Erdäpfel: Billigpreis-Importe gefährden den künftigen Anbau

Die ersten heimischen Erdäpfel sind am Markt. Diese sollten wie die spätere Ernte Vorrang haben gegenüber Importware aus dem Ausland – auch im Hinblick auf die künftige Versorgung.

Martin Paminger, Langer-Weninger, Schauer, Alois Silmbroth, Mayr (v.l.)

Das Thema Teuerung zieht sich gerade durch alle Wirtschafts- und Lebensbereiche. Unter Oberösterreichs Gemüsebauern sind es aus aktuellem Anlass – die ersten heurigen Erdäpfel sind am Markt – die Erdäpfelproduzenten, die mit einem Appell an die Konsumentenschaft auf ihre Situation hinweisen. „Jeder Griff zum Lebensmittel aus Oberösterreich ist ein Produktionsauftrag“, fasst Ewald Mayr, der Obmann der OÖ Obst- und Gemüsebauern, zusammen. Schließlich führt der Kauf von Importware zum Billigpreis zu einer Verlagerung der Produktion ins Ausland. Die Erdäpfelflächen in Oberösterreich wurden – so wie in ganz Österreich – heuer um fünf Prozent reduziert. „Rekordpreise für Getreide und Ölsaaten haben manche dazu bewegt, den Erdäpfeln den Rücken zu kehren“, weiß Manfred Schauer, Obmann der Eferdinger Landl-Erdäpfel. Gründe dafür seien auch die hohen Kosten durch die maschinen- und personalintensive Kultivierung und der Krankheitsdruck bei gleichzeitig weniger Möglichkeiten für den Pflanzenschutz. „Auch der Bauer ist ein Kaufmann und setzt den Rechenstift an“, so Schauer.
„Unsere Bäuerinnen und Bauern sorgen für leistbare Vitamine vom Feld und gesunde Lebensmittel vom Hof“, sagt Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Jeder Konsument habe es täglich in der Hand, mit seiner Kaufentscheidung über die weitere Entwicklung der Ernährungssouveränität in Österreich zu entscheiden. Wie schnell es im Krisenfall zu Abhängigkeiten zwischen Staaten kommen kann, habe die Pandemie gezeigt. „Es ist vielleicht die günstigste, aber nicht immer die beste Variante, die Produktion von systemrelevanten Gütern ins Ausland zu verlagern. In der Landwirtschaft wollen wir es erst gar nicht so weit kommen lassen“, betont Langer-Weninger.
Die starken Preisanstiege im Bereich der agrarischen Betriebsmittel seien bei Lebensmitteln nicht im selben Maße vorhanden. „Meine Verkaufspreise sind im Vergleich zum Vorjahr bei weitem nicht so gestiegen wie meine Betriebskosten“, bestätigt Ewald Mayr, selbst direktvermarktender Gemüsebauer. Das ständige Kalkulieren sei für viele momentan eine Gratwanderung. Zum großen Problem werde die aktuelle Marktlage, wenn ausländische Importware zu Dumpingpreisen die heimische Landwirtschaft zusätzlich unter Druck bringt und regelrecht aussticht. Handel und Endverbraucher sollten daher auf heimische Ware setzen, appellieren Mayr und Langer-Weninger.

„Heurige“: Spezialität der Eferdinger Erdäpfelbauern

„Der Heurige ist eine Spezialtität von den Eferdinger Erdäpfelbauern. Spezielle Sorten, frühzeitiger Anbau und das Abdecken mit Vlies oder Folie bewirken einen Erntevorsprung. Zudem hilft auch das feucht-warme Eferdinger Kleinklima“, sagt Manfred Schauer.
Neben den Eferdinger Landl-Erdäpfeln gibt es in Oberösterreich noch die seit mehr als 30 Jahren bestehende Erzeugergemeinschaft der Sauwalderdäpfel sowie die Granitland-Erdäpfel aus dem oberen Mühlviertel und die Salzkammergut-Erdäpfel, womit in dieser Produktionssparte alle vier Viertel des Landes abgedeckt sind.

- Bildquellen -

  • Martin Paminger, Langer-Weninger, Schauer, Alois Silmbroth, Mayr (v.l.): land oö/kauder
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