An der Euronext war es fast eine Woche lang aufwärts gegangen, wobei der die neue Ernte 2018 abbildende Dezember-Kontrakt kurzzeitig eine Spitze von 190 Euro pro t erreichte. Immer dramatischere Meldungen über Trockenschäden in Deutschland, Polen und dem Baltikum sowie in Russland waren treibende Kraft. Frankreich und Italien befürchten dementgegen Qualitäts- und Ertragsschäden durch zu viel Nässe. Am vorigen Freitag setzen die USA und China ihre wechselseitigen Strafzölle in Kraft, unter anderem auf Sojabohnenlieferungen aus den USA. Damit wurden auch die Agrarmärkte in die Wirren des Handelskrieges hineingezogen. Am Freitag und auch zu Beginn dieser Woche setzte dann eine Korrekturphase der Weizennotierungen ein.
Späte Preisbildung in Österreich
Noch immer notiert Premiumweizen der alten Ernte 2017 an der Wiener Produktenbörse. Dieser zog vorige Woche um weitere vier Euro pro t an. Die Preisbildung von Weizen der neuen Ernte lässt sich weiter Zeit, es wird mit späten Erstnotierungen gerechnet. Zu unklar ist noch das Bild, dass sich die Beteiligten vom Markt machen können. Grundsätzlich ist die Stimmung auf Abgeberseite jedoch besser als zur vorigen Ernte. So verzeichne man schon sehr reges Interesse an Aufmischweizen aus dem Ausland.
Viel Premiumweizen
Die Weizenernte ist mit Unterbrechungen durch Regen voll im Gange und könnte Mitte Juli abgeschlossen sein. Es bestätigt sich ein gutes Bild von den Winterungen. Die Erträge lägen etwas über denen des Vorjahres, aber leicht unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Die Proteinwerte seien sehr hoch, es werde ein sehr großer Anteil an Premiumqualität und nur vereinzelt Qualitätsweizen eingebracht.
Für die fast ausschließlich hohen Qualitäten rechnet sich aber der Handel heuer bessere Vermarktungschancen als aus der Ernte 2017 aus. So wird kolportiert, dass am Balkan und in Südosteuropa viel Weizen nur in Futterqualität von den Feldern komme. Auch Italien kämpfe mit Ertrags- und Qualitätsverlusten.
Neuerlich angezogen hat – offensichtlich auch im Hinblick auf die guten Weizenqualitäten – auch die Notierung von neuerntiger Futtergerste. Umso erstaunter nahmen Marktbeobachter die Futtermaisnotierung von 155 Euro pro t auf. Dies ist spürbar weniger als zuletzt Mitte Mai und spiegle eigentlich nicht die fundamentalen Marktdaten einer knapp versorgten EU wider. Man erklärt sich die Notierung nun so, dass einerseits die Verarbeiter schon ziemlich weit bis zur Nassmaiskampagne gedeckt seien, andererseits aber Lagerhalter in östlichen Nachbarländern Platz benötigen könnten und Ware auf den Markt werfen.
Christian Posekany, AIZ