Zum 76. Mal lud der Tiroler Land- und Forstarbeiterbund (TLFAB) zu seiner Vollversammlung. „Auch nach mehr als 75 Jahren ist die österreichische Sozialpartnerschaft mehr denn je gefordert, die Herausforderungen der Zeit zu bewältigen und richtige Lösungen zu finden“, führte Obmann Andreas Gleirscher die Gäste in die Vollversammlung ein. Er zeigte sich erfreut über die Geschlossenheit, die mit der zahlreichen Teilnahme gezeigt wurde.
Inflation und Lohnverhandlungen
Von diesen Herausforderungen habe es 2023 so einige gegeben, so Gleirscher: „In der ersten Hälfte des Jahres 2023 waren wir fest im Griff des höchsten Inflationsrate seit mehr als 70 Jahren. Im Herbst begann sich die Inflation etwas abzuschwächen. Von Werten um die zwei Prozent, wie wir es lange gewohnt waren, werden wir aber noch länger nicht sprechen können.“ Neben der Inflation haben den TLFAB vor allem die Lohnverhandlungen gefordert. Landessekretär Johannes Schwaighofer berichtete: „Die Lohn- und Gehaltsabschlüsse bewegten sich zumeist zwischen 8,2 und 9,6 Prozent, gingen in einzelnen KVs wie bei den Forstgärten auch bis zu 13,3 Prozent, bei den Lehrlingen oft sogar noch mehr. Die jeweils heranzuziehende Inflationsrate konnte so abgegolten werden und zum Teil reale Einkommensverbesserungen erzielt werden.“
Gleichstellung der Land- und Forstwirtschaft
Als Festreferent wurde LK-Präsident NR Josef Hechenberger auf die Bühne gebeten. Er gab Einblicke in die aktuellen politischen Entwicklungen und freute sich besonders über das land- und forstwirtschaftliche Berufsausbildungsgesetz: „Durch den Beschluss des Parlaments erhalten jene, die in der Land- und Forstwirtschaft tätig sind, endlich Gleichstellung mit den anderen Berufsgruppen. Dazu gehören auch die Vereinheitlichung der land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildung österreichweit sowie die Etablierung der Berufsjägerlehre als land- und forstwirtschaftlichen Ausbildungsberuf.“ Dazu ergänzte Andreas Freistetter, Präsident der Österreichischen Landarbeiterkammer: „Die intensiv geführte Debatte gerade zur Berufsjägerlehre zeigt, wie wichtig es ist, dass Interessenvertretungen von ihrer Möglichkeit zur Stellungnahme bei Gesetzesentwürfen Gebrauch machen und auch hinterher an ihren Aufgaben dranbleiben, konkret sich z. B. für ein dringend notwendiges Fachkräftestipendium für die Waldaufseherausbildung von Berufsjägerlehrlingen vehement einsetzen.“
Austausch und Verständnis
Als weiterer Ehrengast äußerte sich Forum-Land-Landesobmann NR Hermann Gahr zur Vollversammlung: „Wir werden täglich medial von Informationen überschwemmt. Umso wichtiger ist es, sich selbst eine Meinung zu bilden und den Hausverstand trotz voranschreitender künstlicher Intelligenz nicht verloren gehen zu lassen. Im Mittelpunkt sollte immer das Miteinander und der gemeinsame Austausch stehen, auch bei schwierigen Themen.“
Zum gegenseitigen Verständnis rief auch Bauernbunddirektor Peter Raggl auf: „Gerade ‚Fake News‘ verbreiten sich über soziale Medien sehr schnell. Daher gilt es, rasch zu informieren.“ Wie schnell die Gesellschaft über bestimmte Medien kanalisert werde, berichtete der geladene LAbg. Michael Jäger. Er betonte ebenso, dass es ein Balance-Akt sei, gegenseitig Verständnis aufzubringen. „In der Land- und Forstwirtschaft sieht man das oft am Erholungsraum. Es gilt, Bewusstsein für Freizeitsuchende und Bewirtschafter zu schaffen.“
Impulsvortrag zu Verschwörungstheorien
Benjamin Grünbichler, MSc, hielt bei der Vollversammlung einen Impulsvortrag zu Verschwörungstheorien und „Fake News“.
Jeder Mensch nehme seine Umwelt durch eine Filterblase wahr, durch die man Themen bevorzugt, die seiner Meinung entsprechen. Durch soziale Medien habe sich diese verstärkt, da der Algorithmus die Themen herausfiltert und anpasst, die ins Weltbild des Nutzers passen. Nun gäbe es Menschen, die sich als Aufklärer sähen und Theorien über Verschwörungen aufstellen. Genährt werden solche Theorien durch intransparente Politik und Medien, die ihre Rolle falsch verstehen. Menschen, die Verschwörungstheorien aufstellen, mit Diffamierung zu begegnen, sei der falsche Weg, erklärte Grünbichler. Stattdessen sollte man die Perspektive desjenigen einnehmen und die offene Kommunikation suchen.
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- TLFAB 2024: TLFAB