In gut zehn Jahren, bis 2035, rechnet man bei Corteva Agriscience mit einem 25-Prozent-Umsatzanteil bei den Biopräparaten.

Vorweg: Investiert wurden in den Ausbau des Standortes in Eschbach nahe Freiburg im Breisgau fast 6 Millionen Euro. Oberstes Ziel der dort Forschenden: die Entwicklung von nachhaltigem Saatgut, sprich stresstoleranter und gegen den Klimawandel widerstandsfähigerer Nutzpflanzen, und das mit Molekularbiologie in einem Genotypisierungslabor, welches die Prüfung der Saatgutreinheit unterstützt. Sowie in all das integriert die Erforschung künftiger Generationen von Spritz- und Beizmitteln, um die immer strengeren Nachhaltigkeitsziele etwa auch der EU – Stichworte Green Deal und Sustainable Use Regulation, kurz SUR – zu erreichen. Aber dazu etwas später.

Quelle: Corteva Agriscience
Der neue Hightech-Laborstandort in Eschbach nahe Freiburg.

Entwicklung neuer Wirkstoffmethoden

Knapp drei Dutzend Experten aus aller Welt arbeiten zudem mittels Feldforschung mit fast allen relevanten europäischen Ackerkulturen an der Entwicklung neuer Methoden. Dazu zählen die digitale Versuchsauswertung mit Drohnen, die Fernerkundung und die Nutzung der Molekularbiologie, um die Anfälligkeit von Pflanzenkrankheiten für neue Wirkungsweisen zu verstehen. Das wurde beim Rundgang gegenüber einer exklusiven Gruppe von Journalisten aus Spanien, Frankreich, Deutschland, Dänemark, Rumänien sowie Südafrika und der BauernZeitung aus Österreich betont. 

„Wir setzen uns für den Schutz der Umwelt ein und bieten Landwirten die Produkte, die sie zum Schutz ihrer Kulturen benötigen. Da die Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln natürlichen Ursprungs wächst, wird sich Eschbach auch auf biologische Produkte und deren Wirksamkeit gegen europäische Schädlinge und Krankheiten konzentrieren“, erklärte Elliot Heffner, Leiter der Corteva-Pflanzenzüchtung in Europa. 

Quelle: Bernhard Weber
Bis zur Zulassung neuer Mittel dauert es oft zehn Jahre.

Erst im März hat der Konzern die Übernahme der Unternehmen Symborg aus Spanien und Stoller aus den USA bekannt gegeben. Beide stellen biologische Produkte teils mit mikrobiologischen Technologien her (die Spanier etwa die Wirkstoffe Utrisha N und BlueN, welche die Nährstoffeffizienz optimieren sollen) und verfügen über ein breites Produktportfolio für die Biolandwirtschaft.

Herausforderung Wirkstoffverbote

In den modernen Labor-Einheiten geht man dem Sklerotinia-Pilzbefall ebenso auf den Grund wie dem Nemathodenbefall oder der gefürchteten Fruchtfliege. Die größte Herausforderung für die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln und auch Saatgut ist aber derzeit die Halbierung der Ausbringmengen oder auch Wirkstoffverbote. Und in Sachen Saatgut die in Europa weitverbreitete Skepsis, gar Ablehnung neuer Zuchtmethoden.

Wobei sich Corteva auf alle „Worst Case“-Szenarien vorbereitet, also die höchstmöglichen behördlichen Forderungen und Auflagen, egal ob im Pflanzenschutz oder in der Saatgutentwicklung. Man könne es sich „auch gar nicht leisten, den Green Deal zu ignorieren oder darauf zu hoffen, dass es doch nicht so schlimm kommt“. Speziell die Wirkstoffverbote seien ein wachsendes Problem. Für manche Kulturen wie Zuckerrüben gebe es derzeit keinen Schutz mehr. Auch Umgehungen mit Ausnahmeregeln sieht man bei Corteva kritisch: „Das endet irgendwann mit Willkür.“

Natürlich arbeite man an neuen Wirkstofflösungen, „aber das dauert eben“. Im Schnitt zehn Jahre und mehr. Von den Zulassungsbehörden fordert man mehr Augenmerk auf Kosten-Nutzen-Analysen. Oft kämen andere, ältere Spritzmittel zum Zug, die weit weniger wirksam sind. „Oder ganze Kulturen fallen aus der Fruchtfolge, werden verlagert. Den Effekt sieht man schon, etwa bei Raps.“ Schnellere Zulassungen würden auch die hohen Kosten etwas eindämmen.

Einsatzmengen haben sich massiv verringert

Der Forderung nach geringeren Ausbringmengen von Wirkstoffen sieht man indes gelassen entgegen: Die Effizienz der verschiedenen Präparate habe sich im Laufe vieler Jahre teils um das 150-Fache auf Einsatzmengen von heute wenigen Gramm pro Hektar reduziert. Auch die teils kombinierte Anwendung von synthetischen und biologischen Mitteln gewinne zunehmend an Bedeutung, wird hervorgestrichen. „Wir wissen heute viel mehr über Biostimulanzien Bescheid als noch vor zehn oder 15 Jahren“, beteuert das Corteva-Management. In gut zehn Jahren, 2035, rechnet man mit einem 25-Prozent-Umsatzanteil der Biopräparate. 

Die mit SUR von der EU geforderte Volumenreduzierung spiele Corteva letztlich auch in die Hände, in Form kleinerer Packungsgrößen und damit günstigerer Vertriebskosten. Wird es für die Landwirte dann vielleicht auch mal billiger? Das wohl kaum, aber einfacher anzuwenden, lautet die Antwort. „Unsere Produkte werden ja an ihrem Wert gemessen. Und wenn er für die jeweiligen Kulturen je Hektar der gleiche ist wie vorher, dann wird der Preis eher nicht nach unten gehen. Wenn der Landwirt nach der Nutzung unserer Produkte keinen Profit sieht, dann wird er sie nicht kaufen.“

Corteva Agriscience
Der international tätige Saatgut- und Agrarchemiekonzern mit Sitz in den USA entstand 2019 nach der Abspaltung des Geschäftsbereichs Agrar aus der davor fusionierten Firmen- gruppe Dow, DuPont und Pioneer. Das Saatgut wird weiterhin unter dieser eingeführten Marke vertrieben. Corteva hat auch einen Firmenstandort in Parndorf im Burgenland.

www.corteva.de 

- Bildquellen -

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  • Corteva: Bernhard Weber
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AUTORBernhard Weber
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