Gerste, Weizen, Durum – die besten Sorten zum Frühjahrsanbau ’24

Sommergetreide verliert Fläche, Wintergetreide nimmt zu, dieser Trend ist bereits seit einigen Jahren feststellbar. Dennoch kann der Anbau von Sommerungen erstrebenswert sein. Hier die Ergebnisse der AGES-Sortenwertprüfung für Sommergerste, Sommerweichweizen und Durum.

Frühe Saattermine begünstigen durch längeres Wachstum unter Kurztagsbedingungen die Ertragsbildung.

Das Frühjahr 2023 brachte vielerorts ausreichend Niederschläge, weshalb überdurchschnittliche Erntemengen eingebracht werden konnten. Auch für den Frühjahrsanbau 2024 sind die Voraussetzungen gut. Neben ausreichender Winterfeuchte gibt es gute Gründe für den Anbau von Sommergetreide:
• Etwa wenn der Anbau von Winterungen aufgrund der Witterung im Herbst nicht mehr möglich war,
• zur Diversifizierung der Fruchtfolge und
• um der Ausbreitung von resistenten Beikräutern entgegenzuwirken.

Anbauzeit und Saatstärke

Bei Sommergerste und Sommerdurum sind frühe Saattermine ratsam. Längeres Wachstum unter Kurztagsbedingungen fördert die Wurzelleistung, die Anlage von Seitentrieben und die Ertragsbildung. Bei günstiger Witterung ist mitunter ein Anbau ab Ende Februar möglich. In höheren Lagen des Mühl- und Waldviertels sind Drilltermine von Ende März bis Anfang April anzustreben. Wesentlich ist, dass die Felder genügend abgetrocknet und ohne Schädigung der Bodenstruktur befahrbar sind. Auf Verdichtungen des Bodens reagiert die Sommergerste deutlich sensibler als andere Getreidearten.
Bei Sommergerste ist eine Saatstärke von 280 bis 330 keimfähigen Körnern/m² bzw. eine Menge von 120 bis 160 kg/ha meist ausreichend. Bei spätem Anbau oder mangelhaftem Saatbett ist eine Anhebung um 50 bis 80 Körner/m² vorteilhaft.
Sommerdurum sollte für 450 bis 550 ährentragende Halme je m² mit einer Saatstärke von 350 bis 380 keimfähigen Körnern je m² gedrillt werden. Bei sehr späten Saaten Anfang April kann auf Saatstärken von bis zu 450 keimfähigen Körnern je m² erhöht werden.

Hauptbraugersten

2023 waren zahlreiche Bestände von Zwergrost befallen und die Ramularia-Sprenkelkrankheit beschleunigte vielerorts die Abreife, wovon aufgrund der ausgiebigen Regenfälle auch das Pannonikum betroffen war. Dennoch lagen die Sommergerstenerträge laut Statistik Austria bei 47,5 dt/ha und damit deutlich über dem Vorjahr. Sämtliche Hauptbraugersten besitzen eine Resistenz gegenüber Mehltau.
Die mittelspätreifende SY Solar (Lager 4) zeigt ein sehr hohes Ertragsniveau, wird jedoch hauptsächlich in Kärnten vermarktet. Sie kombiniert eine mittelgute Sortierung mit einem etwas unterdurchschnittlichen Hektolitergewicht und einem niedrigen Rohproteingehalt. Die Bestände sollten frühzeitig auf einen Zwergrostbefall kontrolliert werden.
Die spätreifende Amidala (Lager 4) vereint eine gute Sortierung mit ansprechenden Braueigenschaften. Das Hektolitergewicht ist mittel ausgeprägt. Sie erzielt ihre Erträge bei mittlerer Bestandesdichte (650 bis 750 Ähren/m²) mit hohem Tausendkorngewicht und hohem Einzelährengewicht. Leandra ist standfest (Lager 4) und hat eine gute Toleranz gegenüber Netzflecken und Rhynchosporium-Blattflecken. Die Sortierung ist mittelhoch und das Hektolitergewicht leicht unterdurchschnittlich.
Die spätreife Ellinor überzeugt mit ihrer ausgewogenen Blattgesundheit. Die hohe Lagerneigung (Note 7) sollte bei der Bestandesführung beachtet werden.
Avus (Lager 4) erzielt bei hohem Ertragspotenzial den besten Vollgerstenanteil im Sortiment. Die Ramularia-Sprenkelkrankheit kann stärker schädigen.
Skyway reift spät und kombiniert einen hohen Vollgerstenanteil mit einem niedrigen Rohproteingehalt. Die Lagerneigung (Note 6) ist erhöht, Ährenknicken wird kaum zum Problem.

 

