Graues Blut in den Adern

Der Hof der Familie Nigg am Kaunerberg hat sich seit Generationen auf die Zucht von Tiroler Grauvieh spezialisiert. Für Hofübernehmer Simon Nigg steht das Wohlergehen der Tiere an erster Stelle. Es sei für ihn eine Ehre, beim 100-Jahr-Jubiläum dabei sein zu dürfen.

Hofübernehmer Simon Nigg mit Kuh Walburga.

Als einer der größten Grauviehzuchtbetriebe im Gebiet rund um den Kaunerberg präsentiert sich der Hof der Familie Nigg. Elf Melkkühe, der Zuchtstier Herminator des Viehzuchtvereins Kaunerberg und 16 Stück Jungvieh aus eigener Nachzucht leben am Bio-Betrieb. Die Sommermonate verbringen sie auf der Alm, wo sie laut Hofübernehmer Simon Nigg auch hingehören: „Das Tiroler Grauvieh ist ideal für unser Gebiet geeignet. Wir befinden uns in keiner Gunstlage, sondern in steilem und kargem Gebiet, wo das Vieh robust, genügsam und trittsicher sein muss.“ 

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Die Jungstiere Amadeus und Seppl werden voraussichtlich im Herbst als Zuchtstiere versteigert.

Gemeinsam mit Vater Josef, Mutter Christine und seinen Brüdern bewirtschaftet der 26-Jährige zehn Hektar zweischnittiges Grünland. Dass die Familie zusammenhilft, weiß er sehr zu schätzen. Gerade im Winter, denn während der kalten Jahreszeit ist Simon als staatlicher Skilehrer und -führer tätig, wie schon sein Vater vor ihm. 

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2003 wurde eine moderne Melkanlage eingebaut.

Die Milch liefert Familie Nigg an Tirol Milch, doch die größte Energie fließt in die Zucht. Die Leidenschaft dafür lebte bereits sein Großvater und hat sie über die Generationen weitervererbt, sagt Simon Nigg. Seit mindestens 150 Jahren befindet sich der Hof in Familienbesitz. „Und soweit wir zurückdenken können, gab es bei uns immer schon Grauvieh“, zeigt er sich stolz.  Der Kaunerberger selbst war seit seiner frühen Kindheit Mitglied bei den „Youngsters“ und dem Grauvieh-Jungzüchterverein „Edelweißgraue“. 

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„Da möchte man gerne Kuh sein“, schmunzelt Simon Nigg. Der Laufstall wurde im Jahr 2003 von Vater Josef erbaut.

Tierwohl hängt nicht an Haltungsform

Ein Blick in den Stall: Bereits 2003 baute Vater Josef den Anbindestall am Hof in einen Laufstall um. Damals wurde Josef Nigg dafür kritisch beäugt, bald aber stellte sich die Entscheidung als visionär heraus. Während Sohn Simon sehr zufrieden mit dem Laufstall inklusive moderner Melkanlage ist, missbilligt er die Diskussion rund um die Haltungsformen als Argument für Tierwohl. „Ich bin überzeugt, dass es jedem Rind bei uns in Tirol in Anbinde- und Kombihaltung besser geht als dem Vieh, das in Massentierhaltung im Laufstall gehalten wird.“ Zum Tierwohl gehöre mehr als nur der Stall. „Man muss seine Tiere kennen und sich mit ihnen beschäftigen. Mit einer halben Stunde im Stall ist das noch nicht getan“, meint Nigg. Ein Vorteil, den er am Laufstall schätzt, ist die frühzeitige Brunsterkennung. 2019 gewann Familie Nigg den Tierwohlpreis der LK Tirol in der Region West.

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Die perfekte Grauvieh-Kuh muss für Simon Nigg von Kopf bis Euter ins Auge stechen. Diese Kriterien erfüllt für ihn seine Winny.

Drei glückliche „alte Ladies“

Es sei jedem Bauern das größte Anliegen, dass es seinem Vieh gut geht – nicht nur, weil einem das Tier am Herzen liegt, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. „Glückliche Kühe werden meiner Erfahrung nach älter und sind gesünder, was sich auch in der Fruchtbarkeit zeigt.“ Den Beweis dafür erbringen die drei „alten Ladies“ des Hofs. Trixi und Winny tragen bereits ihre elften Kälber, Tamara sogar schon ihr zwölftes. Winny wird an der KUISA am Wochenende vorgeführt. 

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Die „alten Ladies“ Trixi und Winny

Eine frühe Bescherung für Grauviehzüchter

„Es ist eine Ehre, beim 100-Jahr-Jubiläum der Grauviehzucht dabei sein zu können“, schätzt sich Simon Nigg glücklich, die für ihn schönste Rinderrasse bald gebührend feiern zu können – und hofft auf viele weitere Jahrzehnte Grauviehzucht. 

Familie Nigg wird an der KUISA 2024 mit fünf Kühen und dem Vereinszuchtstier teilnehmen. „Für mich sind Ausstellungen das Schönste, sie erfüllen mich mit Dankbarkeit und Freude – fast zu vergleichen mit Weihnachten. Man kann seine Zuchterfolge präsentieren und bekommt viel Motivation mit. Hier zeigt sich: Ohne Fleiß kein Preis.“

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AUTORHannah Pixner
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