Green Deal-Strategien: Reaktionen reichen von Jubel bis Widerstand

Unterschiedlichste Reaktionen auf Green Deal-Strategien. FOTO: adobe.stock.com- Tamara

Die von der EU-Kommission präsentierte “Farm to Fork”- und Biodiversitätsstrategie mit Vorschlägen für einen künftig deutlich reduzierten Dünger- und Pflanzenschutzmitteleinsatz sowie einer Ausweitung der Stilllegungsflächen wertet die IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) als “falsches Signal”. “Die Corona-Krise hat gezeigt, dass die europäische Landwirtschaft darin unterstützt werden sollte, eine Eigenversorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen”, machte Christian Stockmar, Obmann der IGP, aufmerksam. Aus Sicht der Pflanzenschutzmittel-Hersteller komme die Innovation als ein wesentlicher Faktor zu kurz. So sei in der Vergangenheit dank verbesserter Formulierungen und Wirkstoffe die ausgebrachte Menge an Pflanzenschutzmitteln pro Hektar sukzessive reduziert worden. “Jeder Landwirt verfolgt das Ziel, seine Pflanzen gesund zu erhalten, um damit hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Wir werden daher weiterhin in die Forschung und Entwicklung innovativer, schonender und nachhaltiger Pflanzenschutzmittel investieren, seien es biologische oder konventionelle”, kündigte Stockmar an.

Reduktionsziele werden von den Herstellern von Pflanzenschutzmitteln zwar grundsätzlich im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes begrüßt, so der IGP-Obmann, diese sollten aber wissenschaftsbasiert und realistisch sein und durch ein Impact Assessment gestützt werden. So zeige eine aktuelle Studie für die sieben Hauptkulturen in Europa signifikant niedrigere Erträge von 10 bis 40%, sollten wichtige Wirkstoffe nicht mehr verfügbar sein. “Aufgrund dieser geringeren Erträge wird mehr landwirtschaftliche Fläche benötigt, um die gleiche Menge an qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu erhalten. Das erfordert einen stärkeren Einsatz von Traktoren und birgt damit eine Erhöhung der Treibhausgas-Emissionen. Zudem würde die Umwandlung von Naturräumen in Ackerfläche ebenfalls Emissionen verursachen”, führte Stockmar an. Daher brauche es aus Sicht der IGP einen ganzheitlichen Ansatz bei der Diskussion von Maßnahmen, um die angestrebten Klimaschutzmaßnahmen zu erreichen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die europäische Landwirtschaft auf hohem Niveau produzieren kann.

“Aktuell werden Forschung und Entwicklung sowie der Einsatz von Innovationen im Pflanzenschutzsektor durch die regulatorischen Rahmenbedingungen nicht begünstigt. Daher fehlen zur Kontrolle von wichtigen Schädlingen und Krankheiten in manchen Kulturen bereits entsprechende Wirkstoffe. Nur mit der Förderung einer hohen Innovationskraft können den europäischen Landwirten die richtigen Werkzeuge zur Gesunderhaltung der Pflanzen in die Hand gegeben werden”, verdeutlichte Stockmar.

Bio als Eckpfeiler einer nachhaltigen Landwirtschaft



Bio Austria begrüßt den Vorschlag der EU-Kommission, Bio-Flächen innerhalb der EU von derzeit 7,7% auf 25% bis 2030 ausweiten zu wollen. “Die Bio-Landwirtschaft wird in den beiden Strategien des Green Deal als wesentlicher Eckpfeiler der Umgestaltung zu einer nachhaltigen Land- und Lebensmittelwirtschaft in der EU genannt. Dass die EU-Kommission erstmals konkrete Ziele für den Bio-Anteil in der Landwirtschaft etabliert und gleichzeitig Maßnahmen zur Marktentwicklung setzen will, ist ein positives Signal für die Umgestaltung der Landwirtschaft hin zu einer gleichermaßen ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit”, betonte Bio Austria-Obfrau Gertraud Grabmann.

Entscheidend werde es nun sein, die Zielsetzungen der Biodiversitäts- und “Farm to Fork”-Strategie konkret umzusetzen, allen voran in der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP), um die Leistungen der Bäuerinnen und Bauern für die Gesellschaft zu honorieren und ökologisch und ökonomisch nachhaltige Landwirtschaft so auch wettbewerbsfähiger zu machen. “Österreich hat im Bereich der biologischen Landwirtschaft bereits viel erreicht. Dass die EU-Kommission diesen Weg auf europäischer Ebene nachzeichnen möchte, ist gleichzeitig als Bestätigung für Erreichtes sowie als Verpflichtung für die Zukunft zu sehen”, so Grabmann.

AIZ

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