Heuer wird global mit geringerer Weizenernte gerechnet

Für die kommende Getreidesaison zeichnet sich weltweit eine geringere Verfügbarkeit von Weizen ab, wie jüngste Prognosen zeigen.

Nach der Rekordernte im Vorjahr erwarten Experten 2023/24 eine geringere Weizenmenge.

Wie vergangene Woche bekannt wurde, dürfte die Weizenernte des Wirtschaftsjahres 2023/24 unter dem Niveau des laufenden Rekordjahres bleiben. Erste Prognosen des Internationalen Getreiderats (IGC) weisen für heuer global ein Minus von 9,1 Mio. Tonnen (oder gut 1 %) zum Vorjahresniveau aus. Das Expertengremium in London schätzt das Weizenaufkommen demnach auf 787 Mio. t (plus 9 Mio. t) über dem Durchschnitt der vergangenen vier Jahre.

1 Prozent weniger EU-Weizen

Der Rückgang sei keiner Flächenreduktion geschuldet, wie man beim IGC betont, denn weltweit wurden nur 300.000 ha oder knapp 0,1 Prozent weniger Weizen angebaut. Von den rund 221 Mio. ha Weizenfläche entfallen 24,1 Mio. ha auf Schläge in der EU, wo der Rückgang um 100.000 ha somit überproportional hoch ausfiel. In Frankreich wird indes ein Flächenzuwachs von 2 Prozent prognostiziert. Erfreulich sei, dass in Europa bisher keine nennenswerten Frostschäden auftraten, in vielen wichtigen Anbauregionen mangle es jedoch an Regen. Vor allem in Nord- und Westeuropa, insbesondere in Frankreich bräuchten die Kulturen dringend Niederschläge, so das Fazit der Getreideexperten.

Verhältnismäßig gering wird heuer der Anteil an Weizenflächen in der Russischen Föderation geschätzt. Laut IGC sollen mehr als 3 Prozent weniger Winterweizen angebaut worden sein. Die Gesamtfläche wird mit 27,8 Mio. Hektar beziffert. Den größten Flächenrückgang prognostiziert man in London derweil für die kriegsgebeutelte Ukraine. Dort soll die Weizenanbaufläche um mehr als ein Viertel zurückgegangen sein und nur noch 4,9 Mio. ha betragen. Konkrete Prognosen seien ob der Folgen des Krieges allerdings kaum möglich, so der IGC.

Expansion in Indien und USA

Für die USA geht der Getreiderat von einem Flächenplus von 1,8 Mio. ha (12,5 %) aus. Allein die Winterweizenfläche habe mit einem Zuwachs jenseits der 10-Prozent-Marke und einer Gesamtfläche von 15 Mio. ha ein Achtjahreshoch erreicht. Aufgrund anhaltender Trockenheit in der wichtigsten USAnbauregion, den südlichen Great- Plains, sei die Bestandsentwicklung aber derzeit alles andere als zufriedenstellend. Um mögliche Ausfälle zu kompensieren, dürften die Farmer in den USA wohl auch den Sommerweizenanbau kräftig ausweiten, heißt es. Auch in Indien wird laut Regierungsangaben aus Neu-Delhi derzeit der Weizenanbau forciert. Die heurige Ernte soll mit mehr als 112 Mio. t gut 4 Prozent höher ausfallen als in der vergangenen Saison. Höhere Auszahlungspreise hätten die Landwirte zu einer Ausweitung ihrer Anbaufläche veranlasst, wie agrarheute.de unter Berufung auf örtliche Quellen berichtet.

Unschlüssigkeit am Terminmarkt

Auf den globalen Terminmärkten herrscht indes Unschlüssigkeit. „Man wartet auf ein richtungsweisendes Signal“, hieß es etwa zu Wochenbeginn vom Beratungs- und Marktanalyse- Unternehmen KS Agrar. So kletterte der Preis für März-Weizen an der Pariser Euronext (Matif) vergangene Woche nahezu auf 300 Euro/Tonne, verlor jedoch in den darauffolgenden Tagen wieder geringfügig. Eine klare Tendenz sucht man vorerst vergebens.

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  • Weizenkurs global: LEONID -STOCK.ADOBE.COM
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AUTORClemens Wieltsch
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