Herbstkonferenzen: Auftakt im Außerfern

Vergangene Woche fand in Breitenwang der Auftakt der traditionellen Bauernbund-Herbstkonferenzen statt. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig war als Hauptreferent dabei.

V. l.: Bauernbunddirektor Peter Raggl, Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler, Tamara Bartl vom Außerferner Bauernladen, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Bezirksbauernobmann-Stv. Markus Rid und Bezirksbauernobmann von Reutte, Christian Angerer.

Im Zuge eines Impulsprogramms für die heimische Landwirtschaft ist es Bundesminister Norbert Totschnig gelungen, für die Jahre 2024 bis 2027 jährlich zusätzlich 90 Millionen Euro für Maßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik zur Verfügung zu stellen. 54 Millionen Euro kommen vom Bund, 36 Millionen steuern die Länder bei.

Tirol profitiert mit zusätzlich zehn Millionen Euro jährlich

Dazu meinte Totschnig im Rahmen eines Pressegespräches im Außerferner Bauernladen: „Unsere bäuerlichen Familienbetriebe sind mit hohen Betriebsmittelkosten, Inflation, volatilen Marktpreisen, dem Klimawandel und steigenden gesellschaftlichen Anforderungen konfrontiert. Jetzt gilt es, Zukunftsinvestitionen zu sichern, die Leistungen der bäuerlichen Familienbetriebe abzugelten sowie die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Deshalb haben wir bei der Landesagrarreferentenkonferenz ein 360 Mio. Euro Impulsprogramm für die Landwirtschaft für 2024 – 2027 beschlossen. Das ist genau die richtige Antwort auf die Herausforderungen unserer bäuerlichen Familienbetriebe. Mit der Wertanpassung des Agrarumweltprogramms, der Bergbauernförderung und der Investitionsförderung tragen wir der Inflation Rechnung und honorieren die Leistungen für das Klima, den Umweltschutz, das Tierwohl sowie unserer Bio- und Berglandwirtschaft. Denn jeder Euro, den wir in die Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern investieren, ist eine Investition in die Versorgungssicherheit Österreichs. Mit dem Impulsprogramm ist Österreich EU-weit Vorreiter. Kein Land in der EU verstärkt derart sein Engagement im Klima- und Umweltschutz in der Landwirtschaft.“

Auch Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler erklärte: „Die kleinstrukturierte Berglandwirtschaft in Tirol profitiert von der Budgetaufstockung des Bundes überproportional. Inklusive des Landesanteils gehe ich von einem Plus von zehn Millionen Euro jährlich für Tirols Bauernfamilien aus. Denn die zusätzlichen Mittel sind im Wesentlichen für die umweltgerechte Bewirtschaftung sowie für den Ausgleich von Benachteiligungen im Berggebiet reserviert. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Stärkung der Landwirtschaft im Land.“

„Wolf und Bär gefährden unsere Alm- und Landwirtschaft“

Bezirksbauernobmann Christian Angerer präsentierte einige Zahlen, Daten und Fakten zur Landwirtschaft im Außerfern. „Das Außerfern ist ein reiner Grünlandbezirk und auch der europaweit einzige Heumilchbezirk. Ackerbau ist bei uns praktisch nicht vorhanden. Bei uns werden rund 5.000 Rinder, 600 Pferde, 4.200 Schafe, 770 Ziegen und 390 Schweine und 5.500 Stück Geflügel gehalten.“ Das war auch seine Überleitung zum großen Problem mit den Raubtieren Wolf und Bär. „Unsere Alm- und Weidewirtschaft ist ernsthaft gefährdet, wenn wir diesem Problem nicht Herr werden. Nicht nur unsere Bauern, sondern auch die Bewohner in den Regionen haben ernsthaft Sorge vor einer Begegnung mit dem Bären. Hier sehnen wir uns nach einer raschen und praktikablen Entnahmemöglichkeit auch für den Bären“, so Angerer.

Dazu meinte Bundesminister Totschnig: „Unsere Initiativen auf EU-Ebene rund um das Großraubtier Wolf zeigen Wirkung. Fakt ist, der Wolf ist in Europa mit über 19.000 Individuen nicht mehr vom Aussterben bedroht und vermehrt sich pro Jahr um 30 Prozent. Die EU-Kommission muss zur Kenntnis nehmen, dass der Wolf eine Gefahr für die Nutztiere, für die Alm- und Weidewirtschaft und potentiell auch für die Bevölkerung ist. Besonders erfreulich ist nun: Die EU-Kommission zieht auf unser Drängen hin eine Änderung des strengen Schutzstatus des Wolfes in Erwägung. Aber auch auf Bundesländer-Ebene braucht es Lösungen. Tirol ist hier Vorreiter: Die von der Landesregierung beschlossene Verordnung wirkt. Wir brauchen uns nur die Zahlen anschauen: Rund 140 Nutztiere wurden bis Mitte September von Wölfen gerissen – im Jahr 2022 waren es 355 Risse. Mein Dank gilt hier vor allem LH Anton Mattle und LH-Stv. Josef Geisler!“

Für 2024 bis 2027 sind durch das Impulspaket 360 Mio. Euro zusätzlich für die österreichische Landwirtschaft eingeplant.
Mit den Mitteln von Bund/Ländern werden die ÖPUL- und AZ-Prämien für die Bäuerinnen und Bauern um 8 Prozent erhöht sowie die Obergrenze der anrechenbaren Kosten für Investitionen in das Tierwohl, den Klima- und Umweltschutz bzw. das Wassermanagement auf 500.000 Euro angehoben. Für Berg-
bauernbetriebe in der Erschwernisgruppe drei und vier gibt es ein Top-Up von 10 Prozent. Im nächsten Schritt sollen diese Mittel 2024 mit einer Änderung des GAP-Strategieplans aufgenommen und durch die EU-Kommission genehmigt werden.
Beispiel: Ein ÖPUL-Betrieb im Berggebiet mit 20 Hektar Fläche, rund 250 Euro/ha ÖPUL und 180 Euro AZ erhält rund 700 Euro pro Betrieb und Jahr zusätzlich.

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  • Herbstkonferenz Reutte: TBB
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AUTORred. HP
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