Kommentar von Hans Maad,
Redaktion Wien.
Pachtangelegenheiten sind heikel. Der Wettbewerb um Pachtflächen hat schon manche Freundschaft überstrapaziert. Einer solchen Belastungsprobe ist derzeit auch das Verhältnis zwischen Bauern und Kirche in der Diözese Eisenstadt ausgesetzt. Bischof Ägidius Zsifkovics hat dort per Dekret neuerdings die zentrale Verwaltung der Pfründegrundstücke verfügt.
In der Praxis bedeutet das die Kündigung und Neuausschreibung sämtlicher Pachtverträge. Betroffen sind rund 300 Landwirte in etwas mehr als 100 Gemeinden mit rund 1.200 Grundstücken, überwiegend Ackerland. Die Kündigungen sind bereits erfolgt, bis 5. Mai läuft nun die Frist zur Abgabe von Pachtangeboten. Dazu wurde unter dem Namen des Diözesanpatrons, des Heiligen Martin, ein Internetportal eingerichtet.
Wer kirchliche Leitbilder kennt, mag sich verwundert die Augen reiben. Ist der Heilige, der seinen Mantel teilte, nun Patron der Pachtpreistreiber? Soll der brave Pfarrkirchenrat einer Gemeinde zuschauen, wie ein zureisender Bestbieter ihm den Acker auspachtet? Will Bischof Ägidius statt der Gänse die Bauern rupfen?
Dazu werde es nicht kommen, versichert man aus der Diözese Eisenstadt. Die Vergabe erfolge nach „wirtschaftlichen, ökologischen und pastoralen Kriterien“. Man wird sehen. Etwas Misstrauen ist gesät, denn die im Mustervertrag vorgesehene Wertsicherung nach Verbraucherpreisindex passt kaum zu einem solidarischen Entwurf. Das gilt auch für die Vertragsstrafe von vier Jahrespachten, wenn ein Pächter von Bio auf Konventionell umstellen will. Bischof Ägidius kann noch nachbessern, indem er die Pachtflächen zu angemessenen Preisen im Dorf belässt.