Knapp 150 Hektar Gartenbaufläche liegen in Wien unter Glas oder Folie. Viele, der rund 140 Gemüsebaubetriebe heizen mit Gas. Aber auch die Kostensituation bei Fernwärme und Strom ist kritisch. Für eine rasche Preisentlastung auch im Jahr 2023 setzt sich Wiens Landwirtschaftskammerpräsident Franz Windisch vehement ein. 

Zweiter Schritt für Versorgungssicherheit und Produktionsstandort Wien notwendig

“Vor etwas mehr als einem Jahr hat Russland die Ukraine überfallen und dadurch nicht nur unsägliches Leid über dieses Land gebracht, sondern auch die Energiemärkte nachhaltig gestört. In der Folge explodierten die Kosten für jede Form von Energie, also für Gas, Strom und Fernwärme, aber auch für Dünger, Pflanzenschutz und andere Betriebsmittel und heizten die ohnehin hohe Inflation weiter an. Der öffentlichen Hand in Bund und Land gelang es im Jahr 2022 hervorragend, mit einem ganzen Bündel an Hilfsmaßnahmen gegenzusteuern und die Wiener bäuerlichen Betriebe, vor allem aber den Energie-aufwändigen Gartenbau dankenswerterweise abzusichern. Doch weder die Inflation noch die hohen Preise bei Energie sind mit dem Jahreswechsel 2023 verschwunden. So dankbar wir für die 2022 gesetzten Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung sind, so sehr appellieren wir an die Verantwortlichen im Bund, in einem zweiten Schritt mitzuhelfen, die nach wie vor sehr hohen Strom- und Wärmekosten der Gartenbaubetriebe abzufedern. Ein brauchbarer Weg dazu könnte das für die gewerbliche Wirtschaft in Aussicht stehende Nachfolgemodell eines Energiekostenzuschusses für alle Wärmeträger, also für Strom, Gas, Treibstoff und Fernwärme sein”, betont Windisch.

Regionale Lebensmittel sorgen für hohe Wertschöpfung in Wien

Anerkannte Studien belegen, dass durch den Kauf regionaler Lebensmittel zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden können. Laut einer Wifo-Erhebung sind in Wien Liesing mehr als 5500 Personen entlang der Wertschöpfungskette von Agrargütern und Lebensmitteln beschäftigt, was fast 10 Prozent aller Beschäftigten in diesem Bezirk entspricht. 

Wiens Bäuerinnen und Bauern befinden sich Tag für Tag in einem beinharten Wettbewerb mit ausländischer Konkurrenz. Diese Situation verschärft sich durch die hohen Betriebskosten, deren Ende noch nicht abzusehen ist.

“Daher brauchen wir einen neuerlichen maßgeschneiderten Energiekostenzuschuss, der wesentlich dazu beitragen kann, den Gartenbau- Standort Wien abzusichern. Damit wird letztlich auch ein zentraler Beitrag zur weiteren Versorgungssicherheit mit frischen und regionalen Spezialitäten für die Konsumentinnen und Konsumenten der Bundeshauptstadt gesetzt”, erklärt Präsident Windisch.

Stromkosten haben sich mehr als vervierfacht

Welchen Belastungen gerade die Garten- und Weinbaubetriebe in Wien ausgesetzt sind, zeigen die enorm gestiegenen Stromkosten. So hat sich der Landwirtschaftstarif bei Strom
mit Jahresbeginn 2023 gegenüber dem Vorjahr pro Kilowattstunde mehr als vervierfacht. Gleichzeitig laufen die jeweils zweijährigen Verträge für die Versorgung der Betriebe mit Fernwärme aus.

“Unsere Betriebe sind enorm verunsichert.”

Auch der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Wien, Norbert Walter zeigt sich besorgt: “Einerseits müssen sie bereits mit einer Vervierfachung des Strompreises zurechtkommen, andererseits sind darüber hinaus bei der Fernwärme massive Teuerungen zu erwarten. Die gelebte und sehr erfreuliche Solidarität und Treue der Wienerinnen und Wiener zum heimischen Gemüse wird aber nicht ausreichen, die Existenz der Betriebe abzusichern. Wir verlangen deshalb auch ein Engagement der öffentlichen Hand.”

Wo bleibt eine Perspektive?

Norbert Walter verlangt von den verantwortlichen Stellen im Bund ebenfalls einen zweiten Schritt beim Zuschuss für die extrem hohen Energiekosten. Darüber hinaus sieht er auch das Land Wien in der Pflicht. “Wir erwarten dringend positive Signale vom Land Wien in Richtung Gartenbau, dass es gerade bei der Fernwärme zu Neuabschlüssen unter weiterhin tragbaren Bedingungen kommt. Die Fernwärmekosten dürfen nicht explodieren und so zur wirtschaftlichen Falle für die Betriebe werden. Wien rühmt sich zu Recht der Vielfalt, Qualität und Frische seiner innerhalb der Stadt erzeugten Gemüse- und Obstspezialitäten. Um jedoch auch in Zukunft diese qualitätsvollen und von Konsumentinnen und Konsumenten geschätzten Produkte zu erhalten, braucht es Gärtnerinnen und Gärtner, die diese auch weiterhin unter vernünftigen ökonomischen Bedingungen erzeugen können. Daher fordern wir hier von den Verantwortlichen ein entsprechendes Engagement”, so Walter abschließend.

- Bildquellen -

  • Glashaus Wien: karinnussbaumer.com
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AUTORred. AR
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