Energiekrise kurbelt Wende an

Energie und Strom aus dem Wald, vom Dach oder Feld – die Bäuerinnen und Bauern produzieren schon lange nicht mehr nur Lebensmittel. In Zeiten der Energiewende braucht die Gesellschaft die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe mehr denn je.

Das von Bauern errichtete Gemeinschafts- Biomassekraftwerk in Reichenthal wurde heuer um eine Holzverstromungsanlage erweitert.

Technologien wie die Holzverstromung, Photovoltaik oder Biogas sind erneuerbare Energieträger. Durch die derzeitige Energiekrise wird ihr Ausbau bundesweit vorangetrieben.

Oberösterreich ist Nummer Eins bei der Biomasse-Energie

Oberösterreich ist ein Waldland. Laut der Österreichischen Waldinventur (2016 bis 2021) beträgt die Waldfläche im Land ob der Enns 501.000 Hektar. Das entspricht einem An-
teil von 42 Prozent der Landesfläche. Der Holzvorrat beläuft sich auf etwa 160 Millionen Festmeter, das sind umgerechnet 371 Vorratsfestmeter (Vfm) pro Hektar Wald. Jährlich wächst in Oberösterreichs Wäldern mehr Holz zu als verbraucht wird. So beträgt der jährliche Gesamtzuwachs hierzulande 4,2 Millionen Festmeter (9,4 Vfm pro Hektar). Genutzt werden aber nur 4,1 Millionen Festmeter (9,1 Vfm pro Hektar).
„Die Verwendung von Biomasse wie beispielsweise Holz spielt in Oberösterreich eine große Rolle. Jeder sechste Haushalt (17,3 Prozent) heizt mit Biomasse. Circa 300 Nahwärme-Anlagen versorgen knapp 30.000 Haushalte in Oberösterreich mit Wärme. Damit können 81 Millionen Liter Heizöl und 215.000 Tonnen CO2 eingespart werden“, so die oberösterreichische Bauernbund-Landesobfrau und Landesrätin Michaela Langer-Weninger.

„Die Energiewende und die Klimaziele können ohne die Biomassenutzung nicht erreicht werden.“ Michaela Langer-Weninger 

Heimische Forstwirtschaft arbeitet seit jeher nachhaltig

Laut der Waldinventur der Jahre 2016/2018 wird circa die Hälfte der oberösterreichischen Waldfläche von Kleinwaldbauern bewirtschaftet, wobei die meisten weniger als fünf Hektar besitzen. „Die Bewirtschaftung der heimischen Wälder erfolgt im Sinne der Kreislaufwirtschaft durch die bäuerlichen Familienbetriebe. Diese nachhaltige Bewirtschaftung ist auch durch eines der weltweit strengsten Forstgesetze garantiert“, betont Langer-Weninger und ergänzt, dass österreichweit die Forst- und Holzwirtschaft 300.000 Arbeitsplätze und Einkommen sichert. Umgerechnet ist das jeder 15. Arbeitsplatz.

Strom aus Holz von Bäuerinnen und Bauern aus der Region

Die Methode der Holzvergasung wurde bereits vor mehr als 200 Jahren erfunden. So lassen sich Wärme, Strom, Wasserstoff, synthetisches Erdgas (SNG) oder etwa Holzdiesel erzeugen. Holzvergasungsanlagen erzeugen zwei Drittel Wärme und ein Drittel Strom. Laut dem österreichischen Biomasseverband produzieren sie circa 17 Prozent der gesamten österreichischen Fernwärmeerzeugung. Schon in der Vergangenheit haben sich Bauern zu „Energiewirten“ zusammengeschlossen und Gemeinschafts-Anlagen – wie das nachfolgende Beispiel zeigt – für die Versorgung der Bevölkerung errichtet. „Unser von Bauern errichtetes Gemeinschafts-Biomassekraftwerk in Reichenthal gibt es seit 1991. Im Juni des Jahres 2022 wurde es um eine Holzverstromungsanlage erweitert. Wir beliefern ungefähr 110 Objekte in Reichenthal mit Fernwärme. Das Holz kommt dabei überwiegend aus den Wäldern der beteiligten Bauern. Der produzierte Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. Wir erzeugen 800.000 Kilowattstunden Strom. Das reicht für 200 Haushalte bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden pro Haushalt und Jahr“, erklärt der Obmann des Biomassekraftwerkes in Reichenthal Rudolf Traxl. Für Traxl besonders wichtig ist der große Vorteil der Holzverstromungsanlagen: „Wir sind mit unserer Holzverstromungsanlage unabhängig von der Witterung und können konstant und bedarfsgerecht Energie in Form von Strom erzeugen.“

Klimaziele sind ohne Biomasse nicht erreichbar

Atomenergie und Gas wurden im heurigen Jahr seitens des EU-Parlamentes als grün und nachhaltig einge­stuft. Im September 2022 wurde durch das EU-Parlament völlig unverständlich der Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz aber eine klare Abfuhr erteilt. Durch die Überarbeitung der EU-Richtlinie RED III (Erneuerbaren Energie Richtlinie – Renewable Energy Directive) soll die Nutzung von Biomasse eingeschränkt werden. Dabei soll die direkte Nutzung von Biomasse auf dem durchschnittlichen Niveau der Jahre 2017 bis 2022 eingefroren werden. Weiters soll bis 2030 die Menge auf ein noch von der Kommission vorzuschlagendes Niveau verringert werden.
„Die Energiewende und die europä­ischen Klimaziele können ohne die Bio­massenutzung nicht erreicht werden. Auch werden wir so nicht die Unabhän­gigkeit von ausländischen Energielieferungen schaffen, sondern neue Abhängigkeiten herbeiführen. Wir stemmen uns deswegen mit aller Vehemenz gegen diese Beschlüsse und treten klar für eine nachhaltige Nutzung von Biomasse im Sinne des Klimaschutzes und der Unabhängigkeit ein“, betont Langer-Weninger und fordert ein Überdenken auf europäischer Ebene.

- Bildquellen -

  • Biomassekraftwerk: Rudolf Traxl
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