Nussiger Geschmack und zarte Schale – das macht einen Heurigen aus. Wie in den Jahren zuvor haben bereits viele Feinschmecker den Verkaufsstart der Spezialität herbeigesehnt. Erfreulich ist jedoch, dass in diesem Jahr verstärkt auf die Herkunft geachtet wurde. „Laut Lebensmitteleinzelhandel war der Absatz der ausländischen Erdäpfel im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Es gab einen unglaublichen Österreich-Patriotismus beim Einkauf von Erdäpfeln“, zeigt sich Manfred Schauer, Obmann der Eferdinger Landl-Erdäpfel, erfreut.
Die Erzeugergemeinschaft ist ein Spezialist auf dem Gebiet der Heurigen. „30 Prozent des jährlichen Erdäpfelumsatzes erwirtschaften sie mit den Frühkartoffeln“, weiß Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. Das besondere Kleinklima und der sandige Boden kommt den Eferdinger Landwirten beim Anbau zu Gute.
Erst warm, dann kalt – 2020 ein Anbaujahr der Gegensätze
„Uns ist es heuer kalt und warm über den Rücken gelaufen, im wahrsten Sinne des Wortes“, meint Schauer. Auf einen sehr warmen Winter und optimale Anbauverhältnissen im März, folgte ein für die Heurigen zu trockener April inklusive Spätfrösten. Gute Erträge konnten lediglich Betrieb mit Bewässerungsmöglichkeiten vermelden. „Bei frostgeschädigten oder unbewässerten Flächen liegt der Ertrag derzeit bei schlechten zehn Tonnen pro Hektar, ansonsten bei guten dreißig Tonnen“, bestätigt Schauer.
Ein anderes Bild zeichnet sich bei den Spätkartoffeln ab. Sie profitierten vom nassen und kühleren Mai. Der Regen kam für sie sogar zur optimalen Zeit, denn im Mai entscheidet sich wie viele Tochterknollen eine Pflanze bildet. Im Hinblick auf die Ernte der Lagerkartoffeln sei man daher „positiv gestimmt“.
Abzuwarten bleibt jedoch wie sich der Sommer entwickelt. Temperaturen über der 30-Grad-Marke mag die tolle Knolle nämlich gar nicht. Als Reaktion darauf stellt sie das Knollenwachstum ein. Der Ertrag reduziert sich dann pro Tag und Hektar um 300 Kilogramm.
Ein weiteres Problem, das heiße, trockene Sommer mit sich bringen, ist der Drahtwurm. Die Larven des Schnellkäfers suchen dann vermehrt „Abkühlung“ in den Knollen. „Aktuell schaut es gut aus“, sagt Manfred Schauer. Mit Blick auf die Sommermonate Juli und August mahnt er aber: „Die Messe ist noch nicht gelesen.“
Zukunftsträchtig: Kooperation und Direktvermarktung
„Wenn ich gefragt werde, wo die Chancen in der Landwirtschaft liegen, so habe ich eine klare Antwort: In der Direktvermarktung und in der Kooperation von Betrieben“, erklärt Ewald Mayr, Geschäftsführer von Eferdinger Landl-Erdäpfel.
Der Erfolg des Vereins gibt ihm Recht. Seit Bestehen haben sich die Mitgliedsbetriebe verfünffacht, die Durchschnitts-Anbaufläche verdoppelt. Neben Erdäpfeln liefern die „Eferdinger Landl-Bauern“ auch Zwiebel, Karotten, Stangensellerie und weitere Gemüsesorten an alle großen Handelsketten mit Ausnahme von Lidl und Penny. Im abgelaufenen Jahr belief sich der Umsatz auf 2,7 Millionen Euro. Drei Viertel davon wurden durch den Erdäpfelverkauf vereinnahmt.
Zusätzlich gestärkt wurden Absatz und Marktposition der Erzeugergemeinschaft während der Corona-Krise. Im März wurde ein Plus von 30 Prozent verzeichnet. Zudem fragten Kaufmänner aktiv bei den Bauern die Produkte nach.
Für die Zukunft forcieren die verkaufstüchtigen Bauern den Ausbau der Produktpalette sowie ein klar abgegrenztes „Gemüse-Regal“ für bäuerliche Produkte in den Supermärkten. Aber auch Investitionen werden getätigt. Geplant ist die Errichtung einer Gemeinschafts-Lagerhalle mit Kühlung. Auch hier sei laut Mayr der Gedanke: „Gemeinsam statt alleine.“
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- Gemüsevielfalt Aus Dem Eferdinger Landl C LandOÖ Ernst Grilnberger: Land OÖ/Ernst Grilnberger