Sonstige Brau- und Futtergersten

Die sehr kurzwüchsige Edelmira (Lager 3) wurde im Dezember 2023 als Braugerste zugelassen und kann besonders im Trockengebiet ihr Ertragspotenzial voll ausschöpfen. Mehltau und Netzflecken werden meist gut abgewehrt, Zwergrost kann stärker schädigen. Die Saatgutproduktion ist derzeit noch im Aufbau.
Auf einem ähnlichen Ertragsniveau liegt die als Futtergerste in Verwendung befindliche Tasja (Lager 4). Sie kombiniert einen mittelhohen Vollgerstenanteil mit einem leicht unterdurchschnittlichen Hektolitergewicht.
Die später reifende Esma (Lager 4) vereint eine mittlere Kornsortierung mit einem mittleren Hektolitergewicht. Sie wird nur mehr in Kärnten vermarktet. Ein Befall mit Netzflecken oder Rhynchosporium-Blattflecken wird größtenteils toleriert.
Elfriede (Lager 5) überzeugt mit einer ausgewogenen Blattgesundheit. Die Futtergerste reift spät und zeigt ein hohes Ertragspotenzial, welches vor allem durch gut ausgebildete, schwere Körner erreicht wird.
Die kurzwüchsige Escalena (Lager 3) besitzt gute Stroheigenschaften, auch bei Überreife bleiben die Halme stabil. Netzflecken und Rhynchosporium-Blattflecken infizieren kaum.
Elena (Lager 6) reift früher und ist aufgrund ihrer Krankheitstoleranz auch für den Biolandbau geeignet. Einzig Zwergrost kann stärkere Schäden verursachen. Das Hektolitergewicht und der Rohproteingehalt sind günstig ausgeprägt.
Die spätreifende Regency ist mittel standfest (Note 5) und überzeugt mit sehr hohem Vollgerstenanteil.
Die bereits 2009 zugelassene Wilma (Lager 5) liegt ertraglich hinter den neueren Züchtungen. Der Rohfaser- und auch der Rohproteingehalt sind günstig ausgeprägt. Bei der Bestandesführung ist auf die starke Anfälligkeit für Mehltau und Zwergrost zu achten.
Auch bei Evelina (Lager 6) handelt es sich um eine für Mehltau sehr empfindliche Sorte. Wegen des hohen Rohproteingehaltes ist sie auch für biologisch wirtschaftende Betriebe interessant.

Durumweizen

Hartweizen ist besonders für die Herstellung von Teigwaren von Bedeutung. Zur Ernte 2023 wurden neben guten Erträgen auch hervorragende Qualitäten erzielt.
Videodur (Lager 4) beginnt früh mit dem Ährenschieben. Der Einzelährentyp hat ein hohes Ertragspotenzial. Braunrost wehrt er gut ab, Mehltau hingegen kann stärker infizieren.
Ähnlich hohe Erträge erzielt Colliodur (Lager 4). Die Blattgesundheit ist ausgewogen, die Ganzglasigkeit leicht unterdurchschnittlich. Von Colliodur steht heuer letztmalig Saatgut zur Verfügung.
Riccodur neigt trotz seines mittelkurzen Wuchses stärker zu Lager (Note 6). Mehltau wird vergleichsweise besser abgewehrt, das Erntegut ist qualitativ ansprechend.
Floradur (Lager 6) ist stärker durch Mehltau gefährdet, Rostkrankheiten schädigen kaum. Hektolitergewicht, Proteingehalt, Fallzahl und Ganzglasigkeit sind günstig ausgeprägt.
Durofinus ist standfest (Note 3), hat den höchsten Gelbpigmentgehalt und wehrt Rostkrankheiten sowie Mehltau relativ gut ab. Bei regnerischer Witterung sollte die Ernte aufgrund der Auswuchsneigung rasch erfolgen.
Tamadur (Lager 4) hat die höchste Auswuchstoleranz im Sortiment. Mehltau, Ährenfusarium sowie die DTR-Blattdürre schädigen stärker.
Tessadur reift mittel und ist mittel standfest (Lager 5). Mehltau kann vermehrt schädigen, der Proteingehalt ist ansprechend.

Sommerweichweizen

Sommerweichweizen wird hauptsächlich als Backweizen verwertet, das Ertragspotenzial liegt unter dem von Winterweichweizen. Besonders in schneereichen Randlagen kann der Anbau von Sommerweichweizen aber auch für Futterzwecke vorteilhaft sein.
Liskamm (Lager 3) besticht durch hohes Hektolitergewicht, hohen bis sehr hohen Rohproteingehalt und durch eine ausgewogene Blattgesundheit. Einzig Gelbrost kann etwas stärker schädigen. Der Qualitätsweizen reift mittelfrüh und neigt kaum zu Auswuchs.
Der Wechselweizen Lennox (Lager 3) kann sowohl als Winterung als auch als Sommerung angebaut werden. Mehltau und Braunrost infizieren weniger, Gelbrost wird von diesem Qualitätsweizen meist erfolgreich abgewehrt. Lennox erzielt einen hohen Proteingehalt und eine hohe Fallzahl, das Hektolitergewicht ist jedoch unterdurchschnittlich.
KWS Mistral ist ein Mahlweizen mit hohem Ertragspotenzial und mittelguter Standfestigkeit (Lager 4). Für den Anbau in Mehltaulagen eignet er sich aufgrund der geringen Anfälligkeit. Auch Ährenfusarium tritt selten auf. Das Hektolitergewicht ist günstig ausgeprägt.
Der ertragsstarke Mahlweizen Telimena ist bei mittlerer Wuchshöhe standfest (Note 3). Er reift mittel und besticht mit seiner ausgewogenen Blattgesundheit. Das Hektolitergewicht ist knapp, der Rohproteingehalt mittel ausgeprägt.
Kärntner Früher (Lager 8) wurde bereits 1959 zugelassen. Für den Anbau kann bei Teilnahme an der ÖPUL-Maßnahme UBB der Zuschlag für seltene landwirtschaftliche Kulturpflanzen mittels Codierung „SLK“ im Mehrfachantrag geltend gemacht werden. Der Qualitätsweizen reift sehr früh und ist wenig tolerant für Blattkrankheiten, für Ährenfusarium ist er nur gering anfällig.
Von den EU-Sorten KWS Expectum, WPB Troy und KWS Carusum ist Saatgut verfügbar. KWS Carusum befindet sich aktuell in der österreichischen Sortenwertprüfung.

- Bildquellen -

  • 2403 02w Hafer Saat: agrarfoto.com
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AUTORDI Marlene Gepp und Ing. Thomas Massinger sind Mitarbeiter am Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, AGES Wien. DI Wolfgang Deix betreut das Versuchswesen beim Land NÖ.
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