Die Ausbreitung von Unkräutern, Auswinterung und Schäden an der Grasnarbe halbieren die Futtererträge. In Futterwiesen mit Hahnenfußflor, in denen sich zudem Ampfer, Löwenzahn und gemeine Rispe ausbreiten, geht etwa die Hälfte des möglichen Ertrags verloren. Das Foto in der Seitenmitte rechts zeigt beispielsweise eine Wiese im Tiroler Inntal im heurigen Frühjahr. Der Ertragsverlust auf einer solchen Fläche liegt in der Größenordnung von fünf Tonnen Trockenmasse je Hektar bzw. in Geld umgerechnet etwa 1000 (!) Euro pro Hektar. Keine Öpul-Prämie oder Extensivierungsmaßnahme kann dies rechtfertigen. Gut beratene Grünlandbetriebe setzen hier auf Regenerationsmaßnahmen wie Einsaat oder Umbruch und Neuanlage, um mit bestem Futter auch deutlich mehr Einkommen zu erzielen.
Feldfutterbau eignet sich auch zur Heugewinnung
Vor jeder Grünlandregeneration ist zu überlegen, ob der Feldfutterbau vorteilhaft ist. Es verwundert, dass beispielsweise in den fruchtbaren, ebenen, warmen Tallagen Tirols der doppelt so ertragreiche Feldfutterbau – auch zur Heugewinnung – so wenig genutzt wird. In Tirol wird Heu sogar importiert. Dabei könnte auf der oftmals großflächig anzutreffenden giftgelben Hahnenfuß-Landschaft gutes Heu produziert werden. Wissensverlust und Abkehr von der Unkrautbekämpfung blockieren die Wertschöpfung aus eigenen Futter-Ressourcen. Im Feldfutterbau mit Klee-/Grasmischungen oder Mais können 15 bis 20 t TM/ha erreicht werden. Das sind doppelt so hohe Futtererträge wie im Grünland. Der ertragreiche Feldfutterbau profitiert auch von den Nährstoffen durch tiefere Bodendurchwurzelung und dem klimatischen Temperaturanstieg. Deswegen sollte Feldfutter-Saatgut heute auch wärmeliebende, trockenheitsverträgliche Futterpflanzen enthalten.
Wiesenregeneration verdoppelt die Erträge
Wo eine Grünlandverbesserung ansteht, muss zwischen Neuanlage oder umbruchloser Erneuerung durch Einsaat entschieden werden. Eine Neuanlage bringt in den ersten drei bis fünf Jahren die höchsten und sichersten Erträge von 10 bis 14 t TM/ha.
Die Futtererträge verdoppeln sich im Vergleich zu verunkrauteten, ertragsmüden Wiesen. Bei Neuanlagen soll ein bis zwei Jahre lang eine Ackernutzung mit Feldfutter samt Deckfrüchten erfolgen. Umbruch und Egge vernichten Unkraut und Bodenschädlinge. Der Umbruch mobilisiert in die Tiefe verlagerte Nährstoffe und verbessert den Fruchtfolgeeffekt und die Ertragswirkung.
Um eine ertragsschwache, unkrautreiche Wiesennarbe zu erneuern ist eine intensive Bodenbearbeitung mit dem Pflug und ein mehrmaliges Eggen notwendig. Dabei bleibt der Boden ein bis zwei Monate offen. Viele der ausdauernden Wurzelunkräuter werden mit der Egge ausgekämmt und trocknen aus. Gleichzeitig werden viele Samenunkräuter zum Keimen angeregt und sind damit gut mechanisch bekämpfbar. Nachfolgend auflaufender Ampfer ist mit kleeschonenden Mitteln im Herbst eindämmbar.
In Westösterreich scheint diese Art der Grünlandverbesserung mangels Lehre und Praxis offensichtlich Neuland zu sein. Es verwundert, dass bei den massenhaft, vollgelb hahnenfußgeschwängerten Wiesen so wenig gegen dieses ertragsmindernde Unkraut unternommen wird, zumal die Futterflächen in den Bergregionen ohnedies sehr knapp sind. Der Futterausfall von einem halben Jahr ist bei Wiesenneuanlagen unvermeidbar. Im Folgejahr wird diese Einbuße bereits mit höheren Erträgen und Qualitäten kompensiert.
Quelle: RWA
Aussaat von Mitte August bis Mitte September
Die Ansaat erfolgt mit einer je nach Lage passenden Saatgutmischung. Der Handel bietet dazu zwölf Typen von Dauerwiesenmischungen an, aus denen die Richtige zu wählen ist (siehe Tabelle). Beratung vom Experten hilft dabei, Fehlentscheidungen zu vermeiden. Zwischen Mitte August bis Mitte September soll gesät werden.
Meist muss ein Reinigungsschnitt gegen die rasch aufwachsenden Unkräuter folgen. Landwirte die mit Wiesenumbruch, Neuansaat und Unkrautbekämpfung noch wenig eigene Erfahrungen haben, können auf die langjährige Erfahrungspraxis von Lohnunternehmern bzw. Maschinenring setzen. Zudem sind auf diese Weise auch kostspielige Maschinen ohne Eigeninvestition nutzbar. Das Folgejahr nach einer Neuanlage bringt bereits Spitzenerträge von 10 bis 15 t TM/ha. Die vorsichtige Zumischung wärmeliebender, trockenheitsverträglicher, sowie der bestwüchsigen lokalen Gräserarten, sichert und steigert die Wahrscheinlichkeit für noch höhere Erträge. Auch Ampfer ist im Kombinationsmix aus Saattechnik und schnell wüchsiger Arten biologisch eindämmbar.
Ertragsschwache Futterwiesen können mit den örtlich am besten geeigneten Gräser- und Kleearten wieder ertragsstark und klimastabil regeneriert werden. Mit verfügbarer Fachberatung und überbetrieblichem Maschineneinsatz sind die Voraussetzungen dafür gegeben. Anfragen: Futterwiesenexperte Humer, Tel. 0664-8244458, johann.humer@gmail.com
Wichtige Gräserarten –
der Standort bestimmt die Gräserwahl
• Die besten Gräser und Kleearten für produktive Böden und Lagen sind oft: Knaulgras, Englisches Raygras, Glatthafer, Goldhafer, Timothe, Rotklee und Weißklee.
• In extensiveren, feuchten oder trockenen Lagen oder bei Weidenutzung haben andere Arten eine eminent lokale Bedeutung. Diese sind: Hornklee, Wiesenrispe, Schwingelarten, Wiesenfuchsschwanz und Straussgräser.
• Für besondere Lagen wie Hochlagen, Exponierung zur Trockenheit oder spezielle Futteransprüche je nach Tierart sind auch weitere Arten zukunftsweisend.
Die standörtlich geeignetsten Gräser und Kleearten zu Erkennen, ist der Schlüssel für hohe Erträge und Rentabilität. Das Auswahlprinzip beim Artenmix produktiver Futterpflanzen richtet sich nach Lage, Nutzung und der lokalen Frohwüchsigkeit der Arten. Das kann nur mit örtlich kalibrierten Individualmischungen erfolgen. Bei späteren Folgesaaten erfolgt eine weitere Feinjustierung der Arten zur Lenkung eines optimalen Pflanzenbestandes.
Johann Humer
- Bildquellen -
- 1832 Hahnenfuss Web: Humer
- 1832 Tab Wiesenmischungen Web: RWA
- 1832 Wiesengraeser Web: Humer
- 1832 Neuanlage Web: Humer