Herkunft und Qualität besiegeln, Preis sichern

Ein neues Qualitätsprogramm verbessert die aktuell düsteren Perspektiven für die heimischen Ackerbauern. Das AMA-Gütesiegel für Brot und Gebäck soll ab Herbst 2024 Verbesserungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bringen. Landwirtschaftliche Betriebe können sich noch bis zum 15. April anmelden und damit auch von allen künftig entstehenden Programme für Ackerfrüchte profitieren.

Mit der Weizenernte 2024 beginnt die Möglichkeit, österreichische Getreide-Rohstoffe zu kennzeichnen.

Das international schwierige Marktumfeld stellt auch heimischen Ackerbauern vor Herausforderungen. Dramatische Preiseinbrüche bei Mais und Getreide sind das Resultat jüngster Entwicklungen: Ein Kriegsschauplatz in Europas „Kornkammer“ Ukraine hat zu zollfreien und weitgehend uneingeschränkten Ausfuhren in den EU-Binnenmarkt und in Kombination mit Rekordernten in Russland zu gefüllten Getreidespeichern und so gesunkenen Preisen geführt. Hinzu kommen zunehmend extreme Witterungsbedingungen.
„Der klassische Ackerbau ist unwirtschaftlich geworden. Mit dem Anbau von Getreide und Mais kann nicht mehr kostendeckend gearbeitet werden“, so Oberösterreichs Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger kürzlich bei einer Pressekonferenz. Perspektiven soll hier das neue AMA-Gütesiegel für Ackerfrüchte bringen, mit dem aus der Ernte 2024 erstmals Gütesiegel-Getreide vermarktet werden kann. „So wird der österreichische Rohstoff sichtbar gemacht und zugleich auch die Umweltleistungen der österreichischen Ackerbauern“, sagt Waldenberger.

Quelle: LKOÖ
Franz Waldenberger und LK-Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr hoffen auf rege Teilnahme.

Angesichts des schwierigen Marktumfelds und fehlender Regulierungsmaßnahmen auf EU-Ebene verhandelt die AMA Marketing aktuell mit Mühlen, Backmischherstellern, Bäckereien und dem Lebensmitteleinzelhandel Richtlinien für das neue AMA-Güte­siegel. Mit diesem kann Konsumenten erstmals die Herkunft des Getreides aus Österreich im Brot und Gebäck garantiert werden. Ebenso garantiert das Gütesiegel, dass das Getreide von Betrieben stammt, die am österreichischen Agrar-Umweltprogramm teilnehmen und Maßnahmen wie Biodiversitätsflächen, Winterbegrünung oder Grundwasserschutz setzen.

„Jeder Landwirt kann einen Beitrag zur Preisabsicherung und verringerten Austauschbarkeit der eigenen Produkte leisten.“
Franz Waldenberger

Das neue Gütesiegel dient nicht nur jenen Getreidebauern als Marktabsicherung, die Mahlweizen und Roggen für die Backwarenindustrie oder Braugetreide für Programme der heimischen Brauereien vermarkten wollen. Ein Landwirt, der sich zum AMA-Gütesiegel Ackerfrüchte anmeldet, nimmt automatisch mit dem gesamten Betrieb teil und ist berechtigt, ohne weitere Kosten alle seine Ackerfrüchte über künftig entstehende Programme zu vermarkten. So ist geplant, auch Rapsöl und Speisesoja sowie österreichischen Zucker über das neue Gütesiegel zu kennzeichnen und von Importen abzugrenzen. In Oberösterreich sind derzeit etwa zehn Prozent der Ackerbauern für das neue Gütesiegel registriert, bundesweit liegt die Teilnahmerate bei etwa 15 Prozent. Die drei geforderten Öpul-Punkte würden jedoch bereits von
80 Prozent der österreichischen Getreidebauern erfüllt. Betriebe können sich noch bis zum 15. April 2024 zum AMA-Gütesiegel Ackerfrüchte anmelden. Teilnahme- und Anmeldegebühren fallen keine an, es wird auf das vorhandene Kontrollsystem der AMA-Zahlstelle aufgesetzt. Laut Waldenberger habe man hierzulande zum Start mit einer höheren Teilnahmerate gerechnet. „Wie bei anderen Markenprogrammen gibt es aber eine anfängliche Skepsis. Dennoch wird sich das neue Gütesiegel langsam etablieren“, sind Waldenberger und Pflanzenbau-Direktor Helmut Feitzlmayr überzeugt. „Eine hohe Teilnahmerate beim AMA-Gütesiegel Getreide wäre ein starkes Symbol der Produzenten in Richtung Handel. Wir produzieren österreichisches Getreide, der Konsument will es, also wird der Handel es auch anbieten müssen“, sagt Michael Treiblmeier, Vorsitzender im LK-Ausschuss für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft.

Gesamte Wertschöpfungskette soll von neuem Gütesiegel profitieren

Die Landwirtschaftskammer OÖ hat zuletzt die Branchenvertreter aus Agrarhandel und Mühlenwirtschaft zu einem Runden Tisch geladen, um einen gangbaren Weg für die Umsetzung zu diskutieren. In der Praxis wird in den Anfangsjahren bei der Getreideübernahme im Agrarhandel eine Massenbilanzierung erfolgen, die zu 100 Prozent österreichisches Getreide und zu etwa 80 Pro­zent die geforderten ÖPUL-Maßnahmen garantiert. So kann jedes Lagerhaus ohne zusätzlichen Kostenaufwand AMA-Gütesiegel-Getreide übernehmen. Schrittweise soll aber der Anteil an Getreide, welches die hohen Umweltauflagen erfüllt, zu reiner Gütesiegelware mit entsprechenden Preiszuschlägen aufgebaut werden.
„Es ist bekannt, dass die großen Backwarenhersteller in Österreich aus Kostengründen nach wie vor zu einem erheblichen Anteil auf ausländisches Mehl zurückgreifen. Das AMA-Gütesiegel kann den Konsumenten die gesicherte Herkunft von österreichischem Getreide in Brot und Backwaren garantieren und soll neben den Ackerbauern allen weiteren Gliedern der Wertschöpfungskette wie Mühlen, Bäckereien und Backwarenindustrie, eine Perspektive für bessere Vermarktungsmöglichkeiten liefern. Diese Marktchancen werden allerdings noch nicht von allen Teilnehmern der Wertschöpfungskette in der Form erkannt“, so Waldenberger.

- Bildquellen -

  • LKOÖ: LKOÖ
  • Weizen Ernte: agrarfoto.com
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