wird mit Kutsche und Pferd. Nur die moderneren Gemeinschaften setzen auch Trakto-ren ein, zumeist gibt es nicht einmal Strom in den Häusern. Diese Art der Landwirtschaft ist das krasse Gegenteil der sonst so hochtechnisierten Betriebe.

Thema bei der Reise war natürlich das Freihandelsabkommen CETA. Schnell war klar, dass sich die Kanadier inhaltlich wenig damit beschäftigen. Größter Partner der Kanadier sind die Amerikaner, mit denen sie gute Erfahrungen haben. Grundsätzlich sieht man Handelsabkommen positiv und als Chance, erkennt aber genauso die Notwendigkeit, dass es Beschränkungen und klare Richtlinien, etwa bei Herkunftskennzeichnung, geben muss. Da Kanada in vielen Bereichen keine ausreichende Eigenversorgung hat, sieht man diese Abkommen als wirtschaftlich notwendig an.

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