Ernährung und Krebs

Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar führte die Bauernzeitung ein Interview mit Univ.-Prof. Dr. Dominik Wolf, dem Präsidenten der Krebshilfe Tirol.

Dr. Dominik Wolf: „Ernährung spielt eine zentrale Rolle!“

Wie wichtig ist es, dass jährlich am 4. Februar der Weltkrebstag begangen wird und somit eine der häufigsten Todesursachen in den Fokus gerückt wird?

WOLF: In Tirol stehen Krebserkrankungen an der zweiten Stelle aller Todesursachen. Zudem trifft die Diagnose natürlich auch die engsten Angehörigen und Freunde der Betroffenen oft wie ein „Blitz aus heiterem Himmel“. Dies verdeutlicht die große Bedeutung dieser Krankheiten für uns alle. Wir wissen heute, dass mindestens die Hälfte der Krebserkrankungen durch Veränderungen der Lebensgewohnheiten in Kombination mit einer guten Krebsvorsorge verhindert oder in Frühstadien erkannt werden könnten. Aus diesem Grund ist es immer wieder von großer Wichtigkeit, über das Thema zu sprechen und die Menschen über die Bedeutung der Krebsvorsorge, Krebs-Früherkennungsmaßnahmen sowie über neueste Entwicklungen in der Krebsmedizin zu informieren.

Zahlreiche Forschungen beschäftigen sich mit der Entstehung von Krebs. Welchen Einfluss hat die Ernährung?

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle für den Erhalt von Gesundheit, wobei entsprechend ungesunde Ernährungsgewohnheiten nicht nur das Krebsrisiko, sondern natürlich auch das Risiko für Gefäßerkrankungen (zum Beispiel Herzinfarkt oder Schlaganfall) erhöhen. Es gibt eine Reihe von Empfehlungen, die neben anderen Maßnahmen helfen können, das Krebsrisiko zu reduzieren. Dazu gehören der Verzehr einer Vielzahl landwirtschaftlicher Produkte, wobei der Einkauf aus lokaler Produktion am besten ist, da somit auf lange Lieferketten verzichtet wird und die Produkte in der Regel aus kontrolliertem Anbau stammen. Die heimische Landwirtschaft spielt hier also auch eine zentrale Rolle für die Gesunderhaltung der Bevölkerung. 

Zu den „guten“ Produkten gehören unter anderem:

  • Früchte und Gemüse
  • Ballaststoffreiche Vollkornprodukte anstelle von raffinierten Kohlenhydraten
  • Maßvoller Verzehr von rotem Fleisch und verarbeiteten Lebensmitteln
  • Gesunde Fette (Nüsse, Samen und Fisch) anstelle von gesättigten/transgenen Fetten
  • Moderater Alkoholkonsum

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass keine Ernährungsmaßnahme allein Krebs vollständig verhindern kann, da auch Faktoren wie genetische Veranlagung und andere Umwelteinflüsse eine wichtige Rolle bei der Krebsentstehung spielen.

Welche weiteren Maßnahmen können effektiv vor einer Krebserkrankung schützen?

Verzicht auf Nikotin, Bewegung (mindestens fünf Mal 30 Minuten moderat oder drei Mal 20 Minuten pro Woche intensiv), Alkohol nur in geringen Mengen, Übergewicht vermeiden, sich vor Sonne schützen, regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen.

Wie sieht die Krebstherapie im Jahr 2024 aus und wie bewerten Sie die Heilungschancen?

Krebstherapien sind in der Regel „multimodal“, das bedeutet die Integration verschiedener Therapieformen. Als Beispiele dieser Therapien seien die chirurgische Entfernung eines Tumors, die Bestrahlung und die Systemtherapien genannt. Hierbei hat sich vor allem neben der klassischen Chemotherapie die gezielte Therapie und auch die Immuntherapie gegen Krebs enorm entwickelt. In Zukunft werden sich die Arten der Immuntherapien immer weiterentwickeln. Als ein Beispiel sei hier die Krebsimpfung oder auch die gezielte Veränderung der Zusammensetzung der Darmbakterien genannt.

Um diese Entwicklungen voranzutreiben und neueste Therapien zu Patientinnen und Patienten zu bringen, werden klinische Studien an Krebszentren angeboten. Hierdurch verbessern sich die Heilungschancen stetig, und man kann aktuell mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten dauerhaft heilen. Hierbei ist jedoch zu betonen, dass die Heilungschancen zwischen verschiedenen Krebsarten sehr stark variieren können und je früher eine Erkrankung erkannt wird, in der Regel auch die Heilungschancen steigern. Von zentraler Bedeutung ist in dieser schwierigen Zeit aber auch die psychoonkologische Betreuung, die den Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen hilft, mit der Situation besser umzugehen und diese kontinuierlich zu begleiten.

Die Österreichische Krebshilfe, gegründet im Jahr 1910, hat eine
lange und bedeutende Geschichte in der Bekämpfung von Krebserkrankungen. Die Organisation hat sich im Laufe der Jahre zu einer entscheidenden Unterstützung für Erkrankte und deren Angehörige entwickelt.

- Bildquellen -

  • C. Florian Lechner2(1): Florian Lechner
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AUTORElisabeth Angerer
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