Trübe Aussichten präsentierte der Fachverband der Holzindustrie vergangene Woche am Internationalen Holztag in Pörtschach am Wörthersee. „Die vergangenen Jahre waren stets von hoher Nachfrage geprägt, wenn auch mit schwankenden Preisen“, erinnert Markus Schmölzer, Vorsitzender der Sägeindustrie Österreich. Davon sei aber seit Sommer des vergangenen Jahres nichts mehr zu spüren. Die Nachfrage sei eingebrochen, selbst die sonst übliche saisonale Belebung auf den Überseemärkten und in der Bauwirtschaft sei heuer ausgeblieben, so Schmölzer.

„Die Exporte von Nadelschnittholz sind heuer 13 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.“ – Franz Mühlbauer

Ersteres trifft die traditionell exportorientierte Holzindustrie besonders hart. „Die Situation heuer ist weniger dynamisch“, weiß auch der Vorsitzende des Holzhandels, Franz Mühlbauer, zu berichten. „Die Exporte von Nadelschnittholz sind heuer 13 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Besonders aus Italien und Deutschland wird weniger bestellt.“ Einzig positives Signal aus Sicht der Forstwirtschaft: Die Holzeinfuhren aus Russland sind mittlerweile völlig zum Erliegen gekommen. „Das können wir mit heimischem Holz kompensieren“, sagt Mühlbauer. „Insgesamt wird der Anteil an österreichischem Holz in der Verarbeitung heuer mehr“, ergänzt Schmölzer. Nachsatz: „Wohl auch wegen der angefallenen hohen Schadholzmengen.“ Konkret dürfte der Import an Nadelsägerundholz heuer um 1,4 Mio. Festmeter auf 5,3 Mio. Festmeter sinken.

Konjunkturflaute am Bau

An der bedrückenden Großwetterlage in der Holzindustrie ändert das jedoch wenig. Die schwächelnde Bauwirtschaft bereitet den hiesigen Sägern gehörig Kopfzerbrechen. Quelle: Fachverband der HolzindustrieSo ging die Anzahl der Baugenehmigungen laut Statistik Austria schon im Vorjahr gegenüber 2021 um knapp ein Viertel zurück, in Deutschland verzeichnete man heuer im ersten Halbjahr gar schon ein Minus von 27 Prozent. Das EU-Forschungsnetzwerk Euroconstruct prognostiziert für Westeuropa seit 2021 bis 2025 ein um 12 Prozent geringeres Wohnbauaufkommen, für Österreich und Deutschland wurden Einbrüche um die 30-Prozent-Marke errechnet. Die Nationalbank notiert außerdem um zwei Drittel weniger private Wohnbaukredite im ersten Halbjahr dieses Jahres. Auch der Baukostenindex der Statistik Austria stagniert nach wie vor auf hohem Niveau.

 

„Wir müssen uns auf eine längere Flaute im Baugeschäft einstellen“ – Markus Schmölzer

„Wir müssen uns auf eine längere Flaute im Baugeschäft einstellen“, sagt Schmölzer in Bezug auf „seine“ wichtigsten Abnehmer. „Wir erwarten heuer eine um 20 Prozent gesenkte Schnittholzproduktion.“ Die Sägeindustrie sei gezwungen, darauf zu reagieren. Vereinzelt hätten Betriebe ihre Mitarbeiter bereits in Kurzarbeit geschickt. Um die fortlaufende Kostenlast zu stemmen, greife man auf Reserven der vergangenen Jahre zurück, doch „von diesen wird nach 2023 nichts mehr übrig sein“. „Damit die Wertschöpfungskette Holz keinen Schaden nimmt“, fordern die Holzindustriellen nun die Politik zum Handeln auf. Es brauche Investitionen in „bezahlbaren“ Wohnungsbau, egal ob Neubau, Sanierung oder Nachverdichtung. Holz sei schließlich für all das der ideale Baustoff und „alles andere als ein Inflationstreiber“, wie die beiden Branchenvertreter betonen.

- Bildquellen -

  • GrafikSchnittholz: Fachverband der Holzindustrie
  • Holzlager: Petair - stock.adobe.com
- Werbung -
AUTORClemens Wieltsch
Vorheriger ArtikelLK-Präsident spricht von einer „Achterbahnfahrt“
Nächster ArtikelBäuerinnen talken über Thema Selbstständigkeit