Dort konkurrieren immer weniger Schlachtbetriebe gerade wegen dieser Krisen um eine abnehmende Zahl an deutschen Schlachtschweinen, wobei die größeren Unternehmen Marktanteile hinzugewinnen konnten. Dies ist das wesentliche Ergebnis eines Schlachthofrankings der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). Dem zufolge sind die Schweineschlachtungen in Deutschland 2020 gegenüber dem Vorjahr um 1,91 Mio. Tiere oder 3,5 % auf knapp 53,2 Mio. Tiere gesunken. Bei den Top 10 der Branche war das Schlachtaufkommen jedoch nur um 1,4 % auf fast 43,8 Mio. Schweine rückläufig. Ihr Anteil an allen Schlachtungen nahm deshalb von 80,4 % (2019) auf zuletzt 82,2 % zu.
Mit Ausnahme von Danish Crown, die gegen diesen Trend den höchsten Rückgang bei den angelieferten Tieren verzeichnete, konnten die anderen neun Großschlachter ihre Marktposition stärken. Damit hat die Schlachthöfe-Konzentration erneut zugenommen.
Als größter deutscher Fleischhersteller stand Tönnis im vergangenen Jahr durch Corona-Fälle bei Mitarbeitern und daher notwendigen Werksschließungen im Fokus der Öffentlichkeit. Die Schweineschlachtungen des Unternehmens gingen mit 2,4 % auf 16,30 Mio. Stück aber weniger stark zurück als im Bundesmittel, seinen Marktanteil konnte Tönnis sogar um um 0,3 auf 30,6 % verbessern. Um einen Platz auf Rang zwei im Ranking verbesserte sich die Vion mit 7,60 Mio. Schweinen am Haken, auch deren Marktanteil stieg von 13,8 auf 14,3 %. Die Westfleisch fiel mit einem um 3 % auf 7,47 Mio. gesunkenen Schlachtaufkommen auf den dritten Platz der größten Schweineschlachter in Deutschland zurück, konnte ihren Marktanteil von 14 % aber halten.
Mittelständler halten gut mit
Bei Danish Crown war das mit einem Minus von 6,6 % auf 3,1 Mio. verarbeitete Schweine nicht möglich; der Anteil sank von 6 auf 5,8 %. Auffällig war, dass die mittelständischen Betriebe unter den Top 10 im ISN-Schlachthofvergleich gleich viel oder sogar mehr Schweine im Vorjahresvergleich angeliefert bekamen und damit ihre Marktposition etwas verbessern konnten. Die auf Rang fünf liegende Müller-Gruppe konnte trotz Corona-Problemen in Birkenfeld ihr Schlachtniveau aus 2019 von 2,1 Mio. Schweinen stabil halten. Dahinter rangieren Böseler Goldschmaus mit 1,85 Mio. Schweinen (+4,5 %), Tummel mit 1,55 Mio. Tieren (+ 0,6 %), erstmals in den Top 10 die Steinemann Holding mit auf 1,35 Mio. Schlachtschweinen (+ 10,7 %), die Willms-Gruppe mit 1,34 Mio. Schweinem (+ 2,3 %) sowie Simon-Fleisch mit 1,11 Mio. Tieren (stabil).
Mehr Lieferverträge
Der ohnehin schon deutliche Bestandsabbau in der deutschen Schweinehaltung ist laut dem Marktanalysten der ISN, Klaus Kessing, durch Corona und ASP stark beschleunigt worden: „Für die Schlachtunternehmen wird der Rohstoff Schwein in Deutschland damit zukünftig knapper, was auch in Zukunft zu Strukturveränderungen in der Schlachtbranche führen dürfte.“ Weitere Schließungen vor allem kleinerer und mittelgroßer Schlachtstandorte sowie weitere Übernahmen oder Zusammenschlüsse könnten die Folge sein, womit die Konzentration weiter zunähme.
Kessing will zudem beobachtet haben, dass viele Schlachtbetriebe in Zeiten des beschleunigten Strukturwandels die vertragliche Sicherung der benötigten Schlachtschweine vorantrieben. Die Entwicklung hin zu festen Lieferverträgen werde zusätzlich dadurch begünstigt, dass in Deutschland ab Juli die dritte Phase der „Initiative Tierwohl“ beginne und zahlreiche Discounter und Supermärkte die verbindliche Einführung von Ware der Haltungsform 2 (mit fast 50 % oder 1,1 m² mehr Platzangebot für Mastschweine gegenüber dem geltenden Mindeststandard von 0,75 m2, Anm.) planten. Auch in anderen Bereichen werde die Rückverfolgbarkeit der Herkunft oder die Einhaltung von Tierwohl-Produktionskriterien wichtiger. ,,Ein großer Teil an Schweinen dürfte bald in festen Lieferverträgen gebunden sein“, erwartet Kessing. Bereits jetzt seien das bei einigen großen Schlachtunternehmen schon bis zu 70 %.
Erlösverteilung in Schieflage
Laut ISN-Geschäftsführer Torsten Staack sei das vergangene Corona-Jahr auch von einem dramatischen Verfall der Schlachtschweine-und Ferkelpreise geprägt gewesen sei. Bei den Schlachtunternehmen seien zwar die Kosten – unter anderem wegen der Pandemie – gestiegen, doch zeigten die bekannten Jahresabschlüsse der Fleischhersteller deutlich, dass diese – ganz anders als die Schweinehalter – das Krisenjahr 2020 finanziell sehr gut überstanden hätten. ,,Die Erlösverteilung in der Kette ist gewaltig zulasten der Schweinehalter aus den Fugen geraten“, so Staack.