Noch kein „Deal“ für eine gesicherte Versorgung

Steigende Agrarpreise bedrohen die Ernährung in Ländern, die auf Importe angewiesen sind. Gleichzeitig ist mit dem auf EU-Ebene geplanten „Green Deal“ eine Einschränkung der Agrarproduktion zu erwarten.

Dass mit der im Jahr 2020 von der EU-Kommission präsentierten „Farm-to-Fork-Strategie“ nicht auch eine Abschätzung von den wirtschaftlichen Folgen dieser Maßnahmen vorgelegt worden ist, ist rasch auf Kritik gestoßen. Nun, da im Gefolge der Corona-Pandemie und aufgrund des Ukraine-Krieges die Ernährungssicherheit zum zentralen Anliegen geworden ist, mehren sich die Stimmen, die die vorgesehenen Maßnahmen in Frage stellen: „Gerade im Hinblick auf die globale Ernährungssicherheit und die strategische Autonomie bei der Lebensmittelversorgung in der EU bedarf vor allem die Farm-to-Fork-Strategie in wesentlichen Teilen dringend einer geänderten Umsetzung“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.

„Die Farm-to-Fork-Strategie bedarf dringend einer geänderten Umsetzung.“ Franz Waldenberger

Zentrales Ziel des sogenannten „Green Deal“ ist das Erreichen der Klimaneutralität bis 2050. In einer ersten Etappe sollen bis 2030 die Klimaemissionen um 55 Prozent reduziert werden. Die Bauernvertretung bekennt sich auch zu diesen Zielen, fordert aber eine „fairere Lastenteilung“ und ebenso, dass Besonderheiten landwirtschaftlicher Produktionsprozesse berücksichtigt werden. Politisch motivierte und fachlich nicht fundierte Reduktionsziele würden die heimische Bauernschaft nur aus der Produktion drängen.

Pauschale Vorgaben erweisen sich als problematisch

Pflanzenschutzmittel etwa seien in vielen Bereichen auch eine Grundlage dafür, dass erosionsschützende und emissionsmindernde Anbauverfahren möglich sind. Die wirtschaftlich und ökologisch optimale Produktionsstrategie sei von vielfältigen Einflussfaktoren abhängig. „Die Landwirtschaftskammer bekennt sich dazu, künftig noch weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen, die vorgeschlagene undifferenzierte pauschale Absenkung um 50 Prozent wird jedoch als nicht zielführend abgelehnt“, sagt Waldenberger. Die heimische Landwirtschaft setze auf integrierten Pflanzenschutz.
Die EU-Biodiversitätsstrategie im Rahmen des Green Deal sieht vor, dass 30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen unter Schutz und zehn Prozent der Flächen unter einen strengen Schutz gestellt werden sollen. Auch hier erweisen sich die geplanten pauschalen Vorgaben als problematisch – diese würden ohne finanziell adäquate Ausgleichsmaßnahmen als wirtschaftlich nicht machbar abgelehnt.
LK-Direktor Karl Dietachmair verweist auf mehrere Studien, die zu dem Schluss kommen, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen zu einem massiven Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion in der EU führen. Zudem bewirke die Verlagerung der Agrarerzeugung in Drittländer zusätzliche Klimaemissionen. Die veränderten ukrainischen und russischen Exportmöglichkeiten sind dabei in den Studien noch gar nicht berücksichtigt.
Ein völliges Zurückdrehen der Maßnahmen sei genauso falsch wie pauschale Restriktionen. Nachjustierungen und Ergänzungen seien gefragt. „Erforderlich sind möglichst produktionsintegrierte Strategien für den Umwelt-, Klima-, Wasser- und Biodiversitäts-Schutz. Absolut unverzichtbar ist vor allem eine handelspolitische Flankierung des höheren Umwelt- und Klimaschutzniveaus der EU-Agrarproduktion“, sagt Dietachmair.

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  • Landwirtschaftliche Flächen: lk oö
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