Green Deal für manche ein “No Deal”

Die Reaktionen Österreichischer Agrarpolitiker auf die Farm to Fork-Strategie der EU-Kommission fallen unterschiedlich aus. Vor allem Agrarflächen aus der Produktion zu nehmen und Pflanzenschutzmittel zu reduzieren, kritisieren auch Vertreter von Branchenverbänden. Zustimmung finden dagegen die bessere Lebensmittelkennzeichnung und der höhere Bioflächenanteil.

Elisabeth Köstinger, Agrarministerin: „Von der Europäischen Union erwarten wir im Rahmen der Farm to Fork-Strategie weiterhin Unterstützung für den österreichischen Weg. Die Regionalität bei der Lebensmittelproduktion muss dabei an oberster Stelle stehen. Nur so können wir einen Beitrag zum Green Deal leisten.“

Simone Schmiedtbauer, EU-Abgeordnete: „Das Wissen um regionale und saisonale Lebensmittel muss grundlegend neu vermittelt werden. Was für uns Landwirte eine Selbstverständlichkeit ist, weiß ein Großteil der Gesellschaft nicht: Regionalität ist Klima- und Umweltschutz. Wir müssen alle an einem Strang ziehen und dürfen die Hauptlast nicht auf einen Sektor alleine abwälzen. Zudem sind die vorgesehenen Reduktionsziele bei Pflanzenschutz- und Düngemittel unrealistisch, auch weil ohne Alternativen und Folgenabschätzung. Das ist keinesfalls im Sinne der Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit Europas.“

Alexander Bernhuber, EU-Abgeordneter: „Es kann nicht sein, dass Millionen Tonnen Eiweiß nach Europa importiert werden und die EU-Kommission zugleich verlangt, dass wir zehn Prozent der Anbaufläche in Europa außer Produktion stellen. Wo bleibt da der Hausverstand? Außerdem müssen alle importierten Produkte den Umwelt- und Produktionsstandards der EU genügen. So hat es Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprochen. Und das muss auch eingehalten werden.“

Gertraud Grabmann, Bio Austria-Obfrau: „Bio Austria begrüßt ausdrücklich die Verankerung der Bio-Landwirtschaft als zentrale Säule einer nachhaltigen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Dass die EU-Kommission erstmals konkrete Ziele für den Bio-Anteil in der Landwirtschaft etabliert und gleichzeitig Maßnahmen zur Marktentwicklung setzen will, ist ein positives Signal für die Umgestaltung der Landwirtschaft hin zu einer gleichermaßen ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit.“

Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz: „Aus Sicht der Pflanzenschutzmittel-Hersteller kommt die Innovation als ein wesentlicher Faktor zu kurz. So konnte dank verbesserter Formulierungen und Wirkstoffe die ausgebrachte Wirkstoffmenge pro Hektar sukzessive reduziert werden. Jeder Landwirt verfolgt das Ziel, seine Pflanzen gesund zu erhalten, um damit hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Wir werden daher weiterhin in die Forschung und Entwicklung innovativer, schonender und nachhaltiger Pflanzenschutzmittel investieren – in biologische wie auch konventionelle.“

Dagmar Urban, politische Referentin bei Arche Noah: „Damit die in der Farm to Fork- und Biodiversitäts-Strategie genannten Ziele Früchte tragen, braucht es konkrete, verpflichtende Maßnahmen und Geld für Vielfalt – vom Saatgut bis zum Teller. Saatgut-Vielfalt leistet einen wesentlichen Beitrag zum Stopp der Biodiversitätskrise, von weniger Pestiziden auf dem Feld bis zu gesundem Essen auf dem Teller. Dieses Potential muss jetzt in Österreich und auf EU-Ebene genutzt werden.” 

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