Direktvermarktung im Fokus

Vor einem Jahr wurde der neue Verband „Tiroler-Direktvermarkter“ gegründet. Im Rahmen der Tiroler Direktvermarktungsmesse fand auch dessen erste Generalversammlung statt. Der Verband hat bereits 355 Mitglieder und zog nach dem ersten Jahr eine positive Bilanz.

GF Wendelin Juen, Obmann Michael Jäger und Obmann-Stv. Hannes Danzl freuten sich über die erfolgreiche Bilanz des Direktvermarktungsverbandes.

Der Landesverband steht sowohl Neueinsteigern als auch Profis offen und ist ein wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung einer starken Interessensvertretung für die Direktvermarkter. Die Anliegen der Tiroler Direktvermarkter werden im Verband gebündelt und vehement vertreten. „Bereits 355 Betriebe sind dem Landesverband beigetreten und nutzen dessen Angebote“, freut sich Obmann Michael Jäger über den regen Zuspruch. Ein zentrales Ziel des Landesverbandes Tiroler-Direktvermarkter ist es, ein vielfältiges Angebot an Lebensmitteln erstklassiger Qualität bereitzustellen.

„Dank der engen Kooperation mit der Landwirtschaftskammer und der starken Verankerung des Landesverbandes in den Bezirken erhalten die Direktvermarkter wertvolle Beratung und Unterstützung“, zeigt sich Jäger von der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges überzeugt. „Als Direktvermarkter sind wir wahre ‚Allrounder‘, vom Produzenten und Veredler bis hin zum Vermarkter ist alles in einer Person vereint. In jedem Bereich ist spezielles Wissen erforderlich. Kurze Transportwege und die hohe Qualität unserer Produkte leisten zudem einen entscheidenden Beitrag zu Nachhaltigkeit und Ernährungssicherheit.“ 

Wirtschaftsfaktor

Rund 1.500 Direktvermarkter, etwa zehn Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe, beziehen mittlerweile mehr als die Hälfte ihres Einkommens aus diesem Betriebszweig. Das ist auch auf die Beratungsleistungen der LK zurückzuführen.

Die Vermarktung von Produkten, die direkt am bäuerlichen Betrieb aus den eigenen Rohprodukten erzeugt werden, ist für die Tiroler Landwirtschaft von besonderer Bedeutung. Das spiegelt sich auch in den Umsatzzahlen der Direktvermarktungsbetriebe wider, wie Fachbereichsleiter Wendelin Juen berichtet: „Qualität, Regionalität und Transparenz – mit diesen Dingen kann man als Direktvermarkter punkten. Die Tiroler Direktvermarktungsbetriebe generieren jährlich über 120 Millionen Euro Umsatz, vor allem mit Erzeugnissen wie Milch und Milchprodukten, Fleisch und Fleischprodukten, Gemüse, Kartoffeln, Obst, Apfelsaft, Wein, Schnaps, Eiern und Honig. Wichtig ist allerdings zu betonen, dass Umsatz nicht gleich Einkommen ist. Die Produktion, Veredelung und Vermarktung erfordern einen hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand.“  

Bürokratische Hürden

Zurzeit steht die Direktvermarktung vor einigen Herausforderungen. Vor dem Gesetz werden Direktvermarkter und Großkonzerne als gleich behandelt, was wiederum Ungleichheit erzeugt. „Die kaum noch praktikable Bürokratie stellt uns vor große He-rausforderungen. Komplexe Vorschriften, Dokumentationspflichten und zahlreiche Kontrollen verursachen hohe Kosten, beanspruchen viel Zeit und belasten die Nerven“, betont Obmann-Stellvertreter Hannes Danzl. Schulungen zur Erfüllung bürokratischer Anforderungen nehmen einen großen Teil der Aus- und Weiterbildung ein. „Die eigentliche Kernkompetenz der Bäuerinnen und Bauern liegt in der Erzeugung hochwertiger Lebensmittel, nicht in der Bewältigung bürokratischer Aufgaben“, erklärt Danzl. Trotz dieser ärgerlichen Hindernisse bleiben viele Direktvermarkter optimistisch. „Das ist letztlich dem positiven Feedback der Kunden geschuldet, die den direkten Kontakt mit den Produzenten schätzen und dankbar für die tolle Qualität der Lebensmittel sind. Dies ist ein entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit der Direktvermarktung.“ 

„Die Klassiker wie Bauernmärkte, Bauernläden und Hofläden erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit“, so Obmann Michael Jäger. Aber auch der Einkauf am Automaten oder im Selbstbedienungsladen, die rund um die Uhr geöffnet sind, wird gut angenommen. Sehr erfolgreich sind außerdem Zustelldienste wie die Gemüsekiste, Bauernkiste, Biokiste etc. Weiters gibt es wertvolle Kooperationen mit FoodCoops oder einzelnen Lebensmittelgeschäften. Die direkte Belieferung engagierter Gastronomen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Direktvermarktung. Einen weiteren Faktor sieht Jäger in der Bildung: „Unsere landwirtschaftlichen Schulen legen den entscheidenden Grundstein für die nächste Generation von Direktvermarktern. Hier lässt sich bereits früh ein Innovationswille erkennen. Die Welt verändert sich, also darf sich auch die Landwirtschaft verändern und die Menschen dabei mitnehmen.“

Spezialmesse für Direktvermarkter

Über 200 Besucher der Spezialmesse für Direktvermarktung zeigten vergangene Woche großes Interesse an innovativen Lösungen für Verpackung und Etikettierung. 25 Firmen präsentierten ihre Produkte und technischen Möglichkeiten. Neben den Ausstellern informierten im Rahmen der Spezialmesse Experten in Vorträgen über Tipps und Lösungen, um aktuelle Hürden besser zu meistern.

„Die Etikettierung und richtige Kennzeichnung sind zu einem Problemfeld geworden, bei dem oft selbst Experten uneins sind. Dementsprechend groß ist diese Hürde für die Direktvermarkter. Wir wollen sie in der Beratung und im Rahmen der Messe mit entsprechender Info unterstützen“ berichtet Hannes Danzl. 

- Bildquellen -

  • FotoDirektvermarktung: LK Tirol
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AUTORRed. JS
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