3,084 Euro kostete Diesel bereits an einer Lagerhaus-Tankstelle in Tulln in Niederösterreich. in Ebreichsdorf südlich von Wien wurde Diesel an einer Lagerhaus-Zapfsäule um 2,899 angepriesen, mit Eco Protect-Zusätzen um 2,999 Euro.

“Unsere Berechnungen haben heute einen höheren Preis als bei der Konkurrenz ergeben”, erklärte am Mittwochabend Monika Voglgruber, Sprecherin der Raiffeisen Ware Austria, gegenüber der Tageszeitung Heute. Der Konzern ziehe daraus aber keinen Gewinn, „das ergibt sich aus den Preisschwankungen und dem Umstand, dass es schwierig ist, daraus eine zielführende Kalkulation zu finden”, so die Sprecherin über die Preiserhöhung. Indes hat das Lagerhaus Wiener Becken den Dieselpreis an seiner Tankstelle wieder nach unten korrigiert und sich „für eine falsche Preisentwicklung“ entschuldigt.

Der explodierende Diesel-Preis treibt gerade den Bauern Sorgenfalten auf die Stirn. Ein typischer Ackerbaubetrieb braucht im Durchschnitt gut 10.000 bis zu 15.000 Liter Diesel für die Bewirtschaftung seiner Felder. Und der Frühjahrsanbau steht unmittelbar vor der Tür.

Zu Dieseltreibstoff gibt es bei Traktoren keine Alternative. Vor einem Jahr, Anfang März 2021, kostete Diesel hierzulande 1,16 Euro. Seit gestern es weit über 2 Euro, mit ersten Ausreißern wie oben beschrieben.

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger dazu: „Ohne Treibstoff gibt es keine Lebensmittelproduktion. Jeder Cent, um den der Diesel an der Zapfsäule teurer wird, bringe die Bauern mehr unter Druck. Klar ist, wir werden unsere Bäuerinnen und Bauern nicht im Stich lassen.“

Im Landwirtschaftsministerium wurde ein Krisenstab eingerichtet, der sich mit der Gewährleistung der Versorgung mit Lebensmitteln, aber auch mit Betriebsmitteln auseinandersetzt. „Wir beobachten die Situation genau. Falls es zu Verwerfungen kommt, können wir jederzeit reagieren.“ Primäres Ziel sei es, die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln in Österreich jederzeit zu gewährleisten.

Laut Köstinger sei eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Treibstoff „unionsrechtlich nicht möglich“. Das Problem der Teuerung werde von der Bundesregierung ernst genommen. „Es hat für uns oberste Priorität. Wir sind bei der Produktion von Lebensmitteln auf Diesel angewiesen. Um dieses Problem zu lösen, braucht es eine kollektive europaweite Strategie und Lösung.“

Starke Preisschwankungen kennzeichnen auch die Märkte für agrarische Rohstoffe. Bauernbund-Präsident Georg Strasser beklagt: „Bereits vor den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine waren die Preise für Treibstoffe, Futtermittel und Dünger existenzbedrohend für viele Bäuerinnen und Bauern. Jetzt werden die bisherigen Höchstpreise noch einmal übertroffen.“

Auch Strasser bezieht sich auf den Einsatzstab im Landwirtschaftsministerium. „Dieser beobachtet und bewertet die Lage auf den Agrarmärkten, die Handelsströme und die Lebensmittelversorgung genau und steht dabei im ständigen Austausch mit Vertretern aus der Wirtschaft und den Verbänden. Wo nötig und möglich, werden rasch stabilisierende Maßnahmen gesetzt,“ sagt Strasser.

Zum anschwellenden Strom an Flüchtlingen aus dem Kriegsgebiet meint der Bauernbündler: „All diese humanitären und wirtschaftlichen Probleme können wir nur mit einer gemeinsamen europäischen Antwort lösen. Nationale Abschottung ist kein geeigneter Ansatz. Dieser schreckliche Krieg und die damit einhergehenden Folgen werden uns leider länger begleiten.“

Umso mehr gelte es jetzt, die Ernährungssouveränität in Österreich und Europa weiter zu stärken. Österreichs Landwirte bekennen sich klar zu den Umwelt- und Klimaschutzzielen der EU. Strasser: „Angesichts der befürchteten Auswirkungen des Krieges auf die Lebensmittelversorgung müssen wir aber alle verfügbaren Flächen nutzen, um die fehlende Produktion in Osteuropa zu kompensieren.“ Der Bauernbund ist wie Landwirtschaftsministerin Köstinger für ein vorübergehendes Aussetzen der Stilllegung von 4 Prozent der Agrarflächen.

Sorge bereitet Strasser auch der ungarische Exportstopp bei Getreide, Ölsaaten und Soja. „Diese Exportrestriktionen betreffen auch Unternehmen in Österreich.“

Bernhard Weber

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AUTORRed. SN
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