Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Zu Recht haben Landwirtschafts- und Forstminister Totschnig und 20 seiner Kolleginnen und Kollegen aus anderen EU-Mitgliedstaaten (wie Finnland, Schweden, Slowenien, Polen oder Italien) am Dienstag beim Agrarrat in Brüssel gefordert, die geplante Anwendung der „Entwaldungsverordnung“ vorerst auszusetzen und auf deren Praxistauglichkeit zu prüfen. Denn eigentlich zielt die umstrittene EU-Verordnung ja darauf ab, die Abholzung der Regenwälder in Südamerika oder Asien einzudämmen und zu kontrollieren. Stattdessen drohen damit mehr als fragwürdige Kontroll-Schikanen etwa in Österreich.
Dabei kann in der Alpenrepublik von drohendem Waldverlust keine Rede sein, allenfalls durch Käferkalamitäten. Diese bedingt durch den Klimawandel und der wiederum durch das Abbrennen der Baumriesen am Amazonas oder deren Verdrängung durch Palm-ölplantagen in Indonesien.
Bei uns dagegen nimmt die Forstfläche von Jahr zu Jahr zu. Daher haben weder Forstgüter noch Waldbauern oder gar Viehhalter im Berggebiet Verständnis dafür, überzogene Auflagen zu erfüllen. Etwa für jeden verkaufen Baumstamm verpflichtend auch die genauen GPS-Geolokalisationsdaten bekanntzugeben oder nachzuweisen, dass ihr Maststier oder die Schlachtkuh auf entwaldungsfreien Flächen gehalten wurde.
In Brüsseler Beamtenkreisen wird immer das „Bashing“ (also die Verächtlichmachung) ihrer Arbeit beklagt. „Hausgemacht!“, möchte man ihnen im Falle der Entwaldungsverordnung zurufen. Die hierzulande initiierte Online-Petition gegen die Verordnung benötigt noch viele Unterstützer. Um Norbert Totschnig und Kollegen den Rücken zu stärken.