Gegen jede Vernunft

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Heute vor 45 Tagen hat die Bundesregierung angekündigt, Österreich wegen der Corona-Pandemie „auf Minimalbetrieb herunterzufahren“. Das Leben werde sich grundlegend ändern, hieß es. Der Bundeskanzler und sein Gesundheitsminister hatten recht: Die Pandemie hat unseren Alltag radikal verändert. Und so wie sich damals kaum jemand ausmalen konnte, wie massiv dieser kollektive Einschnitt werden wird, sind die dramatischen Folgen der Wirtschafskrise noch immer nicht absehbar. Der weltweite Ausfall von Produktion, Konsum und Dienstleistungen ist atemberaubend und in manchen Branchen ein Desaster nicht nur über viele Monate, sondern vermutlich auf Jahre.
Weil es aber nie zuvor eine ähnliche Wirtschaftskrise gab, gibt es keine Blaupause für Handlungsempfehlungen – außer dem Einsatz von Hausverstand. Auch im Agrarbereich: Der Ruf nach Erntehilfe ist verständlich. Saisonniers wie früher von weit her (neuerdings sogar per Flugzeug) zu holen, ist aber angesichts strikter Reiseverbote, plötzlich Tausender Arbeitsloser und der Gefahr der Verbreitung des Virus strikt abzulehnen –weil gegen jede Vernunft.
Richtig sind Appelle, heimischer Ware nun bewusst den Vorzug zu geben und beim Einkaufen regionale Erzeuger und Strukturen zu fördern. Dafür gibt es (auch online) an jeder Ecke Möglichkeiten im ganzen Land. Davon profitieren alle, und das gilt für Gemüse vom Bauern wie für Bücher oder Kleidung. Patscherte Aktionen sind dagegen zu hinterfragen. Auch in den eigenen Reihen: Etwa wenn die LGV Sonnengemüse treuherzig nebstbei Bananen vergreisselt und sogar verteidigt.
 bernhard.weber@bauernzeitung.at
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